Sportsenatorin: «Ein schwuler Fussball-Profi würde uns stolz machen»
Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann (Grüne) setzt sich für die Akzeptanz von Homo- und Transsexuellen im Sport ein
Die Vorsitzende der Sportministerkonferenz, Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann, will erreichen, dass in Deutschland verstärkt über Homo- und Transsexualität im Sport debattiert wird. Das Coming-out eines Kickers in ihrem Bundesland würde sie gern unterstützen.
Die Grünen-Politikerin Anja Stahmann ist in Bremen Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen sowie Integration und Sport. Bis Ende 2020 hat sie den Vorsitz der Sportministerkonferenz inne. Das beinhaltet viele Veranstaltungen in Bremen wie die Sportministerkonferenz in diesem Jahr, zu der sie auch Innenminister Horst Seehofer (CSU) erwartet.
Wenn ihr Vorsitz in zwei Jahren endet, möchte sie, dass sich Deutschland intensiv über Homo- und Transsexualität im Sport auseinandergesetzt hat, wie sie im Interview mit dem Weser-Kurier sagte. Auch wenn Verantwortliche im Profifussball davor warnten, sich zu outen, weist Stahmann auf positive Entwicklungen hin. So gebe es in den Stadienkurven immer häufiger «Choreographien, die sich gegen Homophobie wenden». Das habe es früher nicht gegeben, hier sei also etwas geschehen, so die Senatorin.
Hitzlsperger ist fünf Jahre out – «Ich könnte nicht glücklicher sein»
Auf die Frage, ob die Senatorin einem Profi von Werder Bremen raten würde, sich zu outen, antwortet die Grünen-Politikerin: Sie würde ihm sagen, dass er vor nichts Angst haben müsse, dass das Land ihn unterstützen würde und stolz wäre auf ihn. «Es wird im Fussball viel über Sexualität gesprochen. Die neue Freundin, wer noch mal Vater wird», so Stahmann im Weser-Kurier. «Fünf bis zehn Prozent der Menschen sind homosexuell. Niemand soll sich schämen müssen, weil er sagt: Ich liebe Männer! Auch ein Fussball-Profi nicht.»
Es gibt ein gewisses Rollenbild vom klassischen Fußballspieler und ich glaube, dass ganz viele dem entsprechen wollen
Werder Bremen hat zumindest schon einen offen schwulen Fanbeauftragten, den Kreisliga-Spieler Jermaine Greene. Dass Kicker zögern, sich zu outen, kann er verstehen, sagte er kürzlich gegenüber der ARD: Bundesliga-Fussballer hätten viel mehr Druck – Druck von außen, Druck, den sie sich selbst auferlegen. «Es gibt ein gewisses Bild, ein gewisses Rollenbild vom klassischen Fußballspieler und ich glaube auch, dass ganz viele dem entsprechen wollen», so Greene.
Zeit für schwule Profis ist noch nicht reif Anlässlich des 5. Jahrestages des Hitzlsperger-Coming-outs wurde der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, Anfang Januar gefragt, wie er mit einem schwulen Spieler umgehen würde. Fischer sagte gegenüber der ARD, er würde zwar einen geouteten Spieler in seiner Mannschaft unterstützen, aber gleichzeitig riet er vom Coming-out ab: «Proaktiv zu sagen: ‚Mach das jetzt endlich, wir brauchen jetzt mal einen‘, das würde ich nicht tun», sagt er. Dafür sei die Zeit heute nicht reif.
Hitzlsperger sagte dazu, er bedaure es sehr, dass der Eintracht-Präsident das so sehe. «Ich würde mir da einen positiveren Ansatz wünschen», so der ehemalige Nationalspieler.
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