Ehe für alle: Kein Ansturm auf Schweizer Zivilstandsämter
Schweizer Gemütlichkeit?
Bald ist es so weit: Ab Juli dürfen in der Schweiz gleichgeschlechtliche Paare heiraten. Eine Umfrage auf den Zivilstandsämtern zeigt, dass bisher deutlich mehr Umwandlungen von Partnerschaften gebucht wurden als «direkte» Eheschliessungen.
Nach der Annahme der Ehe für alle durch das Schweizer Volk im September 2021 heisst es ab Juli für alle heiratswilligen Homopaare endlich: «Auf die Standesämter, fertig, los!» Bereits Ende Jahr hatte sich MANNSCHAFT auf Zivilstandsämtern der Deutschschweiz erkundigt, wie es mit der Nachfrage aussieht (hier geht’s zum Beitrag). Dazu gibt es jetzt ein Update – mit vielen Zahlen.
Zürich: Stagnation nach anfänglichem Run In der Stadt Zürich, wo rund 1’400 Paare in eingetragener Partnerschaft leben, waren Reservationen bereits ab dem 22. November möglich. Bis Ende Jahr hatten sich 110 Paare für einen Termin gemeldet; fast alle von ihnen waren bereits verpartnert.
Die Nachfrage war kurz nach der Abstimmung also gross. «Aber seit längerer Zeit ist der Stand etwa der gleiche», sagt Roland Peterhans vom Zivilstandsamt Zürich heute. Demnach seien in den vergangenen fünfeinhalb Monaten nur etwa 90 neue Buchungen dazugekommen.
Peterhans hat auch ein Update in Bezug auf die Gebührenverordnung des Bundes: «Die Umwandlung einer Partnerschaft in eine Ehe kostet nun definitiv 75 Franken.»
Bern und Luzern: Kein Ansturm Auf dem Zivilstandsamt Bern-Mittelland, wo knapp 40 Prozent aller Ehen des Kantons geschlossen werden, buchten im Dezember 2021 rund 30 gleichgeschlechtliche Paare ihren Heiratstermin. Auf Anfrage von MANNSCHAFT heisst es nun, dass es mittlerweile genau 77 Paare sind.
Davon werden 21 «direkte» Eheschliessungen sein, in 56 Fällen wird es um die Umwandlung einer eingetragenen Partnerschaft gehen. Hans Rudolf Egli, Leiter des Zivilstands- und Bürgerrechtsdienstes, sagt, dass sich die «neuen» gleichgeschlechtlichen Eheschliessungen erwartungsgemäss im Rahmen der bisherigen eingetragenen Partnerschaften bewegen würden. «Ich persönlich habe etwas mehr Umwandlungen erwartet.» Aber es bestehe schliesslich auch kein Zeitdruck, so Egli weiter.
Einzig in der Stadt Luzern, wo die Reservationen unter den Erwartungen liegen, gibt es weniger Umwandlungen: Von den bisher lediglich neun angemeldeten Paaren ändern nur zwei ihren Status von «verpartnert» zu «verheiratet».
Winterthur: «Beträchtliche Zahl» Die sechstgrösste Stadt der Schweiz meldet indes 25 Paare, die sich für einen Termin interessieren würden. 18 von ihnen wollen die Umwandlung in eine Ehe vollziehen. «Bedenkt man, dass im Bezirk Winterthur bisher durchschnittlich 10 bis 15 Partnerschaften pro Jahr eingetragen wurden, so ist diese Zahl gleich zu Beginn der Einführung der Ehe für alle doch eine beträchtliche für den Zivilstandskreis Winterthur», findet Fabio Palummo, Leiter des Zivilstandsamtes Winterthur.
Da man in Winterthur eine «grosszügige Terminplanung» betreibe, sei es bisher nicht nötig gewesen, zusätzliche Termine freizuschalten und die Kapazitäten zu erhöhen. «Nach dieser Initialphase werden wir die Situation sicher neu evaluieren und unsere Schlüsse für die Zukunft ziehen», sagt Palummo. «Falls die Höhe der Nachfrage für mehr Termine spricht, werden wir dies selbstverständlich berücksichtigen.»
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