Entspannen auf Yucatán – Auf den Spuren der Maya
Der «Marcha de la Diversidad Sexual» findet immer im Juni statt
Die Halbinsel Yucatán im Südwesten Mexikos steht für einen vielfältigen Mix aus Abenteuer, Erholung und Kultur. Wer die ausgetretenen Touristenpfade rund um Cancún hinter sich lässt, kann gemütliche Kolonialstädte entdecken, an bunten Strassenmärkten leckeres Streetfood geniessen, sich in azurblauen Cenoten erfrischen, Jahrtausende alte Mayatempel im dampfenden Dschungel erforschen oder an einsamen Stränden entspannen.
Yucatán wird schon seit mehr als 4000 Jahren von Menschen bewohnt. Woher diese ursprünglich kamen, ist jedoch nicht restlos geklärt. Erste Tempelbauten der Maya sind etwa um 500 vor Christus entstanden. Die meisten herausragenden archäologischen Stätten wurden jedoch erst ab dem 4. Jahrhundert errichtet. Was die Maya auszeichnete, waren ihre kulturellen Errungenschaften. Ihre Siedlungsgebiete waren sehr dicht bevölkert und verfügten über aufwändige Bewässerungssysteme.
Zudem waren die Maya wahre Meister der Mathematik. So umfasste ihr Kalender mit 365 Tagen genau ein Jahr und man geht davon aus, dass sie sogar Observatorien bauten. Zwischen 750 und 950 nach Christus verschwand die Maya-Zivilisation plötzlich. Für den Kollaps gibt es bis heute keine gesicherte Erklärung, doch gehen die meisten Forscher davon aus, dass eine Kombination aus Kriegen, Raubbau und Dürren zum Niedergang dieser Hochkultur führte.
Mit der Ankunft der Spanier im Jahr 1517 begann Europas Einfluss auf diese Region. Eine Theorie besagt, dass sich die hier ansässige Urbevölkerung mit den Eroberern nicht verständigen konnte und auf die Frage nach dem Namen des Landes mit «Yuk ak katán», was sich mit «Ich verstehe nicht» übersetzen lässt, antwortete. Die spanische Kolonialherrschaft dauerte mehr als 300 Jahre, bis sich Yucatán 1822 dem neuen Staat Mexiko anschloss.
Nachdem die Wirtschaft der Einwohner*innen lange aus Rinderzucht, Holzschlag und dem Anbau von Gummibäumen und Agaven bestand, begann man in den Siebziger-jahren damit, sich in Richtung Tourismus umzuorientieren. Als künftiger Ferienort wurde die damals unterentwickelte Region um Cancún bestimmt, wo binnen kürzester Zeit unzählige Hotels, Restaurants, Schnellstrassen und ein Flughafen aus dem Boden gestampft wurden. Heute ist der Tourismus von Yucatán nicht mehr wegzudenken – er ist der wirtschaftliche Motor der Region.
Pyramiden, Tempel und Cenoten Wer nach der Landung nicht direkt in die nahe Party- und Hotelhochburg Cancún weiterfährt, gelangt stattdessen über eine schnurgerade Autobahn, die durch dichten Dschungel führt, in die gemütliche Kleinstadt Valladolid. Diese wurde im 16. Jahrhundert von den Spaniern an der Stelle der früheren Maya-Stadt Zaci gegründet, deren Steine für den Bau der Gebäude verwendet wurden. Nach einem Rundgang durch das historische Zentrum mit seinen pastellfarbenen Häusern, einladenden Plätzen, kolonialen Kirchen, alten VW-Käfern und bunten Fähnchenketten lohnt es sich, einen Abstecher zu den nahen Cenoten von X’Kekén und Dzitnup zu unternehmen. Bei Cenoten handelt es sich um kleine kreisrunde Seen mit kristallklarem Wasser, die durch den Einsturz der Gesteinsdecke überall in Yucatán entstanden sind. Der Cenote Dzitnup strahlt eine mystische Eleganz aus, denn hier fällt ein einzelner Lichtstrahl durch ein schmales Loch und beleuchtet sanft die unterirdische Welt, die zu einem erfrischenden Bad einlädt.
Nach weiteren 45 Kilometern erreicht man Chichén Itzá, eine der besterhaltenen Mayastädten Mexikos. Sie ist etwa 450 Jahre nach Christus um einen Cenoten herum entstanden und gehört heute zu den sieben Weltwundern der Moderne. Im Mittelpunkt des riesigen Areals thront eine 30 Meter hohe Tempelpyramide, die dem Gott Kukulcán geweiht war. Interessant ist, dass genau 365 Stufen zum Tempel auf der obersten Ebene hinaufführen. Eindrücklich ist zudem der fast 170 Meter lange Ballspielplatz der Anlage, auf welchem zwei gegnerische Mannschaften jeweils um ihr Leben spielen mussten. Archäologen gehen nämlich davon aus, dass die Verlierer den Göttern geopfert wurden. Frühaufsteher, die vor den grossen Tourgruppen eintreffen, können sich nicht nur auf eine schöne Morgenstimmung freuen, sondern die Anlage auch fast menschenleer erleben.
Die gelbe Stadt Auf der weiteren Fahrt in Richtung Westen darf ein Abstecher nach Izamal nicht fehlen. Früher befand sich hier ein religiöses Zentrum der Maya, weshalb im ganzen Stadtgebiet Überreste von Tempeln zu finden sind. Das markanteste Bauwerk stellt dabei die Pyramide von Kinich Kak Mo dar, die 36 Meter hoch ist und die Stadt überragt. Wer bis ganz oben auf die Pyramide klettert, kann einen besonders schönen Blick über Izamal und das gesamte Umland geniessen.
Während der spanischen Besetzung ist das Franziskanerkloster Convento de San Antonio de Padua entstanden. Der ganz in Gelb gestrichene Gebäudekomplex wurde 1562 fertiggestellt und beeindruckt vor allem mit seinem riesigen Innenhof, der von einem Säulengang umschlossen wird. Nebst dem Kloster sind auch alle übrigen Gebäude im historischen Zentrum in gelber Farbe gestrichen, was der Stadt einen ganz eigenen Charme verleiht.
Dschungel und koloniales Erbe Westlich von Izamal liegt Mérida, die betriebsame und faszinierende Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán. Das Stadtzentrum erstreckt sich rund um die Plaza de la Independencia, die mit ihren schattigen Parkbänken und einladenden Cafés bei Einheimischen und Tourist*innen gleichermassen beliebt ist. Mit den Steinen eines ehemaligen Mayatempels erbauten die Spanier die doppeltürmige Kathedrale Méridas an der Ostseite des Platzes. Das Rathaus und der Gouverneurspalast sind weitere sehenswerte Gebäude an dieser Plaza. Jeweils im Juni findet in den Strassen von Mérida der «Marcha de la Diversidad Sexual» statt. Bei diesem Umzug, dem jeweils viele Schaulustige beiwohnen, werden Diversität und die sexuelle Vielfalt gefeiert. Kulturelle Veranstaltungen und Partys runden den Anlass ab.
Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert sind überall in Yucatán insgesamt rund 1300 Haciendas entstanden, in welchen Fleisch und andere landwirtschaftliche Güter produziert wurden. Besonders verbreitet war der Anbau der Henequen-Agave, aus welcher Fasern gewonnen wurden, die man anschliessend für Seile, Textilien, Sandalen oder Baumaterialien nutzte. Aus den Agaven wurden zudem destillierte Getränke wie Mescal oder Tequila produziert. Von den Haciendas haben nur wenige überlebt. Während einige noch immer traditionell bewirtschaftet werden, wurden andere zu Boutique-Hotels ausgebaut.
Wer sich in längst vergangene Zeiten zurückversetzt fühlen möchte, sollte unbedingt ein paar Tage in einer alten Hacienda verbringen. Zwischen Mérida und der Stadt Campeche am Golf von Mexiko sind besonders viele solcher geschichtsträchtigen Unterkünfte zu finden. Zu den schönsten davon zählt die Hacienda Uayamon, die im 17. Jahrhundert erbaut wurde und mitten im Urwald liegt. Im Unterschied zu damals übernachtet man hier heute äusserst komfortabel – entweder im ehemaligen Spitalgebäude oder den historischen Arbeiterbaracken. Tagsüber kann man sicher am einzigartigen Swimmingpool entspannen, der gekonnt zwischen den alten Mauern einer verfallenen Fabrikhalle erbaut wurde.
Stadtbummel und Badespass Von Uayamon aus erreicht man nach kurzer Fahrt die archäologische Stätte von Edzná. Diese weniger bekannte Mayastadt verfügt über eine eindrückliche fünfstöckige Pyramide, die früher gleichzeitig als Tempel und Herrscherpalast genutzt wurde. Nach dem Besuch der weitläufigen Anlage geht die Fahrt weiter in die schmucke Kolonialstadt Campeche, die bis heute ein echter Geheimtipp ist. Im Zentrum mit seinen unzähligen bunten Gebäuden, Restaurants und Shops lässt sich auf Schritt und Tritt authentisches mexikanisches Flair erleben. Die zum Weltkulturerbe zählende Stadt ist zudem für die älteste Kathedrale Yucatáns sowie für ihre gut erhaltene Befestigungsanlage bekannt, die das koloniale Zentrum komplett umschliesst. Die mächtigen Mauern wurden zum Schutz von Piraten errichtet, die es regelmässig auf das reiche Campeche am Golf von Mexiko abgesehen hatten. Heute geht es hier oben friedlich zu und her und ist der historische Schutzwall vor allem bei Besuchern beliebt, die von dort oben die schöne Aussicht über die alten Gassen der Stadt geniessen wollen.
Wer nach einer Rundreise mit so viel kulturellen Eindrücken vor dem Rückflug noch ein paar erholsame Tage am Meer verbringen möchte, ist im Fischerdorf Celestun nördlich von Campeche am richtigen Ort. Hier findet man nicht nur endlose und fast menschenleere Strände, sondern kann im nahen Biosphärenreservat auch Mangrovenwälder, Flüsse und Lagunen mit unzähligen Flamingos entdecken.
LGBTIQ in Mexiko
Homosexualität ist in Mexiko seit 1810 legal und das Schutzalter liegt allgemein bei 18 Jahren. Seit 2001 verbietet die mexikanische Verfassung landesweit die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Schwule können deshalb auch uneingeschränkt im Militär tätig sein. 2009 hat Mexico City als erste Stadt Lateinamerikas die Ehe für alle eingeführt. 2010 bestätigte der oberste Gerichtshof Mexikos diese Eheöffnung als verfassungsgemäss und entschied im Juni 2015, dass das Eheverbot für Schwule und Lesben in den übrigen Bundesstaaten gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz in der mexikanischen Verfassung verstösst. Damit wurde zwar nicht die sofortige Eheöffnung im gesamten Land angeordnet, doch haben gleichgeschlechtliche Paare dadurch das Recht erhalten, die Eheöffnung durch eine Anordnung vor einem Amtsgericht in den jeweiligen Bundesstaaten zu erzwingen. Bis heute konnte die Ehe für alle so in fast allen Bundesstaaten eingeführt werden (MANNSCHAFT berichtete).
In Cancún und Mérida findet man eine überschaubare LGBTIQ-Szene mit Bars, Clubs und Restaurants. Besonders angesagt sind in Mérida der Club Papis und in Cancún das Coco Bongo und die Laser Hot Bar.
– gaymexicomap.com
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