Ende der Diskriminierung: Kanada verkündet neue MSM-Blutspenderegeln
Premierminister Justin Trudeau stellte die neuen Richtlinien diese Woche selbst vor
Der Blutspendedienst Canadian Blood Services gab diese Woche bekannt, dass männliche Blutspender in Kanada künftig – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung – genauso behandelt werden sollen wie alle anderen auch.
Die neuen Richtlinien seien vom Gesundheitsministerium Health Canada bereits abgesegnet, heisst es. Bei einer Pressekonferenz bezeichnete Premierminister Justin Trudeau die alten Regelungen am Donnerstag als «diskriminierend und falsch», die neuen Regeln hingehen als «gute Nachricht für alle Kanadier*innen».
Laut Trudeau habe es allerdings «zu lange» gedauert, bis er diese Botschaft verkünden konnte. Seiner Meinung nach hätte das Verbot bereits von zehn bis 15 Jahren aufgehoben werden sollen. Er beschuldigte die Vorgängerregierung, dass das damals nicht geschah.
Früher mussten homo- und bisexuelle Männer in Kanada zum Blutspenden zwölf Monate sexuell abstinent gewesen sein, seit 2019 war eine dreimonatige Abstinenz Bedingung. Dass diese Bedingung jedoch nur für Männer galt, die Sex mit Männern haben (MSM), fanden viele Kritiker*innen ungerecht. Schliesslich hätten auch Heteros risikoreichen Sex, hiess es.
Jetzt gilt ab spätestens 30. September, dass alle potenziellen Blutspender*innen in Kanada gefragt werden, ob sie in den letzten drei Monaten «neue oder mehrere Sexualpartner*innen» hatten.
Diejenigen, die das bejahen, müssen angeben, ob es sich dabei um «risikoreichen Sex» gehandelt habe. Falls ja, müssen sie drei Monate nach dem letzten risikoreichen Sex warten, bevor sie Blut spenden dürfen.
Auch im Nachbarland USA werde derzeit geprüft, ob man die Blutspenderegelung ändern sollte, berichtete das LGBTIQ-Nachrichtenportal The Advocate in seinem Artikel zu den Neuregelungen in Kanada. Eine Untersuchung dazu sei in den USA in Gang, heisst es. Präsident Biden habe dies im Januar in einem Statement ausdrücklich begrüsst.
Ausschluss besonders schmerzlich für LGBTIQ-Communitys Das Weisse Haus teilte damals mit: «Das Ausschlusserbe in Bezug aufs Blutspenden ist weiterhin schmerzlich und betrifft besonders LGBTIQ-Communitys. Der Präsident setzt sich dafür ein, dass die Regelungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und nicht auf Fiktion oder Stigmatisierung.»
Das Ausschlusserbe in Bezug aufs Blutspenden ist weiterhin schmerzlich und betrifft besonders LGBTIQ-Communitys
Dieses Jahr hatte Frankreich seine Regelungen fürs Blutspenden in Bezug auf MSM angepasst, nachdem Länder wie Italien und Ungarn vorangegangen waren.
In Deutschland gilt für MSM eine Ausschlussfrist von vier Monaten (MANNSCHAFT berichtete), in der Schweiz und Österreich müssen MSM zwölf Monate ohne Sex leben, bevor sie spenden dürfen.
Was geschieht, wenn jemand Falschangaben bei der Blutspende macht, erklärte das Team von Dr. Gay in Bezug auf die Schweiz so: Solche Abgaben hätten keine strafrechtlichen Konsequenzen, da wohl keine Schädigungsabsicht bestehe. Doch das ist nicht überall so (MANNSCHAFT berichtete).
Beim Ausschluss von MSM beim Blutspenden geht es vor allem um die Angst vor der Übertragung von HIV. Die entsprechenden Verbote wurden in den 1980er-Jahren eingeführt im Zusammenhang mit der AIDS-Krise. Seither hat sich allerdings in Bezug auf die Behandlung von HIV viel verändert, was vielerorts zu einer Neubewertung des Risikos einer Virusübertragung (auch) beim Blutspenden geführt hat.
Das könnte dich auch interessieren
USA
10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung
2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.
Von Newsdesk Staff
Liebe
News
Ehe für alle
Community
Autor Harm-Peter Dietrich mit 89 Jahren verstorben
Harm-Peter Dietrich ist am Freitag im Alter von 89 Jahren in Berlin verstorben, wie sein Verlag mitteilte. Seine Autobiografie «Danke, Gustav! Mein schwules Jahrhundert» hatte im vergangenen Sommer für Aufsehen gesorgt.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Schwul
News
Geschichte
Buch
Deutschland
«Wie kann man Liebe hassen» – Polizei sichert Pride Paraden
Zahlreiche CSD-Demos haben am Wochenende ein Zeichen für Vielfalt gesetzt und trotzten dem Regen. Die Polizei sicherte die Aufzüge – es gab wieder Protest von rechts.
Von Newsdesk/©DPA
News
Pride
Europa
Maja T. beendet Hungerstreik – Staatsschutz befürchtet Täter-Opfer-Umkehr
Seit über einem Jahr sitzt Maja T. in Ungarn wegen schwerer Vorwürfe in Haft. Beim Hungerstreik soll die nicht-binäre Person 14 Kilogramm verloren haben. Was denkt ein Staatsschützer über die Unterstützerkampagne in Deutschland?
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
TIN
Justiz