In Berlin angezündet: Trans Frau erliegt ihren Verletzungen
Trans Personen gelten in der queeren Community als vulnerabelste Gruppe
Die trans Frau, die sich am Dienstag auf dem Alexanderplatz in Berlin-Mitte selbst angezündet hat, ist tot. Sie erlag ihren Verletzungen.
Die Frau erlag noch in den Nachmittagsstunden in einem Krankenhaus ihren Verletzungen, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Das Todesermittlungsverfahren wird vom zuständigen Kommissariat der Kriminalpolizei der Polizeidirektion 5 (City) geführt. Eine politische Motivation könne auf Grundlage der bisherigen Ermittlungen und Erkenntnisse weiterhin ausgeschlossen werden.
Offenbar muss von einem Suizid ausgegangen werden. Sie hatte sich auf dem Alexanderplatz wortlos mit Benzin übergossen und anschliessend angezündet (MANNSCHAFT berichtete).
Trans Personen gehen üblicherweise aus den LGBTIQ-Zielgruppen gewidmeten Studien als die vulnerabelste und am stärksten diskriminierte Gruppe hervor. Das zeigt u.a. eine Befragung von 2.750 trans Menschen in Deutschland im Rahmen der Studie der EU-Grundrechteagentur von 2020 zu ihren Erfahrungen mit Coming-out, Transition, Offenheit und Diskriminierung im Alltag, in der Schule, im Gesundheitswesen und am Arbeitsplatz. Demnach gaben 55% der trans Betroffenen von Hassgewalt, dass sie anschliessend unter psychischen Problemen wie Depression und Angst gelitten hätten.
Im vergangenen Jahr hat der Fachbereich Gesundheit der FH Münster in Zusammenarbeit mit der Berliner Charité untersucht, welche Menschen besonders gefährdet sind, an Einsamkeit zu leiden. Auch hier sind es vor allem trans Personen (MANNSCHAFT berichtete).
«Transphobie manifestiert sich den Studien zufolge in ungleichen Chancen (höhere Drop-Out-Raten, schlechtere Noten) bei Bildung und Ausbildung, in Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, in sozialer Isolation und eingeschränkter Teilhabe sowie in Gewalt», erklärte Arn Sauer, Gründungsmitglied beim Bundesverband Trans* e.V., in seinem Vortrag im Jahr 2015 auf dem LSVD-Kongress «Respekt statt Ressentiments: Strategien gegen Homo- und Transphobie».
Das National Center for Transgender Equality hat im selben Jahr eine breit angelegte Umfrage bei Menschen mit Variante der Geschlechtsentwicklung durchgeführt, um Themen wie Diskriminierung, Verfolgung, Gewalt und das Arbeitsumfeld zu untersuchen. Dabei haben 27.715 Menschen teilgenommen.
Etwa 40 % aller Menschen mit einer Variante der Geschlechtsentwicklung haben schon einen ernsthaften Selbstmordversuch hinter sich. 10 % erklärten zudem, dass sie bei ihrem Coming out von Familienmitgliedern Gewalt erlebten. 54 % gaben an, dass sie in den Schulen verbal angegriffen wurden, 24 % erlebten gar physische Gewalt und 13 % wurden sexuell missbraucht.
Laut einer anderen, gross angelegten Studie aus 2018 der University of Arizona in Tucson haben bereits mehr als die Hälfte der jungen trans Männer in den USA hat einen Suizidversuch unternommen.
Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
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