LGBT-Mitarbeitende am CERN werden seit Jahren gemobbt
Abgerissene Poster, Hass-Emails und Bibelzitate: Am renommierten CERN in der Nähe von Genf werden LGBT-Mitarbeitende wiederholt zum Opfer von Mobbing.
«LGBT CERN» ist ein Netzwerk für LGBT-Forscherinnen und -Forscher, die an der Kernforschungseinrichtung CERN in Meyrin in der Nähe von Genf arbeiten. Wie die Sunday Times am Wochenende berichtete, ist es nun schon öfters vorgekommen, dass die Poster des Netzwerks heruntergerissen oder anonyme Hass-Emails empfangen wurden. Ein Poster wurde auch schon mit «Schwein» bekritzelt. Auf einem anderen wurde das berüchtigte Levitikus-Bibelzitat aus dem Alten Testament notiert, das besagt, dass ein Mann, der mit «einem Mann wie mit einer Frau schläft», eine «Gräueltat» begangen hat und mit dem Tode bestraft werden soll.
Mitarbeiter erwischt Wie die Sunday Times schreibt, haben Videoaufnahmen einen Forscher auf frischer Tat dabei ertappt, wie er Poster der LGBT-Gruppe heruntergerissen habe. Obwohl dieser nun offiziell verwarnt worden sei, gehen die Betroffenen davon aus, dass es sich nicht um einen Einzeltäter handelt. Denn die Vorfälle sind nicht neu: «LGBT CERN» kämpft schon seit Jahren mit solchen Vorfällen.
Scheinbar war das Problem letzten Sommer so gross, dass der Generaldirektor Rolf Heuer die Vorfälle im CERN-Bulletin ansprechen musste: «Solches Verhalten steht ganz klar im Widerspruch mit unseren Richtlinien und die Täter werden – sobald sie identifiziert sind – mit entsprechenden Konsequenzen rechnen müssen.» Heuer forderte seine Mitarbeitende dazu auf, ihren Nachbarn mit Respekt zu begegnen, ungeachtet ihrer individuellen Unterschiede. «Dieses Vorgehen ist Teil der Identität des CERNs. Es ist Teil unserer Menschlichkeit.»
Situation «nicht so schlimm» Auf der Website von «LGBT CERN» relativiert die Gruppe jedoch das Ausmass der Mobbing-Vorfälle: «Obwohl der Artikel der Sunday Times faktisch korrekt ist, haben einige das Gefühl, dass die Situation viel schlimmer dargestellt werde, als sie tatsächlich ist. Leider werden unsere Poster oft entfernt, aber ernstere Vorfälle wie das «Schwein»-Graffiti oder Drohungen wie das Levitikus-Zitat sind glücklicherweise selten.» Die Gruppe pflege einen engen Kontakt zur Diversity-Abteilung des CERN.
In einem Blogeintrag schreibt die LGBT-Gruppe: «In einem Forschungszentrum mit Tausenden von Menschen aus jeder Altersgruppe und aus aller Welt erstaunt es nicht, dass eine kleine Minderheit ein Problem mit unserer Gruppe hat.»
«Der wiederholte Vandalismus an unseren Plakaten ist eine Kampagne des Hasses und der Intoleranz und ist inakzeptabel», sagt Aidan Randle-Conde, ein britischer Forscher und Mitgründer von «LGBT CERN» gegenüber der «Sunday Times».
Am CERN arbeiten über 10’000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 21 Nationen. Das CERN wird als Geburtsstätte des Internets gehandelt und konnte 2012 anhand des dortigen Teilchenbeschleunigers die Existenz des Higgs-Teilchens nachweisen.
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