Früherer französischer Justizminister Badinter gestorben
Er kämpfte u.a. gegen die Diskriminierung von Homosexuellen
Der ehemalige französische Justizminister Robert Badinter ist tot. Er war massgeblich an der Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich im Jahr 1981 beteiligt, kämpfte aber auch gegen die Diskriminierung von Homosexuellen.
Seinen Tod bestätigten sein Verlag Fayard sowie der Verfassungsrat, dem Badinter neun Jahre lang vorsass, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Badinter wurde 95 Jahre alt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte den Juristen, Autoren und Politiker auf X als «eine Jahrhundertfigur, ein republikanisches Gewissen, den französischen Geist». Premierminister Attal schrieb: «Er hat jede Sekunde seines Lebens dem Kampf für das, was gerecht ist, gewidmet.» Die Abschaffung der Todesstrafe werde für immer sein Vermächtnis für Frankreich sein. «Wir verdanken ihm so viel.»
Der offen schwule Premierminister Gabriel Attal (MANNSCHAFT berichtete) ergänzte, Badinter sei ein «Mann des Rechts und der Werte» gewesen.
Badinter wurde am 30. März 1928 in Paris in eine jüdische Familie geboren. Während der nationalsozialistischen Besetzung Frankreichs lebte er mit Teilen seiner Familie mit falschen Papieren auf dem Land. Nach dem Krieg studierte Badinter Jura und arbeitete als Anwalt.
1981 berief der damalige sozialistische Präsident François Mitterrand den Juristen an die Spitze des Justizministeriums. Noch im selben Jahr wurde die Todesstrafe in Frankreich abgeschafft. Die letzte Hinrichtung war 1977 erfolgt. «Die wirkliche politische Bedeutung der Todesstrafe liegt darin, dass sie auf der Idee beruht, dass der Staat das Recht hat, über seine Bürger zu verfügen – bis hin zum Tod», sagte Badinter 1981 in einer historischen Rede vor dem Parlament. «So fügt sich die Todesstrafe in totalitäre Systeme ein.»
Schutzalter für gleichgeschlechtlichen Sex Badinter gehörte in Frankreich zu denen, die unablässig an das finstere Kapitel Todesstrafe erinnern. Auch anderswo kämpfte er gegen die Strafe, gehörte etwa einer internationalen Kommission zur weltweiten Abschaffung der Todesstrafe an. Als Justizminister wirkte er in Frankreich ebenso auf die Gleichstellung von Homosexuellen hin. So schaffte er 1982 ein Gesetz aus der Zeit des Vichy-Regimes ab, wonach ein höheres Schutzalter für gleichgeschlechtlichen Sex (21 Jahre bzw. seit 1974 18 Jahre) bestand als für heterosexuellen (15 Jahre).
Zudem war er international als Vermittler gefragt und leitete in den 1990er Jahren eine Schiedskommission zur Klärung rechtlicher Fragen nach der Auflösung Jugoslawiens. Badinter war mit der Philosophin und Frauenrechtlerin Elisabeth Badinter verheiratet.
Die neue Comic-Anthologie «Damals» beschreibt das Leben queerer Menschen vor 50 Jahren (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Berlin
Schwulenfeindliches Mobbing: Bildungsverwaltung erneut in der Kritik
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Neukölln bekommt nachts anonyme Anrufe und wird beleidigt. Stecken Schüler dahinter? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Von Newsdesk/©DPA
Bildung
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Oft gegen CSDs: Rechtsextreme Straftaten junger Leute nehmen stark zu
Die Behörden registrieren mehr als doppelt so viele rechtsextreme Delikte junger Menschen wie noch 2020. Die Bundesregierung sieht neue Gruppierungen und soziale Medien als Treiber.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Dating
Drohen Grindr & Co damit, queerfeindliche Republikaner zu outen?
In den USA sorgt ein Social-Media-Post für Aufsehen: Angeblich sollen Dating-Apps gedroht haben, versteckt lebende republikanische Politiker zu outen, falls die Partei weiter das Ende der Ehe für alle betreibt.
Von Newsdesk Staff
Coming-out
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Nach queerfeindlichem Angriff in Berlin – Polizei bittet um Mithilfe
Mit der Veröffentlichung von Fotos sucht die Polizei Berlin nach einem Mann, der zusammen mit drei weiteren Männern am 6. Juli 2023 in Kreuzberg zwei Frauen queer- und frauenfeindlich beleidigt und verletzt haben soll.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Lesbisch