So queer ist Karneval – erstes schwules Prinzenpaar wird 20
Prinz Axel der Erste und sein Prinz Niersius Thorsten sind das erste schwule Prinzenpaar im Rheinland – die Deutschland-Premiere liegt schon länger zurück
Auch wenn Deutschland sein erstes schwules Prinzenpaar schon vor 20 Jahren gefeiert hat und den Karneval queer machte – homosexuelle Paare setzen sich erst jetzt so langsam durch.
Bis Rosenmontag sind es noch drei Wochen. Aber schon jetzt haben Axel Ladleif und Thorsten Neumann aus Mönchengladbach gut zu tun – sie sind das erste schwule Prinzenpaar im Rheinland. Erst am Wochenende feierten sie im Düsseldorfer Stahlwerk.
Das erste gleichgeschlechtliche Prinzenpaar im Rheinland wurde im November offiziell proklamiert. Der CDU-Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners setzte den beiden Männern feierlich die Prinzen-Kappe auf. Viele wollten das sehen: Für die Proklamation wurde die doppelte Menge an Karten verkauft wie in den Vorjahren.
«Sicher gibt es einige, die lieber eine Prinzessin gehabt hätten, aber offene Böswilligkeiten oder gar Anfeindungen hat es nicht gegeben», so das Paar damals in einem RTL-Interview. Es habe auch noch nie ein Prinzenpaar geschafft, es allen recht zu machen, erklärten die beiden.
Auch Langenfeld im Rheinland hat in der aktuellen Session zwei Männer als Prinzenpaar zu bieten: Sebastian Zacher und Tino Kropp. Der Langenfelder Karneval lebe damit ein Stück gesellschaftliche Normalität, verkündete der Langenfelder Karnevalspräsident Hans-Werner Jansen bei der Vorstellung des Paares: «Aus Toleranz wird Akzeptanz.»
Bayern machte schon 2005 den Karneval queer Bayern hatte schon in der Session 2005/2006 sein erstes schwules Prinzenpaar: Jürgen Bergmann, der als Drag Queen «Prinzessin Jaqueline der Erste» auftrat, und Paris Critikopoulos als Prinz Paris wurden im schwäbischen Königsbrunn bei Augsburg vom Carnevals Club «Fantasia» inthronisiert.
Im Saarland musste ein lesbisches Paar erst kürzlich um Anerkennung kämpfen. Heike II. und Ute I. waren von der Kür zum saarländischen Prinzenpaar des Jahres ausgeschlossen worden. Der Verband Saarländischer Karnevalsvereine befand «dass die traditionellen Repräsentanten des saarländischen Brauchtums ein Prinzenpaar, bestehend aus Prinz und Prinzessin darstellen».
Die Karnevalsgesellschaft Die Rebläuse e.V. in Kleinblittersdorf hatte den Verband daraufhin kritisiert: «Der Verband Saarländischer Karnevalsvereine e. V. nennt es Tradition und Brauchtumspflege, wir nennen es schlichtweg Homophobie und diese Ausgrenzung ist für uns einfach nicht zu dulden.»
Nach der Kritik lenkte der saarländische Karnevals-Dachverband ein – die beiden Frauen wollten allerdings nicht mehr antreten.
Das erste schwule Prinzenpaar gab es übrigens vor 20 Jahren – in der Lutherstadt Wittenberge: Michael I. und Thomas I. Die beiden Männer, von Beruf Grafikdesigner, bekamen damals von der Ersten Wittenberger Karnevalsgesellschaft den Auftrag zur Vermarktung des Karnevals. In Ermangelung anderer prinzlicher Bewerber bewarb sich das Paar selbst – und wurde einstimmig gewählt.
Dennoch: Noch immer werden auf Kosten von LGBTIQ Witze gemacht, auch im Karneval. Annegret Kramp Karrenbauer griff mit ihren Witzen über trans und inter Menschen beim letztjährigen Stockacher Narrengericht im Rahmen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht daneben und wurde vielfach kritisiert (MANNSCHAFT berichtete). In diesem Jahr will die CDU-Chefin nicht im Karneval auftreten.
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