Elska zeigt schwule und bisexuelle Männer aus Glasgow
Schotte Nathan erzählt, wie er seine religiöse Familie hinter sich lassen musste
Fotograf Liam Campbell entführt dich mit der 45. Ausgabe von Elska nach Schottland und porträtiert 12 queere Einheimische.
Die neuste Ausgabe von Elska ist eine Sammlung von Gegensätzen. Es geht um Lichtblicke in einer sonst eher grauen Stadt, um Humor und Enttäuschung, um Trostlosigkeit und Schönheit. So beschreibt Liam Campbell, Fotograf und Gründer des Magazins, die Athmosphäre während seines Aufenthalts in Glasgow.
In «Elska Glasgow» und dem Begleitheft «Elska Ekstra Glasgow» stellt Liam zwölf einheimische Männer vor, die er jeweils in den Strassen der Stadt sowie in den trauten vier Wänden ihres Zuhauses fotografierte. «Ich wollte ihren Stil, ihre Laune und ihre Körper offenbaren», sagt er.
Um die Fotografien abzurunden, schrieb jeder von ihnen eine persönliche Geschichte über sich selbst, das schwule Leben in Schottlands grösster Stadt sowie über den Alltag im Allgemeinen. So sinniert etwa Model Lee über die Turbulenzen in seinem Leben und über die Erkenntnis, dass er sie im Blut hat. Craig realisiert, dass man es in der angeblich so freundlichen Stadt nicht einfach hat, Freund*innen zu finden. Und Nathan kommt zum Schluss, dass das Verlassen seiner religiösen Familie der einzige Weg war, um sein Queersein frei leben zu können.
Nach Istanbul im Sommer 2023 und danch Tiflis im Herbst zog es den gebürtigen Briten Liam mit der neusten Ausgabe in ein Nachbarland innerhalb Grossbritanniens. «Am Anfang von Elska wollte ich alle vier Länder Grossbritanniens besuchen und es tut mir leid, dass ich es erst mit der 45. Ausgabe nach Schottland schaffte», sagt er. Das sei keine Absicht gewesen: Lange habe er sich zwischen Edinburgh und Glasgow entscheiden müssen. Nachdem er mit ein paar Schotten gesprochen habe, sei der Fall klar gewesen. «Die Glasgower sind wagemutiger, unbeschwerter und auch ein bisschen ‹scruffy›. So würde ich auch Elska beschreiben».
Das Magazin soll das Leben queerer Männer auf der ganzen Welt zeigen – und ihre Vielfalt. «Ich wollte etwas machen, das sich von traditionellen schwulen Medien unterscheidet. Sie bevorzugen meist Models, Prominente und Pornostars und zeigen damit nur eine bestimmte, enge Art von Schönheit», sagte er im Interview mit MANNSCHAFT+.
«Ich dachte über unsere Ehemänner und Partner nach, sie haben Unvollkommenheiten und wir finden sie trotzdem schön, weil wir sie bis ins Innerste kennen. Diese besondere Verbindung zieht uns an. Mit Elska versuche ich, verschiedene Männer auf eine ehrliche, intime und tiefere Art und Weise zu zeigen. Das soll die Leser*innen zu ermutigen, sie gut genug kennen zu lernen, um über die oberflächliche Lust des ersten Eindrucks hinauszugehen.»
Nach der russischen Invasion der Ukraine brachte Liam eine Sonderausgabe über die Stadt Lwiw heraus (MANNSCHAFT berichtete). Die jüngste Ausgabe aus einem deutschsprachigen Land ist über Bern. «Die Berner Männer ghosteten mich», sagte Liam damals in MANNSCHAFT über seine Suche nach Models in der Schweiz.
Neben den Magazinen und E-Mags verkauft Liam Postkartensets und grossformatige Abzüge, auf Patreon bietet er exklusive Inhalte im Abo.
Mehr: «Auf Grindr will kaum jemand mehr Kondome benutzen.» Müssen schwule Männer zu Langzeitpatienten werden, um ihre Sexualität ausleben zu können? Diese Frage stellt sich der Fotograf Samuel Spreyz mit seinem Projekt «MSM.Rx», das er jetzt ausstellte. (MANNSCHAFT+)
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