Spielerin, Anführerin, Strategin – Doris Fitschen ist gestorben

Sie hinterlässt eine Partnerin und ein Kind

Doris Fitschen
Doris Fitschen (Bild: Arne Dedert/dpa)

Nach schwerer Krankheit stirbt Doris Fitschen im Alter von 56 Jahren. Ihr Vermächtnis als Spielerin und auch als Förderin des Frauenfussballs bleibt in Erinnerung.

Der deutsche Frauenfussball trauert um Doris Fitschen. Die 144-malige Nationalspielerin ist am Samstag im Alter von 56 Jahren nach langer und schwerer Krankheit gestorben, wie der Deutsche Fussball-Bund (DFB) unter Berufung auf die Familie mitteilte.

«Ich bin bestürzt und sehr traurig über den Tod von Doris. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, allen Verwandten und engen Freundinnen und Freunden», wurde DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der Pressemitteilung zitiert: «Doris gehört zu den prägenden Figuren des Fussballs in Deutschland. Als Spielerin war sie eine Anführerin, eine Strategin, sie hatte Präsenz, Dominanz und Aura, andere konnten sich an ihr orientieren.»

Im Herbst 2019 hatte sie ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht. Was ihr Privatleben betrifft, so hielt sich Fitschen, die mit Frau und Kind zusammenlebte, ansonsten bedeckt.

«Es gibt beim DFB keinen Verhaltenskodex für Spielerinnen, was ihre sexuelle Orientierung betrifft. Es wird niemandem untersagt, sich zu outen.»

Doris Fitschen

2011 hatte die damalige Nationalteam-Managerin erklärt: «Es gibt beim DFB keinen Verhaltenskodex für Spielerinnen, was ihre sexuelle Orientierung betrifft. Es wird niemandem untersagt, sich zu outen. Ich bin davon überzeugt, dass für eine Spielerin dadurch keine Nachteile entstehen.»

Fitschen war eine der herausragenden Spielerinnen ihrer Generation in Deutschland und wurde in jungen Jahren schon als «weiblicher Beckenbauer» gefeiert. Zwischen 1986 und 2001 trug sie 144 Mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft, 1989 gewann sie mit der DFB-Auswahl bei der Heim-EM den ersten internationalen Titel für die deutschen Fussballerinnen. Die frühere Mittelfeldspielerin wurde insgesamt viermal Europameisterin, bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney gewann sie die Bronzemedaille.

Auch auf Clubebene war sie erfolgreich. Mit dem TSV Siegen wurde sie zweimal deutsche Meisterin und gewann einmal den DFB-Pokal. Mit dem 1. FFC Frankfurt holte sie 1999 das Double aus Meisterschaft und Pokal und ein Jahr später noch einmal den DFB-Pokal.

Von 2001 bis 2004 war sie in der ARD als Expertin zu sehen. Zuletzt war Fitschen als Gesamtkoordinatorin Frauen im Fussball beim DFB für die Entwicklung und Umsetzung der Strategie «Frauen im Fussball FF27» verantwortlich. Von 2009 bis 2016 war sie Managerin der Frauen-Nationalmannschaft, die in dieser Zeit zweimal Europameister und 2016 Olympiasieger wurde.

Auch in ihrer zweiten Karriere sei Fitschen «vorangegangen, hat zugleich als Teamspielerin alle mitgenommen und mit Vehemenz, Kompetenz und grosser Empathie für die Belange des Frauenfussballs geworben und gestritten», so Neuendorf.

«Doris war ein Vorbild an Empathie und Zugewandtheit. Für das gesamte Haus kann ich sagen: Unsere Herzen sind sehr schwer – wir fühlen grosse Trauer», sagte DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich: «Wir werden Doris nicht vergessen und ihr Herzensprojekt Frauen im Fussball und Frauenfussball in Ihrem Sinne fortsetzen. Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren Liebsten.»

Auch Tennis-Legende Boris Becker würdigt bei X Fitschens Lebensleistung.

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