++ Zahl homosexueller Ehepaare steigt ++ Vielfalt im Sport ++
Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 24. September 2023
++ 14,3 Prozent mehr gleichgeschlechtliche Ehen ++
In Nordrhein-Westfalen haben sich im vergangenen Jahr 2282 gleichgeschlechtliche Paare das Ja-Wort gegeben. Das ist im Vergleich zu 2021 ein Plus von 14,3 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Dabei haben sich mehr Frauen (1274) als Männer (1008) für eine Ehe entschieden. Der Anteil der gleichgeschlechtlichen Paare an allen Eheschliessungen (85 008) liegt landesweit bei 2,7 Prozent. Hier gab es 2022 einen Anstieg von 11 Prozent im Vorjahresvergleich.
Gleichgeschlechtliche Paare sind deutlich älter. Im Durchschnitt heiraten gleichgeschlechtliche Männer mit 43,6 Jahren, Frauen mit 40,1 Jahren. Bei den gemischtgeschlechtlichen Paaren sind die Männer laut IT.NRW beim Ja-Wort im Schnitt 34,0 und die Frauen 31,7 Jahre alt. (dpa)
++ LSB für mehr Vielfalt im Sport ++
Das Queere Netzwerk Niedersachsen (QNN) und der Landessportbund Niedersachsen (LSB) haben am Mittwoch einen Kooperationsvertrag für mehr Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Sport unterzeichnet. «Vielfalt in Bewegung! Ein Projekt zur Förderung der Toleranz und Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Breitensport in Niedersachsen» soll Sportvereine, Sportbünde und Landesfachverbände dabei unterstützen, sich mehr als bisher auch queeren Menschen zu öffnen.
Bereits einen Tag zuvor hatte auch der LSB Berlin mitgeteilt, sich zusammen mit der Sportjugend Berlin (SJB) künftig noch stärker gegen Diskriminierung aufstellen zu wollen. «Wir wissen um die einzigartige Kraft des Sports, die Menschen zusammenzubringen», wurde LSB-Präsident Thomas Härtel bezüglich des am Dienstag veröffentlichten Positionspapiers zitiert. «Es geht insbesondere darum, ein sicheres und diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen, Barrieren abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.»
++ Fotoausstellung «Sex-Workers» in Hannover ++
Zum 35. Jubiläum des Phoenix e.V., der sich für die Rechte von Sexarbeitern in Niedersachen einsetzt, findet im Neuen Rathaus Hannover eine Jubiläumsfeier statt. Zu den Gästen gehören u.a. Oberbürgermeister Belit Onay und Regionsrätin Christine Karasch. Darüber hinaus wird die Foto-Ausstellung «Sex-Workers – Das ganz normale Leben» des Künstlers Tim Oehler zu sehen sein. Die Bilder sind Teil der Leihgabe des Projektes «Magdalena» der AWO Sachsen-Anhalt aus Magdeburg.
Die Ausstellung wird am 29. September um 13.30 Uhr gemeinsam mit dem Künstler und der Sexarbeiterin Mia Rose eröffnet. Danach ist die Schau vom 4. bis 6. Oktober im Gartensaal zu sehen.
++ Erste queere Geflüchtete aus Afghanistan aufgenommen ++
Vor fast einem Jahr gab die Bundesregierung bekannt, ein Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan zu starten. In dieser Woche sind nun die ersten queeren Afghan*innen in Deutschland angekommen.«Auf gleichgeschlechtliche Handlungen steht in Afghanistan die Todesstrafe. Zu viele LGBTIQ sind bereits ermordet worden. Transgeschlechtliche Personen erleben aufgrund ihrer Sichtbarkeit besonders häufig Gewalt», erklärte Dr. Jörg Hutter aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD).
Organisationen wie der LSVD und Rainbow Afghanistan würden unzählige, verzweifelte Hilferufe erhalten, in denen queere Menschen in Afghanistan darum bitten, sie in Sicherheit zu bringen. Die Ankunft der ersten queeren Geflüchteten aus Afghanistan gäbe Hoffnung, gemeinsam mit den Behörden noch mehr Personen vor dem menschenfeindlichen Regime der Taliban retten zu können. «Mit diesem wichtigen Meilenstein dürfen die Bemühungen der Bundesregierung für die Rechte von LGBTIQ Verfolgten nicht enden. Wir fordern die Bundesregierung und alle demokratischen Parteien daher auf, sich bei den Diskussionen um die sogenannten sicheren Herkunftsstaaten, das Gemeinsame Europäische Asylsystem und in der gesamten Migrationsdebatte klar auf die Seite von Menschenrechten, Vielfalt und Respekt zu stellen», sagte Hutter.
++ Kritik an Blutspende-Regelung ++
Die Abgeordnete Tessa Ganserer (Grüne), stellvertretendes Mitglied im Gesundheitsausschuss, hat einen Offenen Brief an die Bundesärztekammer geschrieben. «Mit grossem Bedauern» stelle sie fest, dass noch immer keine diskriminierungsfreie Blutspende geschaffen wurde. Obwohl sie mit der diesjährigen Novelle des Transfusionsgesetzes vom Gesetzgeber dazu verpflichtet wurde. Eine erneute Überarbeitung sei unbedingt erforderlich. Dabei sollte auch die Expertise von Verbänden, wie etwa von der Deutschen Aidshilfe, miteinbezogen werden. «Denn: Wer Blut spendet, hilft, Leben zu retten.»
Zwar werden in der Neufassung zwar Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) sowie trans Menschen nicht mehr explizit ausgeschlossen. Dennoch fänden sich in den überarbeiteten Richtlinien implizit diskriminierende Vorgaben, die nicht mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen begründet werden können. So sollen beispielsweise in Zukunft Personen von der Blutspende ausgeschlossen werden, die in den jeweils letzten vier Monaten Analverkehr mit neuen Sexualpartner*innen hatten. Hierbei handle es sich lau Ganserer um eine stigmatisierende Hintergrundannahme, die eine mittelbare Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung darstellt, da Analverkehr nicht per se risikobehaftet ist. «Nur wenn er ohne Schutzmassnahmen ausgeführt wird, ist ein erhöhtes Risiko für die Übertragung von Infektionskrankheiten möglich.»
++ Neue Regenbogenbank in Bayreuth ++
Am Montag Nachmittag wurde die neue Regenbogenbank eingeweiht. Die Einweihung musste aufgrund von Vandalismus an ihrem ursprünglichen Platz – der Wilhelminenaue – verschoben werden, da die Bank restauriert werden musste. Nun steht die Bank an einem neuen Platz, direkt gegenüber vom Rathaus.
Tina Pröckl, Co-Vorsitzende des Vereins Queer Bayreuth sagte: «Schön, dass die Regenbogenbank 2.0, eine Form der Freundschaftsbank, nun mitten im Herzen der Stadt steht. Leider polarisieren Regenbogenbänke genau so wie das Vorhandensein von Regenbogenfamilien und deren Forderungen nach Reform im Abstammungsrecht, der Wunsch nach Selbstbestimmung, die Akzeptanz der Vielfalt Geschlechtlicher Varianten sowie sexuelle und romantische Lebensformen auch im Jahr 2023 noch immer die Gesellschaft.» Sebastian Kropp von Queer Bayreuth hofft, die Bank werde die Politik ein wenig daran erinnern, den beschlossenen queeren Aktionsplan der Stadt «endlich konsequent umzusetzen».
++ LSVD: Keine Bühne für homophobe Predigten! ++
Am 7. Oktober wird in der Grugahalle der Messe Essen das «Festival of Hope» stattfinden – eine Missionsveranstaltung, die besonders von freikirchlichen Gemeinden unterstützt wird. Seit 1950 veranstaltet die evangelikale Billy Graham Evangelistic Association (BGEA) solche und ähnliche Grossveranstaltungen. Im Rahmen des Festivals soll auch der Prediger Franklin Graham auftreten. Der habe laut LSVD bei Facebook über Homosexualität als Gräuel geschrieben und von «Konversionstherapie» durch Jesus als «Heilung» schwadroniert.
Zum geplanten Auftritt des Predigers erklärt der Vorstand des LSVD NRW: Dass die Messe Graham eine Bühne biete, sei ein Schlag ins Gesicht der Community. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sitze im Aufsichtsrat der Messe Essen GmbH und habe hier eine besondere Verantwortung für Akzeptanz und Respekt von LGBTIQ einzutreten. Der LSVD fordert die Messe Essen und den offen schwulen Oberbürgermeister Kufen auf, dafür zu sorgen, dass der Auftritt von Graham abgesagt und das Festival vom Staatsschutz überwacht werde. 2014 hatte Graham auch seine Sympathie für das russische Anti-LGBTIQ-Propagandagesetz und für Präsident Putin geäussert, schreibt der LSVD.
++ Brandenburg berät Vorgehen gegen verfassungsfeindliche Vorfälle ++
Das Kabinett berät angesichts rechtsextremistischer Vorfälle an Schulen über das Vorgehen gegen verfassungsfeindliche Aktionen. Die Runde werde am Dienstag über den Entwurf für das neue Schulgesetz beraten, teilte die Staatskanzlei am Montag mit. Bildungsminister Freiberg (SPD) will nach der Sitzung über die Ergebnisse informieren. Er hatte angekündigt, die Ordnungs- und Erziehungsmassnahmen im Schulgesetz klarer herauszuarbeiten, damit Lehrkräfte in schwierigen Konfliktsituationen nicht unsicher sind.
Zwei Lehrkräfte einer Schule in Burg im Spreewald hatten im April in einem anonymen Brief geschildert, sie seien täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Sie waren danach rechten Anfeindungen ausgesetzt. Beide verliessen die Schule. Die Zahl der gemeldeten rechtsextremistischen Äusserungen oder Handlungen in Schulen war im vergangenen Schuljahr in Brandenburg stark gestiegen, auch weil es mehr Sensibilität für dieses Thema gab.
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