Homophobe Skandal-Predigt in Sachsen sorgt für Empörung
Bischof Ipolt hat den Pater zu einem «klärenden Gespräch» eingeladen
Die homophobe Rede eines katholischen Priesters in Wittichenau führte dazu, dass Gemeindemitglieder eine Petition starteten. Jetzt distanzieren sich auch die Mitbrüder im Saarland vom Seelsorger.
Die von den Medien inzwischen als «Skandal-Predigt» betitelte Rede von Pater Joachim Wernersbach aus Wittichenau im Landkreis Bautzen sorgt momentan landesweit für Aufsehen. An Heiligabend bezeichnete der Geistliche, der aus der Benediktinerabtei Tholey im Saarland nach Ostsachsen entsandt wurde, Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit mit Verweis auf die «göttliche Ordnung» als «schädliche Strömungen».
«Mann, Frau und Kind» Aus der Weihnachtsgeschichte der Bibel lasse sich ableiten, dass die Familie heilig sei und aus «Mann, Frau und Kind» bestehe, so Wernersbach. «Es gibt so viele seltsame moderne Strömungen. Man hört von Gender und Transgender, von Transhumanismus und reproduktiver Gesundheit, von Wokeness und LGBTIQ, von Diversität und Identität, von multiplen Geschlechtern und Geschlechtsumwandlungen. Dazu noch von diesem verheerenden neuen Offenbarungsverständnis des synodalen Weges. Schon die Begriffe, meine Lieben, sind absolut befremdlich.»
Schliesslich wünschte der Pater noch «besonders denen, die an die traditionelle Familie glauben, extra-grosse Freude», weil sie sich nicht beirren liessen und den schädlichen, modernen Strömungen folgen oder gar huldigen würden.
Die Predigt war bis vor Kurzem noch in voller Länge auf Youtube zu sehen. Am Mittag des 4. Januars wurde der aufgezeichnete Live-Stream jedoch gelöscht.
535 Unterschriften Bei vielen weihnachtlich gestimmten Gottesdienstbesucher*innen in Wittichenau kamen diese Worte nicht gut an. Mitglieder der örtlichen Gemeinde bezeichneten die Rede als homophob, frauenfeindlich und «vollkommen unchristlich».
Sie starteten umgehend eine Petition, mit der die Initiator*innen gemäss Focus Online zeigen wollen, dass die Predigt des Paters in der Gemeinde nicht auf Zustimmung treffe. Es haben 535 Personen unterschrieben.
Kritik aus eigenen Reihen Die Online-Petition der Gemeinde war bereits abgeschlossen, als die im Netz kursierenden Ausschnitte der Predigt zunehmend landesweit für Aufregung sorgten. Nun distanziert sich auch die eigene Benediktinerabtei Tholey im Saarland von Pater Joachim, wie der MDR berichtet.
Man bedaure die Wut, das Leid und die Bestürzung, welche die Predigt hervorgerufen habe. «Die Wertungen widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht grosse Teile der Gesellschaft, etwa im Bild der Frauen, im Verständnis von Familie und auch gegenüber den queeren Mitmenschen sowie der LGBT-Gemeinde», teilte die Abtei mit. Sie verbietet Wernersbach vorläufig «jede Art der pastoralen Tätigkeit».
Bischof will «klärendes Gespräch» Auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt hat sich inzwischen zur verstörenden Weihnachtsbotschaft geäussert: Er setzt auf die Verständigung innerhalb der Gemeinde. Schriftlich liess er auf Anfrage des MDR mitteilen, dass die Kritik an der Predigt «zunächst vor Ort besprochen und geklärt werden» sollte. Die eingereichte Petition solle als Grundlage dieser Diskussion dienen.
Bischof Ipolt nimmt den scharf kritisierten Pater auch in Schutz: Er sei als guter Seelsorger bekannt und es habe bisher keine Beschwerden über ihn gegeben. Ipolt habe Wernersbach zu einem «klärenden Gespräch» eingeladen, das noch diese Woche stattfinden soll.
Wernersbach selbst will gemäss MDR noch nichts dazu sagen, um nicht «zusätzlich Öl ins Feuer» zu giessen. Der 67-Jährige warte vielmehr darauf, «bis sich die Wogen geglättet» hätten.
Das Verhältnis zwischen Kirche und LGBTIQ bleibt ein brisantes Thema. Vor einem Jahr sorgte die Initiative «OutInChurch», mit der sich 125 Menschen der katholischen Kirche als queer outeten, für grosses Aufsehen (MANNSCHAFT berichtete).
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