Malaysia: Oppositionsführer Anwar Ibrahim neuer Regierungschef
Einst kam er wegen vermeintlicher Korruption und Homosexualität ins Gefängnis
Malaysias langjähriger Oppositionsführer Anwar Ibrahim ist der neue Ministerpräsident des Landes. Er wurde am Donnerstagnachmittag von König Abdullah im Palast in der Hauptstadt Kuala Lumpur vereidigt.
Vorausgegangen waren tagelange Beratungen mit allen politischen Fraktionen. Anwars Bündnis Pakatan Harapan (Allianz der Hoffnung, PH) hatte bei der Parlamentswahl am Samstag 82 der 222 Parlamentssitze gewonnen. Der Wahlsieg reichte jedoch nicht für eine Mehrheit.
Seither gab es komplizierte Verhandlungen, weil auch die zweitplatzierte Koalition Perikatan Nasional (Nationale Allianz, PN) mit ihren 73 Sitzen versuchte, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. Anwar gelang es nun, sich die Unterstützung unter anderem von Regionalparteien aus dem Bundesstaat Borneo zu sichern. Als ersten Schritt seiner Regierung kündigte er an, die Ministerzahl zu senken und die Gehälter der Minister zu kürzen.
Anwar war früher bereits Vizeministerpräsident und Finanzminister. Seit mehr als 20 Jahren versuchte er immer wieder, Regierungschef des südostasiatischen Landes zu werden. Nachdem sich Anwar Ende der 1990er Jahre mit dem damaligen Langzeit-Ministerpräsidenten Mahathir Mohamad überworfen hatte, wurde er wegen vermeintlicher Korruption und Homosexualität – die in Malaysia verboten ist – zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt (MANNSCHAFT berichtete). 2004 kam er überraschend aus der Haft.
Der mittlerweile 97 Jahre alte Mahathir – einer der bekanntesten Politiker Asiens – hat derweil bei der Wahl seinen Parlamentssitz verloren. Mahathir war von 1981 bis 2003 Regierungschef. Als er von 2018 bis 2020 erneut regierte, war er der älteste Ministerpräsident der Welt. Der Politiker erklärte, er wolle die politische Bühne nach der Niederlage verlassen.
Das Land hofft nach Jahren der politischen Wirren auf Stabilität. In den vergangenen vier Jahren gab es drei verschiedene Regierungschefs. Der bisherige Ministerpräsident Ismail Sabri Yaakob hatte im Oktober nach einem Zerwürfnis zwischen seiner Partei UMNO und deren Verbündeten das Parlament aufgelöst und eine Neuwahl angekündigt. Eigentlich hätte Malaysia erst im nächsten Jahr wieder wählen sollen.
Als das Land 2019 Partnerland der weltgrössten Reisemesse ITB in Berlin war, sorgte der damalige Tourismusminister Malaysias mit seiner Äusserung über angeblich nicht vorhandene Homosexuelle gleich zum Auftakt für einen Eklat (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
News
US-Hardliner stand zu seiner lesbischen Tochter: Dick Cheney ist tot
Dick Cheney ist tot. Als einflussreicher Vize im Weissen Haus gestaltete er eine politische Ära in den USA mit. Seine Töchter lieferten sich einst einen öffentlichen Disput über die Öffnung der Ehe.
Von Newsdesk/©DPA 
Lesbisch
Hamburg
Mann homophob beleidigt und mit Messer bedroht: Wer hat etwas gesehen?
Vor einem Lokal in Hamburg soll es zu einer Beleidigung und Bedrohung gekommen sein. Beides in mutmasslich homophober Motivation.
Von Newsdesk/©DPA 
Queerfeindlichkeit
News
Polizei
Wien
Muslimischer Vater fordert Entlassung von schwulem Lehrer
Warnung aus Wien: Der politische Islam breitet sich an Österreichs Schulen aus
Von Christian Höller 
Buch
Bildung
Religion
News
People
«Lasse mir meine Stimme nicht nehmen» – Schüsse auf Büro von Shirin David
Zeug*innen bemerken Einschusslöcher am Büro der Künstlerin. Die Polizei stellt Projektile sicher. Was steckt dahinter? Die Rapperin äussert sich jetzt selbst dazu.
Von Newsdesk/©DPA 
News
Bi
Deutschland