Homophobie in Uganda: Massenverhaftung in LGBTIQ-freundlicher Bar
Die Behörden erhoben am gestrigen Dienstag Anklage gegen 67 Personen und steckten sie in ein Hochsicherheitsgefängnis.
Unter dem Vorwand, eine Drogenrazzia durchzuführen, stürmte die Polizei letzten Montag die einzige LGBTIQ-freundliche Bar in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Mindestens 120 Menschen wurden zum Teil gewaltsam festgenommen und den Medien vorgeführt. Der Massenverhaftung sind in den letzten Wochen zahlreiche brutale homophobe Attacken im ganzen Land vorausgegangen. Ausserdem gibt es Berichte, dass die ugandische Regierung noch bis Ende Jahr Homosexualität unter Todesstrafe stellen wird (MANNSCHAFT berichtete).
Die von der Regierung geschürte Homophobie in Uganda hat am Sonntag einen neuen Höhepunkt erreicht: Bei einer angeblichen «Drogenrazzia» verhaftete die Polizei gemäss zahlreichen Quellen 125 Personen. Andere Nachrichtenplattformen wie VOA News berichten von 120 Festnahmen. Mit der «Ram Bar» haben die Behörden für diese Aktion den einzigen LGBTIQ-Treffpunkt der Hauptstadt Kampala ausgewählt. Laut den Kuchu Times, einer Online-Informationsplattform für LGBTIQ-Menschen in Afrika, handelt es sich um einen gezielten Schlag gegen die Community.
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Den Medien vorgeführt Neue Zeugenaussagen vom heutigen Mittwoch offenbaren drastische Details: Mehrere Personen hätten sich bei der Verhaftung Verletzungen zugezogen und dann keine medizinische Hilfe erhalten.
Die Medien seien ein fester Bestandteil dieser Aktion gewesen. «Wir mussten auf dem Boden warten, bis die Medienleute hereinkamen», sagt ein anonymer Zeuge gegenüber Kuchu Times. Die Polizei habe die Verhafteten gezwungen, direkt in die Kameras der Reporter*innen zu blicken.
Die ugandische Regierung versucht seit längerer Zeit, LGBTIQ-Menschen einzuschüchtern und den Hass gegen sie in der Bevölkerung zu schüren. Medienschaffende zeigen sich dabei als Kompliz*innen, indem sie Zwangsoutings durchführen und zu Gewalt aufrufen. Die Verhafteten in und vor der Bar den Kameras auszusetzen, brachte diese in Todesgefahr.
«Öffentliches Ärgernis» Inzwischen wurde etwa die Hälfte der Festgenommenen vorübergehend wieder freigelassen. 67 Personen, von denen die meisten aus der LGBTIQ-Community stammen, befinden sich mittlerweile in einem Hochsicherheitsgefängnis. Die erhobene Anklage lautet nun «Erregung eines öffentlichen Ärgernisses».
«Inwiefern sind Leute in einem Club ein öffentliches Ärgernis», fragt derweil Kasha Jacqueline Nabagesera auf Twitter. Sie ist die bekannteste Aktivistin im Kampf gegen Homophobie in Uganda und erhielt für ihre Arbeit unter anderem den Alternativen Nobelpreis und den Martin Ennals Award. Sie zeigte sich traurig angesichts der Ereignisse, zugleich aber auch bereit für den «harten Kampf» vor Gericht.
Wie Kasha Jacqueline Nabagesera auf Facebook schreibt, konnten die Freigelassenen nur dank Bürgschaften wieder nach Hause und wer diese nicht aufbringen konnte, landete im Gefängnis. Auch gegen Bestechungsgelder sollen einige freigekommen sein, wie es in einem Update von Kuchu Times heisst.
Ugandas Botschafter für Vielfalt
Landesweite Homophobie in Uganda In den letzten Wochen kam es in Uganda immer wieder zu homophoben Gewaltdelikten. Anfang Oktober wurde LGBTIQ-Aktivist Wasswa «Brian» John in seinem Haus brutal getötet (MANNSCHAFT berichtete). Später im Monat kam es zu Angriffen auf homosexuelle Flüchtlinge.
Ausserdem verhaftete die Polizei vor wenigen Wochen 16 Personen in einer LGBTIQ-Notunterkunft (MANNSCHAFT berichtete). Die Behörden untersuchten gewaltsam den Analbereich der Verhafteten, um zu beweisen, dass sie gleichgeschlechtlichen Sex hatten.
Während dieser landesweiten Hexenjagd kündigte Ugandas Ethikminister am 11. Oktober an, noch 2019 die Todesstrafe für homosexuelle Handlungen festzulegen. Das betreffende Gesetz ist bekannt unter dem Namen «Kill the Gays».
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