++ LGBTIQ-Schutz ins Grundgesetz! ++ Berlin feiert queeres Strassenfest ++
Die LGBTIQ News: kurz, knapp, queer
Für den schnellen Überblick: Unsere LGBTIQ-News aus Deutschland ab dem 11. Juli 2022.
++ LGBTIQ ins Grundgesetz! ++
Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP strebt die Ergänzung von Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes an, mit der die sexuelle Identität in den Antidiskriminierungskatalog der Verfassung aufgenommen werden soll. Die queeren Organsisationen der Ampelparteien haben dazu am Rande des Stadtfestes in Berlin eine gemeinsame Erklärung.
Im Hinblick auf die Abgrenzung zur NS-Zeit komme besonders dem Artikel 3 Absatz 3 GG eine besondere Bedeutung zu, weisen die dort aufgezählten Merkmale doch explizit auf jene Gruppen hin, die von 1933 bis 1945 verfolgt und auch umgebracht wurden. Homo- und bisexuelle Männer wurden dabei ausgelassen, obwohl auch sie eine offiziell aufgeführte Opfergruppe der NS-Diktatur waren. Man komme «zwingend zu dem Schluss, dass Art. 3 GG nicht vollständig ist und dringend ergänzt werden muss».
++ Berlin feiert Lesbisch-Schwules Strassenfest ++
Trotz Wolken und kühlerer Temperaturen kamen am Samstag Tausende Besucher*innen und Besucher unter dem Motto «Gleiche Rechte für Ungleiche. Weltweit» zum Nollendorfplatz und in die angrenzende Motzstrasse.
Auf den Bühnen gab es Musik, Kleinkunst und Diskussionen. Initiativen und Organisationen hatten Infostände aufgebaut, darunter die Polizei sowie Parteien des Abgeordnetenhauses. Auch viele Kneipen und Bars beteiligten sich. Das Fest geht am Sonntag weiter.
++ Hessen erinnert an Oslo-Terror ++
Sozialminister Kai Klose (Grüne) hat am Donnerstag im Landtag an die Opfer des möglicherweise islamistisch motivierten Terroranschlags in einer beliebten Schwulen-Bar und an mehreren anderen Orten erinnert. «Diese Tat ist menschenverachtend», sagte er in Wiesbaden. «Er hat sein Anschlagsziel bewusst gewählt – als Kampfansage gegen unsere tiefe Überzeugung von der Gleichwertigkeit aller Menschen.» Ende Juni waren zwei Menschen getötet, mehr als 20 weitere verletzt worden (MANNSCHAFT berichtete).
«Rassismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit haben eine gemeinsame Wurzel, sie sind allesamt Ausdruck gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit», sagte Klose. Er verwies darauf, dass es auch in Frankfurt in den zurückliegenden Monaten zu Angriffen auf queere Personen gekommen sei. Hier will die Polizei nun mehr Präsenz zeigen (MANNSCHAFT berichtete).
++ Weniger Homopaare geschieden ++
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland durch richterlichen Beschluss rund 142.800 Ehen geschieden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, ist die Zahl der Scheidungen gegenüber 2020 um knapp 1.100 oder 0,7 % gesunken. Die meisten der 2021 geschiedenen Ehen (81,4 %) wurden nach einer vorherigen Trennungszeit von einem Jahr geschieden.
2021 liessen sich etwa 1.000 gleichgeschlechtliche Paare scheiden. 2020 waren es etwa 900 gewesen. Die Ehe für alle war in Deutschland im Jahr 2017 eingeführt worden (MANNSCHAFT berichtete). Gleichgeschlechtliche Paare, die in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, können diese nicht durch Scheidung, sondern durch Aufhebung beenden. 2021 wurden mit rund 1.000 Aufhebungen etwa 100 oder 9,1 % weniger erfasst als im Vorjahr. Damit ist die Zahl das zweite Jahr in Folge gesunken. Hier findet zunehmend eine Verschiebung von den Aufhebungen zu den Scheidungen statt.
++ Humboldt-Uni holt Geschlechter-Vortrag nach ++
Nach heftigem Streit soll der abgesagte Vortrag am Donnerstag (17.00 Uhr) an der Berliner Humboldt-Universität nachgeholt werden. Anschliessend soll eine Podiumsdiskussion mit Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) die Kontroverse beleuchten.
Die Biologin Marie-Luise Vollbrecht sollte die Präsentation ursprünglich Anfang Juli halten. Nach einem Aufruf zu Protesten sagte die Uni diesen mit Hinweis auf Sicherheitsbedenken ab. Dafür wurde die Hochschule kritisiert (MANNSCHAFT berichtete). Kritik*innen werfen der Doktorandin Transphobie vor. Vollbrecht argumentiert, es gebe beim Menschen nur zwei Geschlechter, und diese würden jeweils bis zum Lebensende beibehalten. (dpa)
++ Hessen mahnt zur Vorsicht ++
Seit dem ersten Auftreten eines Affenpockenfalls in Hessen am 24. Mai ist die Zahl belegter Fälle weitergewachsen. Insgesamt sind bislang 56 Fälle erfasst worden (Stand 13. Juli). Die Deutsche Aids-Hilfe teilt mit, dass sich die Virusinfektion derzeit vor allem unter Männern verbreitet, die engen körperlichen Kontakt zu anderen Männern haben. AIDS-Hilfe Hessen und Landesgesundheitsminister Kai Klose (Grüne) mahnen zur Vorsicht: «Übertragungen von Mensch zu Mensch sind zwar selten, Ansteckungen können sich aber vor allem bei sehr engem Körper- bzw. Hautkontakt ereignen“, so Klose.
«In Deutschland wurde mittlerweile bei mehr als 1.300 Menschen das Affenpocken-Virus nachgewiesen. Für die Eindämmung der Erkrankung ist es ganz wesentlich, dass sich Menschen mit einem begründeten Verdacht umgehend untersuchen lassen. Eine Diagnose schafft Klarheit und verhindert eine Weiterverbreitung“, sagt die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt, Sandra Ciesek. Florian Beger von der AIDS-Hilfe Hessen: «Es ist vernünftig, sich und andere zu schützen – und sollten bei einem Partner Symptome auftreten, ohne dass deren Ursache geklärt ist, sollte auf Sex verzichtet werden“.
++ Berlin impft gegen Affenpocken ++
Der Bezirk Mitte startet an diesem Mittwoch (12.30 Uhr) in seiner Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit mit der Impfung gegen Affenpocken. Interessenten können unter der Hotline 030 9018 41000 Termine vereinbaren, teilte eine Referentin des Gesundheitsstadtrats mit. Auch in anderen Einrichtungen in Berlin sollen Impfungen möglich sein. Laut der Pressesprecherin der Senatsverwaltung für Gesundheit, Laura Hofmann, sollen nun Praxen, Kliniken und andere Einrichtungen beliefert werden.
Brandenburg hat schon letzte Woche begonnen (MANNSCHAFT berichtete). Eine bundesweite Übersicht mit Impfstellen hat die Deutsche AIDS-Hilfe veröffentlicht:
++ Petition gegen Wohlverhaltenspflicht ++
Anastasia Biefang fordert mit einer Petition die sofortige Anpassung der ausserdienstlichen Wohlverhaltenspflicht und den Schutz der sexuellen Selbstbestimmung aller Mitglieder der Bundesweh. Als aber ihr privates Tinder-Profil veröffentlicht wurde, erhielt sie von ihrem Disziplinarvorgesetzten einen Verweis (MANNSCHAFT berichtete).
Dabei war «das Einzige, was auf dem Profil stand, war mein Alter und Vorname», schreibt die MANNSCHAFT+-Kolumnistin im Text der Petition. Keinen Hinweis zur Bundeswehr. Die trans Soldatin empfindet das als einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff in ihre Grundrecht auf sexuelle Selbstbestimmung.
++ Positive Bilanz nach HIV-Konferenz ++
Am Sonntag sind in Duisburg die «Positiven Begegnungen» 2022 zu Ende gegangen, Europas grösste Konferenz zum Leben mit HIV (MANNSCHAFT berichtete). Erstmals waren auch geflüchtete Menschen mit HIV aus der Ukraine bei der Konferenz, zudem viele Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Die Deutsche Aidshilfe zieht eine sehr positive Bilanz: «Viele Begegnungen waren sehr bewegend. Über den gemeinsamen Bezugspunkt HIV konnten wir einander kennenlernen, Gemeinsamkeiten finden, Kontakte knüpfen. Mit vereinten Kräften können wir nun noch kraftvoller für die Rechte von Menschen mit HIV eintreten», so Konferenzleiterin Heike Gronski.
Am Sonntag demonstrierten rund 200 Teilnehmer*innen der Konferenz in der Duisburger Innenstadt. Motto: «Viele Menschen ein Ziel: Diskriminierungsfrei mit HIV».
++ Weniger Trauungen in Bayern ++
Im zweiten Pandemie-Jahr haben 2,4 Prozent weniger Menschen in Bayern geheiratet als noch im Jahr 2020. Knapp 60 000 Paare gaben sich 2021 vor einer Standesbeamtin oder einem Standesbeamten im Freistaat das Ja-Wort, wie das Landesamt für Statistik am Montag in Fürth mitteilte. 2020 wurden 61 138 Ehen geschlossen. Gleichgeschlechtliche Paare machten knapp zwei Prozent an der Gesamtzahl der Trauungen aus.
Weniger geheiratet als im Vorjahr wurde in sechs von sieben Regierungsbezirken – nur die Niederbayern stemmten sich gegen den Trend, hier wurden 47 Hochzeiten mehr gefeiert als 2020. Besonders wenig neue Eheschliessungen registrierten die Standesämter in Mittelfranken – hier ging die Zahl der neu geschlossenen Ehen um 5,6 Prozent im Vergleich zu 2020 zurück. Männer waren bei der Eheschliessung durchschnittlich 37,9 Jahre alt, die Frauen 35,2. (dpa)
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