Klare Kante gegen Rechtsruck: Hamburg feiert CSD
250’000 Menschen nahmen teil oder schauten zu
Regenbogenfahnen, viel Sonnenschein, gute Laune und klare Kante: In Hamburg haben hunderttausende Menschen bei der Demo zum Christopher Street Day gefeiert.
Heiss, bunt, laut und deutlich: Hunderttausende Menschen haben in Hamburg am Nachmittag den Christopher Street Day mit einer grossen Demo gefeiert. Die meisten von ihnen waren bunt angezogen, viele hatten Glitzer im Gesicht und trugen Regenbogenflaggen. «Die Demonstration ist ein super starkes Signal für den Zusammenhalt in der Gesellschaft», sagte ein Sprecher des Vereins Hamburg Pride. Dies zeige, dass sich die queere Community dem Rechtsruck entgegenstelle.
Den Veranstalter*innen und der Polizei zufolge waren etwa 250’000 Menschen nach Hamburg gekommen und haben an der Demonstration teilgenommen oder zugeschaut. Hinter dem Plakat in der ersten Reihe der Demonstration liefen Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und die ukrainische Generalkonsulin in Hamburg, Iryna Tybinka. Tschentscher hatte sich vor Beginn der Parade noch mit einigen Demonstrant*innen sowie der Autorin Peggy Parnass ausgetauscht.
Auch Panikrocker Udo Lindenberg zeigte auf seinem Instagram-Account seine Solidarität: «Gegen Prüderie und Transphobie», schrieb er zu einem «Likörel».
Das Motto der Demo war in diesem Jahr «5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck». Der lautstarke und bunte Demozug mit mehr als 130 angemeldeten Gruppen, darunter 59 Trucks, war unterwegs vom Mundsburger Damm über die Lange Reihe, den Hauptbahnhof und die Mönckebergstrasse bis zum Rathausplatz. 133 Gruppen hätten sich dem Sprecher von Hamburg Pride zufolge diesmal angemeldet – das sei Rekord.
Die Co-Vorsitzenden Nicole Schaening und Christoph Kahrmann erklärten: «Wir haben heute als LGBTIQ-Community, aber auch als Stadt Hamburg insgesamt ein kraftvolles Zeichen gesetzt und deutlich gemacht: Wir stehen zusammen gegen rechte Hetze.»
Die Veranstalter*innen des CSD appellierten an die Politik, den Schutz queerer Menschen ins Grundgesetz aufzunehmen. «Der erweiterte Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes muss in Zukunft klarstellen: ‹Niemand darf wegen … seiner sexuellen oder geschlechtlichen Identität… benachteiligt oder bevorzugt werden.› Dies ist zwingend notwendig, damit Lesben, Schwule, trans und intergeschlechtliche Menschen in der Rechtsprechung und Gesetzgebung nicht mehr als Bürger zweiter Klasse behandelt werden können.»
Schon seit Wochenbeginn hängen in Hamburg an vielen Gebäuden und Einrichtungen Regenbogenflaggen. Das gefiel nicht allen (MANNSCHAFT berichtete). Die Fahne steht für weltweite Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen, die sich nicht mit den Normen rund um die traditionellen Rollen von Männern und Frauen identifizieren, oder nicht heterosexuell sind. So fand etwa auch die Hamburger Hochbahn die Hansestadt bunt am «allerschönsten».
Bereits am Freitagabend sollte der «9. Hamburger Dyke March – für mehr lesbische Sichtbarkeit!» mit etwa 1.000 Menschen vom Gänsemarkt zur Reeperbahn ziehen und rund um die Binnenalster ist von Freitag bis Sonntag CSD-Strassenfest mit viel Programm und Musik geplant.
Der Christopher Street Day wird weltweit gefeiert. Die Bewegung geht auf Ereignisse im Juni 1969 zurück. Nach einer Razzia der Polizei in der Szenebar «Stonewall Inn» kam es damals zum Aufstand von Schwulen und Lesben. Hauptschauplatz von Strassenschlachten war die Christopher Street im Künstler-Viertel Greenwich Village (MANNSCHAFT+).
Neuer «Denk-Ort» in Hamburg für Sichtbarkeit der LGBTIQ-Community: An der Alster wird ein gäsernes Kunstwerk in Regenbogenfarben errichtet (MANNSCHAFT berichtete).
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