Eine Nacht mit … Miriam Margolyes
Fünf grosse Filmmomente der Wahl-Australierin
Miriam Margolyes ist schon seit Jahrzehnten im Filmgeschäft aktiv und hat sich bereits im Jahr 1966 als lesbisch geoutet. Doch weil sie häufig für Nebenrollen besetzt wird, steht sie meist nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit. Das sollte sich ändern.
Pomona Sprout ist Lehrerin für Kräuterkunde und Hauslehrerin von Hufflepuff. Das Gesicht dazu stammt von der lebischen Schauspielerin Miriam Margolyes. Kaum jemand im Harry-Potter-Kosmos von J.K. Rowling dürfte neben den Hauptcharakteren so einprägsam gewesen sein wie Margolyes – ausser vielleicht Maggie Smith als Minverva McGonagall. Für sie selbst war das alles aber gar nicht so bedeutend, wie vielleicht für viele Fans bis heute. Sie sei froh, mitgespielt zu haben, aber das Ganze sei eben nicht Charles Dickens, sagte sie später einmal.
Miriam Margolyes (Jahrgang 1941) in Film und Fernsehen zu sehen zu bekommen war in letzter Zeit gar nicht so leicht. Denn im englischsprachigen Raum ist sie neben ihrer Rolle als Schauspielerin zuletzt oft als Synchronsprecherin in Animationsfilmen zu hören gewesen. So etwa als Stimme des Border Collies Fly im Film «Ein Schweinchen namens Babe». Zu hören bekommt man sie auch in «James und der Riesenpfirsich», «Happy Feet», «Flutsch und Weg» und «Early Man – Steinzeit bereit». Allerdings nur im englischen Original
Als Schauspielerin ist sie über die Jahre immer wieder durch ihre prägenden Nebenrollen bekannt geworden. Dabei spielte sie auch an der Seite von Ralph Fiennes oder Daniel Day-Lewis in vielfach ausgezeichneten Filmen. Hier nun also fünf Filme mit Miriam Margolyes, die gerade durch ihre kurzen prägnanten Auftritte bezaubern.
#Zeit der Unschuld Alles spielt in der stockkonservativen amerikanischen Oberschicht der 1870er Jahre. Der Anwalt Newland Archer ist May Welland versprochen, die ebenfalls aus seiner Schicht stammt. Doch dann verliebt er sich in die Einwanderin Gräfin Olenska. Und all das, was sich die beiden Eltern des künftigen Paares ausgedacht haben, kommt durcheinander. Denn es kommt darauf an, eingeladen, gesehen und akzeptiert zu werden – aber nur, wenn man sich an die dort geltenden Regeln des «Anstands» hält. Kann Newland riskieren, dort auszuscheren?
Martin Scorsese holte für die Hauptrollen Daniel Day-Lewis, Winona Ryder und Michelle Pfeiffer ans Set. Aber auch die betagte Grossmutter Mingott, gespielt von Margolyes, blieb vielen Zuschauenden im Gedächtnis. Grossmutter Mingott sitzt viel in ihrem Sessel, weil sie aufgrund ihres Gewichts nicht mehr so gut laufen kann. Sie dirigiert und kommandiert noch immer die gesamte Familie umher. Und alle hören auf sie. Letztlich ist sie die einzige Unangepasste der gesamten Familie. Für diese Darstellung erhielt Margolyes dann auch einen BAFTA-Award.
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#Harry Potter Die Lehrerin für Kräuterkunde und die Hauslehrerin von Hufflepuff, Pomona Sprout, ist das Gegenmodell der strengen Minverva McGonagall, der Hauslehrerin von Gryffindor. Doch wie McGonagall ist auch Sprout auf der Seite von Harry Potter. Nicht zuletzt in der finalen Schlacht von Hogwarts, als sie gemeinsam mit Harry gegen Voldemort kämpft. Miriam tritt in dieser Rolle aber nur in zwei Filmen auf. Wer sie sehen will, muss entweder den zweiten oder den letzten Film sehen. In den Handlungen der anderen Bücher kommt sie zwar auch vor, wurde aber aus den Drehbüchern herausgekürzt.
Kürzlich hat sich Margolyes besorgt um älter gewordene Harry-Potter-Fans gezeigt. Die Geschichten seien für Kinder gedacht und nun auch mehr als 25 Jahre alt. Manche Fans kämen auf Miriam zu, und würden sie bitten, doch als Professor Sprout auf deren Hochzeit aufzutreten. «Wie wohl die erste gemeinsame Nacht eines solchen Brautpaares aussehen wird?», fragte sich Miriam verwundert.
#William Shakespeares Romeo + Julia Leonardo DiCaprio als Romeo. Für viele Frauen und Männer die Idealbesetzung. Baz Luhrmann hat dies 1996 in die Tat umgesetzt. Dass Miriam Margolyes dort auch mitspielt, ist Grund genug, den Film hier einmal wieder zu erwähnen. Luhrmann versetzt die Handlung, die eigentlich viel früher spielt, in das späte 20. Jahrhundert. Zwei Familienclans bekriegen sich bis aufs Blut. Alles unterlegt von moderner Musik und gespielt in modernen Outfits. Auch wenn der Film aus heutiger Sicht dann doch etwas in die Jahre gekommen wirkt, ist er doch viel lebendiger als manch originalgetreue Theateraufführung, oder filmische Inszenierung.
Leonardo, ich glaube du bist schwul!
Miriam Margolyes spielt Julias Amme. Sie hat ihr eigenes Kind verloren und zieht daher nun Julia auf. Der Charakter ist komisch angelegt, sodass die spannungsgeladenen Dialoge zwischen Julia und ihrer Mutter etwas aufgelockert werden. Sie sagt auch Romeo direkt ins Gesicht, dass sie dessen Freund Paris eigentlich hübscher findet als ihn. Miriam schrieb später in ihrer Biografie, dass Leonardo am Set manchmal etwas streng gerochen habe, «in dieser männlichen Weise, wie es junge Männer tun». Manchmal habe Leonardo am Set auch ein Kleid getragen, worauf sie ihm sagte: «Leonardo, ich glaube du bist schwul!» Aber damit habe sie falsch gelesen, wie sie später feststellte.
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#Ludwig van B. – Meine unsterbliche Geliebte Beethoven will sein Vermögen seiner Geliebten vermachen, doch niemand weiss, wer sie eigentlich ist. Sein Privatsekretär macht sich auf die Suche, reist durch ganz Europa und fürchtet, dabei zu scheitern. Miriam Margolyes spielt in diesem Film die Klavierbauerin, Komponistin und Musikpädagogin Nannette Streicherova. Sie war mit Beethoven befreundet und soll auch bei der Suche der unbekannten Geliebten helfen.
Diese Verfilmung des Lebens des Komponisten von 1994 mit Gary Oldman als Beethoven fängt erst da an, wo er eigentlich gar nicht mehr lebt. So ist die ganze Geschichte etwas spannender gemacht, als ein normales Biopic. Die Handlung und damit die Suche nach der Unbekannten, gab es dabei wirklich. Beethoven verfasste tatsächlich am Ende seines Lebens einen Brief, der an eine «Unsterbliche Geliebte» adressiert war. Wer dies nun wirklich war, bleibt bis heute offen.
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#Miss Fisher und die Gruft der Tränen Miss Fisher ermittelt wieder, diesmal nicht in Serie, sondern einmalig in einem Film und dann auch noch in der Wüste. Der Film wurde nach dem Ende der Serie durch Crowdfunding finanziert, sodass es nur den treuen Fans zu verdanken ist, dass es ihn überhaupt gibt. Es beginn damit, dass ein ganzer Beduinenstamm plötzlich ermordet wird und Miss Fisher natürlich rechtzeitig vor Ort ist und ermitteln muss. Der Film schafft eine leichte Atmosphäre und geht sogar mit dem britischen Kolonialismus kritisch um.
Miriam Margolyes ist auch hier wieder nur in einer Nebenrolle zu sehen. Sie spielt die Tante Prudence, aber wie so oft in einer locker widerspenstigen Art, dass sie die Handlung an den richtigen Stellen auflockert. Dass die Figur der Miss Fisher eigentlich aus Australien kommt und zumindest die Serie dort spielt, schlägt wieder den Bogen zu der privaten Miriam, die ja seit langem dort lebt und 2013 die australische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen hat.
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Vorschau: «Joker: Folie à Deux» – Erster Trailer mit Lady Gaga und Joaquin Phoenix Der Film soll im Herbst ins Kino kommen (MANNSCHAFT berichtete).
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