War es das für Justin Trudeau?

Dem LGBTIQ-Verbündeten steht eine schwere Entscheidung bevor

Kanadas Premierminister Justin Trudeau
Justin Trudeau (Bild: Pressestelle Parlament Kanada)

Es sei ein «Mülljahr» für den Premier gewesen, sagte Komiker Mark Critch in seinem Interview mit Justin Trudeau zum Jahresende. Das ist nicht übertrieben: Für den LGBTIQ Ally wird es tatsächlich eng.

Der 52-Jährige regiert Kanada seit Ende 2015. Ob Trudeau es bis zum 10. Amtsjubiläum schafft, ist fraglich.

Kaum ein Regierungschef hat sich in den letzten Jahren so sehr für LGBTIQ-Belange eingesetzt wie Justin Trudeau. 2017 entschuldigte er sich im Namen aller Kanadier*innen in einer emotionalen Rede bei der LGBTIQ-Community für geschehene Diskriminierung. Im selben Jahr nahm er an der Pride in Montreal teil, zusammen mit Leo Varadkar. Der Ire war der erste offen schwule Premierminister seines Landes und damit auch der ranghöchste LGBTIQ-Politiker Europas. Weitere Gründe, warum Trudeau einer der wichtigsten LGBTIQ Allys ist, findest du hier.

Ob er noch lange im Amt bleibt, ist aber fraglich. Seit langem bröckelt die kanadische Regierung. Justin Trudeau hat schlechte Umfragewerte, dem unter Druck stehenden Premier droht ein Misstrauensvotum und das Ende seiner Regierung. Nachdem die Neue Demokratische Partei (NDP) dem Liberalen Trudeau im September bereits ihre Unterstützung entzogen hatte, ging NDP-Chef Jagmeet Singh nun noch einen Schritt weiter: «Die NDP wird für den Sturz dieser Regierung stimmen und den Kanadiern die Chance geben, für eine Regierung zu stimmen, die für sie arbeitet», schrieb er in sozialen Medien.

Damit scheint ein baldiges Misstrauensvotum im Parlament wahrscheinlich. Das dürfte Trudeau nach momentanen Kräfteverhältnissen kaum überstehen. Dieser Schritt scheint für Beginn dieses Jahres möglich.

Nach dem für Trudeau sehr schmerzhaften Rücktritt seiner Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland häuften sich zuletzt auch offene Rücktrittsforderungen an den 52-Jährigen, der Kanada seit Ende 2015 regiert.

«Ich werde in diesem Moment ganz sicher nicht aufhören zu kämpfen.»

Freeland, der Ansprüche auf die Führung der Liberalen nachgesagt werden, hatte sich mit Kritik an Trudeau aus der Regierung verabschiedet. «In den vergangenen Wochen waren wir uns uneinig über den besten Weg Kanadas in die Zukunft», erklärte sie in ihrem Rücktrittsschreiben.

«Im Moment sind wir in einem Moment, in dem alles schwierig ist, und Pierre Poilievre versucht die Kanadier davon zu überzeugen, nicht an sich selbst zu glauben, nicht an die CBC, nicht an den Klimawandel, nicht an Waffenkontrolle, nicht an die Rechte der Frauen zu glauben», so Trudeau über den Chef der Konservativen. Das Interview im Comedy-Sketch-Stil mit Critch wurde an Silvester um 20 Uhr ausgestrahlt. Aufgenommen wurde es schon am 6. Dezember.

Trudeau erklärte: «Ich glaube, dass die Kanadier sich dieser Herausforderung stellen, und ich werde in diesem Moment, in dem es so wichtig ist, ganz sicher nicht aufhören zu kämpfen.»

Auch privat war es für ihn kein gutes Jahr. Er trennte sich im August nach 18 Jahren Ehe öffentlich von seiner Frau Sophie Grégoire Trudeau.

Besonders aussagekräftig für die Unbeliebtheit des Premierministers ist die Tatsache, dass inzwischen mehr Kanadier*innen den neuen US-Präsidenten positiver beurteilen als Trudeau – in jüngsten Umfragen von Abacus Data jeweils 26 % gegenüber 23 %. Als die Kanadier das letzte Mal im November 2020 zu Trump befragt wurden, sahen ihn nur 11 % positiv, berichtet CNN.

Im Falle von Neuwahlen sieht es derzeit in Umfragen gut für die Konservative Partei unter dem Vorsitz von Pierre Poilievre aus. (mit dpa)

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