Mehr schwule Männer dürfen in Grossbritannien Blut spenden
Jetzt kommt es auf das tatsächliche Risikoverhalten an
Mehr schwule Männer dürfen in Grossbritannien Blut spenden. Das gilt ab diesem Montag, dem Weltblutspendetag.
In England, Wales und Schottland dürfen künftig deutlich mehr schwule und bisexuelle Männer Blut spenden. Die neuen Regeln, die die britische Regierung bereits vor einigen Monaten angekündigt hatte, traten am Montag in Kraft.
Bislang dürfen Männer in Grossbritannien kein Blut spenden, wenn sie innerhalb der drei Monate davor Sex mit einem anderen Mann hatten. Diese Regel soll künftig nicht mehr gelten. Stattdessen soll nur noch ausschlaggebend sein, ob eine Person innerhalb von drei Monaten wechselnde Sexualpartner oder eine feste Beziehung gehabt habe.
Kommt Lockerung auch in Deutschland? In Deutschland dürfen schwule und bisexuelle Männer nur Blut spenden, wenn sie innerhalb eines Jahres keinen Sex mit einem anderen Mann hatten. Allerdings könnten die Beschränkungen in Kürze fallen, wie aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage des Nachrichtenportals Watson hervorgeh. Für die Lockerung ist eine «zustimmende Kenntnisnahme» des Arbeitskreises Blut und des Vorstands der Bundesärztekammer erforderlich. Ob und wann diese Zustimmung erfolgt, sei zurzeit aber noch unklar.
Die deutsche AIDS-Hilfe kritisiert die bisherige Regelung als diskriminierend, weil sie damit praktisch die meisten homo- und bisexuellen Männer von Blutspende ausschliesse.
Was Deutschland betrifft, so erklären Kordula Schulz-Asche MdB, Berichterstatterin für Infektionsschutz, Arzneimittel und Medizinprodukte und Sven Lehmann, Sprecher für Queerpolitik der Grünen Bundestagsfraktion: «Immer noch sind Männer, die Sex mit Männern haben, als Blutspender pauschal nicht erwünscht. Und das, obwohl händeringend Blutspender*innen gesucht werden.» Es bleibe willkürlich und unbegründet, warum bestimmten Personengruppen für eine Blutspende eine einjährige sexfreie Zeit vorgeschrieben werde.
Der Grünen-Antrag «Diskriminierung von homosexuellen und transgeschlechtlichen Menschen bei der Blutspende beenden» wurde in der vergangenen Sitzung des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages von den Koalitionsfraktionen abgelehnt.
Die explizite Nennung von trans Personen als eigene ‚Risikogruppe‘ ist stigmatisierend und muss gestrichen werden.
Helmut Metzner aus dem Bundesvorstand des LSVD erklärte: «Homo- und bisexuelle Männer sollten nicht länger von der Blutspende ausgeschlossen werden. Das Risiko einer Infektion bemisst sich danach, ob das Sexualverhalten riskant ist, nicht danach, ob eine Person homo-, bi- oder heterosexuell bzw. transgeschlechtlich ist. Die explizite Nennung von trans Personen als eigene ‚Risikogruppe‘ ist stigmatisierend und muss gestrichen werden. Die gleiche Sicherheit von Blutkonserven lässt sich auch ohne Diskriminierung gewährleisten.»
Das zeige der Blick ins Ausland: Zahlreiche Länder weltweit haben längst ihre Sonderregelungen für schwule und bisexuelle Männer aufgegeben, ohne dass es zu einem Anstieg ungeeigneter Blutspenden kam. Unter anderem haben Brasilien und Ungarn das Blutspendeverbot für Schwule gestrichen (MANNSCHAFT berichtete).
Der Ausschluss von Personen von der Blutspende müsse sich deshalb nach dem persönlichen sexuellen Risikoverhalten richten. Die entsprechende Richtlinie der Bundesärztekammer müsse geändert werden, so Metzner.
Männer, die mit Männern Sex haben, müssen auch in der Schweiz weiterhin 12 Monate enthaltsam leben, um Blut spenden zu dürfen (MANNSCHAFT berichtete). Auch in Österreich kommt eine angekündigte Reform (MANNSCHAFT berichtete) auch unter dem neuen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) nicht voran.
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