Hakenkreuzflagge statt Pride Flagge gehisst – Täter flüchtig
Der Verein QueerNB sieht die Verantwortung auch bei der AfD
In Neubrandenburg wurde zum wiederholten Mal eine Regenbogenflagge gestohlen – und nun eine Hakenkreuzfahne aufgezogen. Innenminister Pegel und die Stadt verurteilen die Tat.
Unbekannte Täter haben in Neubrandenburg am Bahnhof eine Regenbogenflagge gestohlen und eine verbotene Hakenkreuzflagge gehisst. Der Staatsschutz ermittelt, konnte aber bis Sonntagabend noch keine Verdächtigen finden, wie ein Polizeisprecher am Sonntag sagte. Ein Passant hatte die Flagge mit dem NS-Symbol am Samstagmorgen entdeckt und rief die Polizei, die sie sicherstellte. Es werde wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.
Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) sagte in einer Mitteilung über die Hakenkreuzfahne: «Das Hakenkreuz steht für die schlimmsten Verbrechen an der Menschlichkeit, die je von deutschem Boden ausgegangen sind – sie zu hissen ist nicht nur eine Straftat, sondern menschenverachtend und klar verfassungsfeindlich.» Wer diese Flagge hisse, stelle sich ausserhalb unserer Gesellschaft.
So etwas sei kein Kavaliersdelikt oder Jugendstreich und in aller Schärfe zu verurteilen, teilte die Stadt Neubrandenburg mit. Neubrandenburg lebe und fördere die Vielfalt der Kulturen. Solche Angriffe auf die Menschenwürde, Freiheit und Demokratie zeigten, wie notwendig eine dauerhafte Präsenz der Regenbogenflagge sei. Für den 19. August haben mehrere Gruppen zum Christopher-Street-Day 2023 in Neubrandenburg aufgerufen.
Man habe «mit grosser Bestürzung» vom erneuten Diebstahl der Regenbogenflagge erfahren, erklärte der Verein QueerNB. «Dass statt derer nun eine Hakenkreuzflagge gehisst wurde, hat im Vergleich zu den Diebstählen in der Vergangenheit eine neue Qualität. Es macht eben deutlich, dass es nicht ein Dummer-Jungen-Streich ist, sondern eine politische Agenda von rechts aussen hinter dem gezielten Diebstahl der Regenbogenflagge steckt.» Das zeige, wie wichtig es sei, für die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten zu kämpfen, so Nils Berghof, stellvertretender Vereinsvorsitzender.
Marcel Spittel, Vorsitzender des Vereins, ergänzte: «Bereits in der zurückliegenden Woche haben Diskussionen auf Facebook rund um den CSD in Neubrandenburg die Stimmung gegen LGBTIQ angeheizt. So schrieb der Neubrandenburger AfD-Bundestagsabgeordnete Enrico Komning von «‹woken› Regenbogen-Unsinn, der Minderheiten-Interessen unverhältnismässig überhöht».
Am Bahnhof Neubrandenburg hängen in der Regel drei Flaggen – unter anderem eine MV-Landesfahne und die Regenbogenflagge, die aber in der Vergangenheit schon mehrfach dort gestohlen und wieder ersetzt wurde.
Die Landesregierung hatte Ende 2022 eine neue Beflaggungsverordnung erlassen. Damit wurde das Hissen der Regenbogenfahne ohne Ausnahmegenehmigung möglich. SPD und Linke hatten in ihrem Koalitionsvertrag die Reform dieser fast 25 Jahre alten Verordnung vereinbart. Die oppositionelle CDU und die AfD hatten den Beschluss kritisiert.
Das könnte dich auch interessieren
News
Niederländer antworten auf Online-Queerfeindlichkeit mit rosa Herzchen
Als die Amsterdamer Bürgermeisterin jüngst für ihre Unterstützung von LGBTIQ einen Preis bekam, schossen Hasskommentare durch die Decke.
Von Newsdesk/©DPA
Soziale Medien
International
People
USA
Trump holt schwulen Hochstapler George Santos aus dem Gefängnis
US-Präsident Donald Trump hat die sofortige Freilassung des schwulen Republikaners George Santos angeordnet. Der 37-Jährige sollte eine über siebenjährige Haftstrafe in einem Bundesgefängnis verbüssen.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Justiz
News
Sonderregister für trans Personen? Bundesregierung «kassiert Pleite»
Seit bald einem Jahr ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Dies erleichtert TIN-Personen die Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags. Das Innenministerium wollte per Verordnung ein stark kritisiertes «Sonderregister» im Bundesrat durchsetzen.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
TIN
News
Neuer Umfragerekord für AfD in Sachsen-Anhalt
In einem Jahr wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Die queerfeindliche AfD liegt in den Umfragen vorn und baut ihren Vorsprung noch aus. Auch Alice Weidel legt bei Sympathiewerten zu.
Von Newsdesk/©DPA
Gesellschaft
Deutschland