Erster Stolperstein für schwules NS-Opfer im Kreis Siegen
Wegen Verstoßes gegen §175 wurde Alfred Freudenberg aus dem Siegerland (NRW) am 7. Januar 1941 zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Freudenberg galt jetzt als „Sittlichkeitsverbrecher“, seine gesellschaftliche Ausgrenzung führte ab diesem Zeitpunkt in den folgenden Stufen zu seinem Tod: Vom Gefängnis in Siegen wurde er zur Verbüßung der Strafe am 13. Feb. 1941 in das Zuchthaus Siegburg überstellt, dort musste er die dreijährige Gesamtstrafe bis zum 2. Sept. 1943 in vollem Umfang verbüßen.
Im Dezember 1943 wurde er in das mehr als 400 Kilometer entfernte KZ Natzweiler im Elsass gebracht, wo als Häftling Nr. 6603 registriert wurde. Als Verurteilter nach § 175 trug er wahrscheinlich an der Häftlingskleidung den sogenannten „Rosa Winkel“, ein rosafarbenes Stoffdreieck, das ihn für alle sichtbar als Homosexuellen ausgrenzte. Neben den jüdischen Bürgern gehörten Schwule zur niedrigsten Häftlingskategorie.
Am 4. März 1944 wurde Alfred Freudenberg in das KZ Dachau bei München deportiert, und kam am 15.2.1945 in den Krankenbau. Acht Tage später verstarb Freudenberg im KZ Dachau. Der von dem SS-Hauptsturmführer, Lagerarzt Fridolin Puhr, ausgestellte Schein („Abgang durch Tod“) nennt die angebliche Todesursache: Versagen von Herz und Kreislauf bei Enterocolitis. „Eine beschönigende Formulierung für einen zielgerichteten Vernichtungsprozess“, heißt es im Bericht, den Jürgen Wenke erstellt hat, ehrenamtlicher Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins Rosa Strippe e.V., Beratungsstelle für Lesben, Schwule und deren Familien.
Über Jahrzehnte verschwieg die Familie Freudenbergs Schicksal
Ab Freitag, den 15. Dezember erinnert an Stolperstein an seinen Lebens- und Leidensweg – eine Premiere im nordrhein-westfälischen Siegerland. Geehrt wird das Andenken Freudenbergs vor seinem alten Wohnhaus, in dem heute sein Enkel lebt. Die Familie hat das Schicksal über Jahrzehnte verschwiegen, lediglich vom Tod in Dachau wusste der Enkel. Nun kennt er die ganze Geschichte. Dank Jürgen Wenke.
Vor zehn Jahren begann er damit, sich in seiner Heimatstadt Bochum dem Projekt Stolpersteine zu widmen. 150 Steine erinnerten an jüdische Opfer des Nationalsozialismus, aber keiner an Homosexuelle. Heute listet sein Verein auf seiner Homepage über 25 Namen von Männern vor allem aus NRW auf, an deren Schicksal erinnert wird. Wenke hat die Geschichten recherchiert, hat die Verwandten der Opfer angeschrieben, mit ihnen geredet. „Im Laufe der Recherchen rücken einem die Personen näher“, sagt er. (Kürzlich wurden in Trier erstmals Stolpersteine für ein schwules Zwillingspaar verlegt.)
Mehrere 100 Stolpersteine für verfolgte Schwule in Hamburg
Über 1600 Gedenksteine würde es bundesweit geben, überschlägt Wenke, wenn mal alle Einzelschicksale schwuler Nazi-Opfer aufarbeitet. Das kann ein Mann allein nicht schaffen. Engagierte schwule Männer sind heute in zahlreichen großen Städten an der Erinnerungskultur mittels Stolpersteinen beteiligt. Allen voran in Hamburg, wo bereits mehrere Hundert Stolpersteine für verfolgte Homosexuelle verlegt wurden.
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