Schwuler Sohn klagt an: Wurde misshandelt und zwangsverheiratet
Der 23-Jährige hatte bei der Polizei Anzeige gegen seinen Vater erstattet
Ein 49-jähriger Mann musste sich vorm Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich wegen schwerer Vorwürfe seines heute 23-jährigen Sohns verantworten.
Laut Bericht in den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) soll es sich bei dem Mann um einen «Bosnier muslimischen Glaubens» handeln, dessen Sohn homosexuell ist.
Der Vater habe – laut Anklage von Staatsanwältin Andrea Zach – 2010 begonnen, seinen damals minderjährigen Sohn «mit Gürtel oder Peitsche im Familienhaushalt in Gänserndorf zu schlagen», wo der Sohn bis 2020 wohnte.
«Da ist nichts dran» Jetzt kam der Mann wegen des «Verbrechens der Zwangsheirat, der schweren Erpressung, der jahrelangen fortgesetzten Gewaltausübung und der versuchten schweren Nötigung» vor einen Schöffensenat, heisst es.
Die Anklage argumentierte, dass die Homosexualität seines Sohnes nicht mit den religiösen Überzeugungen des Vaters in «Einklang» zu bringen gewesen sei. Das sei demnach die Begründung für sein Verhalten.
Verteidiger Peter Philipp konterte: «Da ist nichts dran.» Fünf Zeug*innenen, alles Familienangehörige, könne die Verteidigung vorbringen – zum Vorteil seines Mandanten, schreibt die NÖN. Am Ende stehe die reine «Frage der Beweiswürdigung», so der Verteidiger.
Das machte Philipp bereits beim Anklagepunkt der Zwangsheirat deutlich. Die inkriminierte Eheschliessung aus dem Jahr 2021 sei bereits die dritte des jungen Mannes, so die Verteidigung. Aus dieser Verbindung gingen demnach zwei Kinder hervor.
«Paukenschlag des Verfahrens» Bei den von Philipp avisierten Zeug*innenenaussagen konnte keines der weiteren drei Kinder, auch nicht die Noch-Ehefrau des 23-Jährigen bzw. dessen Mutter, irgendeine Form von Misshandlung bestätigen.
Und dann kam, laut NÖN, der «Paukenschlag des Verfahrens», als der 23-jährige Sohn in den Zeugenstand gerufen wurde. Denn: «Er sagte nichts.» Stattdessen habe er von dem ihm als Verwandten zustehenden Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht. Über mögliche Gründe dafür berichten die NÖN nicht. Weitere Details zum Verfahren wurden auch nicht genannt.
Ohne Aussage des vermeintlichen Opfers gäbe es jedoch keine Basis für eine Anklage, heisst es. Entsprechend kam es zu einem Freispruch für den Vater, der seit 14. Dezember letzten Jahres wegen der polizeilichen Anzeige seines Sohns in Untersuchungshaft gesessen hatte.
Mit ihrer Frühjahrsausstellung «The Beauty of Diversity» setzt die Albertina Modern ein Zeichen gegen Rassismus und Queerfeindlichkeit (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Österreich
Was die Stadt Wien für Queers tun will
Die Stadt Wien sieht sich als queeres Gegenmodell zum weltweiten Backlash. Daher haben die Wiener SPÖ und die Neos im neuen Regierungsprogramm wichtige Massnahmen für LGBTIQ-Personen beschlossen.
Von Christian Höller
News
TIN
Europa
Wie queere Paare in Ungarn mehr Rechte bekommen könnten
Im rechtspopulistisch regierten Ungarn sind Ehen zwischen queeren Partner*innen verboten. Nun macht die Justiz Druck auf das Parlament. Um welche Erleichterungen geht es?
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
Justiz
In Ungarn in Haft: Maja T. kündigt Hungerstreik an
Maja T. aus der linken Szene steht seit Monaten in Budapest vor Gericht. Aus Protest will die Person in den Hungerstreik treten – Unterstützer*innen hoffen auf ein Verfahren in Deutschland.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
TIN
USA
Harvey Milk: US-Marine will Namen des schwulen Helden tilgen
Unter US-Präsident Donald Trump ist Diversität im Militär nicht gewünscht. Das soll laut Medienberichten auch bei den Namen der Schiffe der US-Marine zum Ausdruck kommen. Es trifft Harvey Milk.
Von Newsdesk Staff
News
Aktivismus
International