EU-Parlament verurteilt Zwangs-OPs für Intergeschlechtliche
Aktivisten in Deutschland und Österreich sprechen von einem «Meilenstein»
Das europäische Parlament hat am Donnerstag die erste Resolution zu den Menschenrechten von inter Menschen angenommen. Darin werden normalisierende Operationen und Behandlungen scharf verurteilt und die zügige gesetzliche Anerkennung der körperlichen Unversehrtheit von intergeschlechtlichen Menschen gefordert.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) begrüsst die Resolution des Europäischen Parlaments und fordert ein schnelles Verbot von Zwangsoperationen und Zwangsbehandlungen an intergeschlechtlichen Menschen. Das hätte bereits im Zuge der Erweiterung des Personenstandsrechts um eine dritte Geschlechtsoption passieren müssen, erklärt Henny Engels, Mitglied im LSVD-Bundesvorstand und fragt: «Auf was wartet die Bundesregierung?»
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Diese Operationen sind keine Heileingriffe, sondern verletzen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, Selbstbestimmung und Würde. In Deutschland verstoßen Ärztinnen und Ärzte tagtäglich gegen bestehende medizinische Leitlinien und unternehmen diese unnötige Operationen und Behandlungen an intergeschlechtlichen Menschen. Die Bundesregierung muss das im Koalitionsvertrag beschlossene Verbot endlich auf den Weg bringen! Chirurgische, medikamentöse und hormonelle Eingriffe dürfen ausschließlich aufgrund der informierten Einwilligung der betroffenen Menschen erfolgen. Begleitend sind umfassende und vorurteilsfreie Informationen für Eltern intergeschlechtlicher Kinder notwendig.
Das belgische Model Hanne Gaby Odiele ist das prominenteste Beispiel für intergeschlechtliche Menschen. Ihr haben Ärzte ihre «internen Hoden“ entfernt, als sie zehn Jahre alt war.
Der queerpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, Sven Lehmann, hatte im Vorfeld der Entscheidung darauf hingewiesen, dass geschlechtszuweise Operationen an intersexuellen Säuglingen und Kindern ohne medizinische Notwendigkeit eine schwere Menschenrechtsverletzung sind. «Sie führen zu einem lebenslangen körperlichen und psychischen Leiden für die Betroffenen.» Die Grüne fordern seit acht Jahren ein Verbot der medizinisch nicht notwendigen geschlechtsangleichenden Operationen. «Die Zeitverzögerung bei der gesetzlichen Verankerung eines Verbotes dieser Operationen ist nicht hinnehmbar, denn sie nimmt weitere Betroffene in Kauf», so Lehmann.
Auch in Österreich wird die Resolution als «Etappensieg auf dem Weg zu einem umfassenden Schutz der Grundrechte von intergeschlechtlichen Menschen in Österreich und in der EU» begrüsst – so Gabriele Rothuber von der HOSI Salzburg. Denn auch 2019 findet immer noch Zwangs-Medikalisierung statt. Wir sprechen uns klar gegen fremdbestimmte geschlechtsnormierende Eingriffe an intergeschlechtlichen Körpern aus!
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Luan Pertl vom Verein intergeschlechtlicher Menschen Österreich (VIMÖ) erklärte in einer ersten Reaktion: «Auch die österreichische Regierung muss nun handeln und einen sofortigen Stopp von nicht konsensuellen Operationen und medizinischen Behandlungen an intergeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen umsetzen.»
Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat bereits 2017 einen Vorschlag gemacht, wie ein solches Verbot gesetzlich umgesetzt werden kann. Der LSVD unterstützt diesen Vorschlag.
Mindestens 5 «feminisierende» oder «maskulinisierende» Operationen pro Tag Zwischen 2005 und 2016 wurden in Deutschland jährlich durchschnittlich 1.871 «feminisierende“ oder „maskulinisierende» Operationen an Kindern unter zehn Jahren durchgeführt. Obwohl bestehende medizinische Leitlinien von diesen Eingriffen abraten. 2016 wurden sogar 2.079 solcher Operationen durchgeführt. Das sind zwischen fünf bis sechs Operationen pro Tag.
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