«In Malta schliessen sich Tradition und Vielfalt nicht aus»
Ein Gespräch mit dem neuen Botschafter Vanni Xuereb
Malta ist weiterhin klar die Nummer 1 in Europa, wenn es um LGBTIQ-Rechte geht. Das zeigte kürzlich das neue ILGA-Ranking (MANNSCHAFT berichtete). Nun öffnet sich das Land wieder für den Tourismus.
Malta hat nach Angaben seines Gesundheitsministers als erstes EU-Land 70 Prozent seiner erwachsenen Bevölkerung mit wenigstens einer Dose gegen Covid-19 geimpft. «Wir haben heute die Herdenimmunität erreicht», erklärte Minister Chris Fearne am Montag. In dem Land mit etwa 500 000 Einwohner*innen wurden laut Daten des Gesundheitsministeriums Stand Sonntag bislang mehr als 475 000 Impfstoffdosen verabreicht. Fearne zufolge sind von den Menschen über 16 Jahren knapp 42 Prozent durchgeimpft.
Wir sprachen mit dem Botschafter von Malta, Vanni Xuereb, in Berlin
Laut dem neuen ILGA-Ranking liegt Malta wieder vorne. Herzlichen Glückwunsch! Danke! Es ist ja ein bisschen ein Widerspruch, weil Malta als ein sehr traditionelles Land bekannt sind, in dem der Einfluss der katholischen Kirche noch sehr wichtig ist, das ist immer noch sehr wichtig. Aber ich denke, das maltesische Volk im allgemeinen sind Menschen, die am Ende des Tages sehr, sehr aufgeschlossen sind, auch wenn sie noch sehr eng mit den Traditionen verbunden sind. Sie sehen dies jedoch nicht als Hindernis für die Akzeptanz von Vielfalt.
Ich muss sagen: Dahinter steckte auch ein sehr starker politischer Wille, weil die 2013 gewählte Regierung LGBTIQ Rechte in ihr Manifest aufgenommen hat. Sie hat wirklich darauf gedrängt, sich für diese Öffnung einzusetzen, insbesondere bei der Verabschiedung des Gesetzes, das eingetragene Partnerschaften und schliesslich einige Jahre später die volle Gleichstellung der Ehe ermöglichte (MANNSCHAFT berichtete), sodass wir eines der ersten Länder in der Europäischen Union waren, die dies getan haben. Wir sind also sehr stolz. Es ist nicht so, dass es keine negativen Reaktionen hervorgerufen hat, weil es Leute gab, die dachten, unsere Gesellschaft sei nicht bereit dafür. Aber ich bin sehr glücklich zu sagen, dass die Gesellschaft mit der Zeit gegangen ist.
Viele Länder, die vom Tourismus leben, wurden hart von der Corona-Pandemie getroffen. Auch Malta. Am 1. Juni öffnen wir wieder für den Tourismus, aber wir machen das vorsichtig. Wir wissen, was letzten Sommer passiert ist, als wir vielleicht zu voreilig waren und uns für Touristen öffneten, und das brachte die bekannten Konsequenzen mit sich, mit denen wir nicht sehr zufrieden sind. Aber jetzt ist die Situation unter Kontrolle, wir haben nur sehr wenige Fälle von Neuinfektionen.
Sie sind jetzt seit neun Monaten in Berlin. Ihr Eindruck bisher? Ja, vorher war ich in Madrid. Es ist also ein grosser Unterschied von dort nach Berlin. Ich kam im August hier an. Im Herbst gab es den Lockdown, also habe ich Berlin nicht wirklich von seiner besten Seite gesehen. Aber ich bin schon begeistert von der Stadt wegen ihrer Vielfalt. Ich freue mich sehr darauf, Berlin zu entdecken, mit Menschen zu interagieren und nicht nur auf den Bildschirm zu starren. Ich freue mich sehr darauf, in den kommenden Monaten nicht nur Berlin, sondern auch den Rest des Landes kennenzulernen.
Über vier Jahren schon gilt das Verbot von «Konversionstherapien» in Malta (MANNSCHAFT berichtete). Es war das erste EU-Mitglied, das diese schädlichen Therapien unter Strafe stellte.
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