Florida will per Gesetz LGBTIQ-Themen aus der Schule verbannen
Aktivist*innen warnen vor den verheerenden Folgen einer solchen Praxis
Eltern im US-Bundesstaat Florida können wohl künftig Schulen verklagen, wenn diese in ihren Klassenzimmern Diskussionen über LGBTIQ-Themen zulassen. Das sogenannte «Don’t say gay»-Gesetz steht kurz vor der entscheidenden Abstimmung im Senat.
Es erinnert stark an Russlands und Ungarns Anti-LGBTIQ-Propagandagesetz, stammt aber aus dem Repräsentantenhaus von Florida: das sogenannte «Don’t say gay»-Gesetz. Künftig soll es verboten sein, «Diskussionen über sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität in der Grundschule zu fördern oder auf eine Weise, die nicht alters- oder entwicklungsgerecht für Schüler*innen ist», wie es im Gesetzesentwurf heisst. Dieser hat in der laufenden Woche im Bewilligungsausschuss eine weitere Hürde genommen und steht nun vor der entscheidenden Abstimmung im Senat. Dabei lässt der Entwurf offen, was denn nun in diesem Zusammenhang «alters- oder entwicklungsgerecht» sein soll.
Stigmatisierung und Tabuisierung Die Republikaner*innen wollen mit dem Gesetz laut eigenen Aussagen die Erziehungsberechtigten in ihrem Recht stärken, selbst Entscheidungen über die Erziehung und Kontrolle ihrer Kinder zu treffen. Die Eltern dürften demnach – ganz amerikanisch – die Schulen verklagen, sollten sie gegen das Gesetz verstossen.
Der Republikaner Joe Harding, von dem das «Don’t say gay»-Gesetz stammt, beteuert gemäss CBS News, dass es darum gehe, was für kleine Kinder angemessen sei und was nicht. Es gehe nicht um Hass. Und die Schüler*innen dürften weiterhin über ihre LGBTIQ-Familie und die LGBTIQ-Geschichte sprechen.
Doch Aktivist*innen in Florida befürchten, dass nun sämtliche LGBTIQ-Themen zu Tabuthemen werden. Das Gesetz würde faktisch «LGBTIQ-Schüler*innen und die LGBTIQ-Geschichte auslöschen», schreibt das «Trevor Project», das sich für LGBTIQ-Jugendliche einsetzt.
Ausserdem schreibt die Organisation «Equality Florida» in einer Mitteilung: «Dieses Gesetz will LGBTIQ-Menschen stigmatisieren, LGBTIQ-Kinder isolieren und eingeschüchterte Lehrer*innen davon abhalten, ein sicheres und inklusives Schulzimmer bereitzustellen».
Weniger Suizidversuche Wie wichtig das schulische Umfeld für LGBTIQ-Schüler*innen ist, zeigt eine Studie des Trevor Projects. Demnach sinkt die Wahrscheinlichkeit für Suizidversuche bei diesen Jugendlichen um 23 Prozent, wenn in der Schule auf positive Weise über LGBTIQ-Themen gesprochen wird.
Insofern hatte Chasten Buttigieg, ehemaliger Lehrer und Ehemann von US-Präsidentschaftskandidat Pete Buttigieg, nicht übertrieben, als er bereits im Januar twitterte, dass dieses Gesetz «Kinder töten» werde.
Support von Gouverneur Entsprechend emotional war der Prozess zur Abstimmung. Einige Schüler*innen nahmen eine siebenstündige Anreise auf sich, um vor dem Senatsausschuss ihre Stimme gegen den Gesetzesentwurf zu erheben.
Letztlich winkte der Ausschuss aber wie erwartet den Entwurf mit zwölf zu acht Stimmen durch. Voraussichtlich nächste Woche kommt es zur letzten Abstimmung im Senat von Florida, wo die Republikaner*innen ebenfalls die Mehrheit haben. Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis hat bereits seinen Support signalisiert und würde dann später im Jahr das Gesetz unterzeichnen.
Das könnte dich auch interessieren
USA
Feuerwehrkapitänin erstochen – Polizei fahndet nach Ehefrau
Die 53-jährige hatte bereits ihren ersten Ehemann erstochen
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Polizei
Deutschland
++ Maja drohen 24 Jahre Haft ++ Berlin kürzt bei queeren Projekten ++
Die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland
Von Newsdesk Staff
Film
Bildung
Religion
«Der Koran und das Fleisch»: Sind Islam und Homosexualität vereinbar?
Imam Ludovic-Mohamed Zahed bringt seine wegweisende Autobiografie auf Englisch raus
Von Newsdesk Staff
News
Buch
Queerfeindlichkeit
USA: Die Unsichtbarmachung der Community hat begonnen
Stonewall gedenkt trans Personen nicht mehr, Google entfernt in seinen Kalendern Hinweise zu Aktionsmonaten von Minderheiten. In den USA verschwinden gerade die Spuren von Gruppen, die in der Gesellschaft unterrepräsentiert sind.
Von Greg Zwygart