Homophober Verein TeenSTAR immer noch an Schulen tätig

Vor genau 6 Monaten übergab die Menschenrechtsorganisation HOSI Salzburg dem österreichischen Bildungsministerium die umstrittenen Unterlagen

Foto: Pixabay
Foto: Pixabay

Homosexualität als Störung, Masturbation als Ich-Bezogenheit und Natürliche Familienplanung als Verhütung – so sieht die Welt von TeenSTAR aus. Vor genau 6 Monaten übergab die Menschenrechtsorganisation HOSI Salzburg dem österreichischen Bildungsministerium die umstrittenen Unterlagen. Ein halbes Jahr später gibt es immer noch kein Prüfungsergebnis.

Homosexualität als Störung, Masturbation als Ich-Bezogenheit und Natürliche Familienplanung als Verhütung – so sieht die Welt von TeenSTAR aus. Am 20. November veröffentlichten die Wochenzeitung Falter und die Nachrichtensendung ZiB2 nach Recherchen der Menschenrechtsorganisation HOSI Salzburg interne Schulungsunterlagen des umstrittenen Vereins. Das Bildungsministerium kündigte ein Verbot an, ruderte am nächsten Tag zurück und kündigte schließlich einen Erlass bis Weihnachten 2018 an. Bis heute wurde kein Erlass veröffentlicht, kritisiert die Salzburger Organisation. TeenSTAR ist weiter an Schulen tätig. Die HOSI fordert: Bundesminister Faßmann muss endlich tätig werden!

TeenSTAR-Skandal: Homophobe Ideologie hat in der Schule keinen Platz!

Im Gegensatz zum Ministerium reagierte die Bildungsdirektion Salzburg (ehemals Landesschulrat Salzburg) bereits im Oktober 2018 und untersagte TeenSTAR-Workshops bis zum Ergebnis der Überprüfung. Das entsprechende Schreiben liegt der HOSI Salzburg vor.

Wir fordern die Offenlegung der Erkenntnisse zur TeenSTAR-Überprüfung

Heute wird die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage zur Thematik von Bundesrätin Ewa Dziedzic (Grüne) an Bundesminister Heinz Faßmann veröffentlicht. Eine Anfrage des Nationalratsabgeordneten Mario Lindner (SPÖ) wurde bereits am 17. Jänner beantwortet. Beide Beantwortungen sind wenig zufriedenstellend. «Laut eigenen Angaben hat das Bundesministerium im Zeitraum von Oktober 2018 bis Jänner 2019 die TeenSTAR-Unterlagen durch die im Ministerium angesiedelte Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung prüfen lassen. Und das, obwohl wir die Unterlagen bereits am 6. August 2018 übergeben haben. Auf die Frage nach den Ergebnissen dieser Prüfung gibt das Bildungsministerium jedoch keine Auskunft. Was soll das? Mit Transparenz oder nachvollziehbaren Entscheidungen hat das nichts im Geringsten zu tun! Wir fordern die Offenlegung der Erkenntnisse zur TeenSTAR-Überprüfung.»

Massive Lobby-Arbeit im Hintergrund «Während wir auf ein Ergebnis der Überprüfung warten, betreibt der Verein TeenSTAR bereits seit Monaten massive Lobby-Arbeit im Hintergrund – unterstützt von religiösen Hardlinern wie dem ehemaligen FPÖ-Politiker Ewald Stadler und einer professionellen Medienagentur», erklärt Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg. «Das Bildungsministerium betreibt ein Spiel auf Zeit zugunsten von TeenSTAR. Die Inhalte des Vereins sind bekannt. Es ist unumstritten, dass diese Inhalte nicht mit dem Grundsatzerlass Sexualpädagogik und anderen rechtlichen Regelungen in Einklang zu bringen sind. Worauf wartet das Bildungsministerium?»

Die Beantwortung des Bildungsministeriums zeige eine fehlende Verantwortungsübernahme, so Schröder. «Das Bildungsministerium putzt sich ab und schiebt die Verantwortung auf die Bildungsdirektionen vor Ort und auf die Lehrkräfte selbst.»

Bildungsministerium will Clearingstellen einrichten «Einziger Lichtblick in den Anfrage-Beantwortungen des Bildungsministeriums ist die Absichtsbekundung, Clearingstellen in den Bildungsdirektionen einrichten zu wollen“, erklärt Kathleen Schröder. «Diese sollen die Schulen dabei unterstützen, externe Angebote auf ihre Eignung für den Einsatz im Unterricht zu überprüfen. Wir werden hier sehr genau die Umsetzung beobachten. Die Clearingstelle darf kein Feigenblatt für die Politik sein und muss sich an internationalen Standards der sexuellen Bildung, an Menschenrechten und an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.»

New Yorker «Homoheiler» klagt gegen Verbot seiner Therapie

«Wie wir von einer Sexualpädagogin aus Salzburg wissen, macht der Aufklärungsverein auch private Einzelstunden direkt zuhause bei Kindern und Jugendlichen», so Paul Haller, Geschäftsführer der HOSI Salzburg.

Verein macht auch Hausbesuche «Dass der Verein TeenSTAR seine Inhalte an Schulen verbreitet, wusste ich schon lange. Unlängst hat mir aber eine Mutter mitgeteilt, dass der Verein auch direkt zu Familien nachhause geht, um dort Aufklärungsarbeit im Einzelsetting zu machen“, so die Sexualpädagogin, die anonym bleiben möchte, in einer Pressemitteilung der HOSI. «Als Sexualpädagogin sehe ich das sehr kritisch. Sexualpädagogische Arbeit muss, meiner Meinung nach, immer auf Freiwilligkeit und Selbstbestimmung beruhen. Ob das in diesen Einzelgesprächen gegeben ist, weiß ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass es für Kinder sehr schwer ist, in diesem Rahmen auf die eigenen Grenzen zu achten. Was ist die Botschaft, die diesen Kindern vermittelt wird?»

«Homoheilung» in China – Therapien bleiben verbreitet

«Einen unpassenderen Rahmen für Aufklärung kann ich mir nicht vorstellen. Das liegt zwar nicht im Verantwortungsbereich des Bildungsministeriums, aber eines steht fest: Die religiös-fundamentalistische und ultrakonservative Ideologie, die hinter TeenSTAR steckt, und die missionarische Arbeitsweise des Vereins stehen im krassen Widerspruch zu einer bestärkenden, ganzheitlichen und wissenschaftlich fundierten Sexualpädagogik. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten genau schauen, wen sie sich ins Haus holen!», kritisiert Haller abschliessend.

Das könnte dich auch interessieren