Ehe für alle: «Die Sache ist noch lange nicht gegessen»
Das Ja-Komitee warnt davor, die Gegner*innen zu unterschätzen
Die Gegner*innen der Eheöffnung in der Schweiz haben wohl genug Unterschriften gesammelt, um einen Entscheid an der Urne zu erzwingen (MANNSCHAFT berichtete). Wir fragten das neue Co-Präsidium des Komitees Ehe für alle – Maria von Känel und Daniel Stolz – mit welchen Erwartungen man in den Abstimmungskampf zieht.
Anfang Jahr kam es ja überraschend zum Rücktritt der bisherigen Präsidentin Salome Zimmermann (MANNSCHAFT berichtete). Grund dafür war ein «Spannungsverhältnis» innerhalb des Vereinsvorstandes. Sind diese Spannungen weg? Ziehen nun alle am gleichen Strang? Daniel Stolz: Der Rücktritt von Salome Zimmermann begründet sich im Spannungsverhältnis unserer verschiedenen Rollen als Vertreter*innen einer Organisation, aber auch als Kampagnenvorstand. Wir alle sind Salome für ihren riesigen Einsatz zu grossem Dank verpflichtet. Der Vorstand ist zurecht divers zusammengesetzt. Deshalb führen wir intensive, sehr konstruktive Diskussionen, die uns zum bestmöglichen Ergebnis führen sollen: ein klares JA zur «Ehe für alle» durch die Bevölkerung! Nur darum geht es.
So kämpfte man in der Schweiz für und gegen die queere Liebe
Weshalb hat sich der Vorstand für ein Doppelpräsidium entschieden? Welche Vorteile bringt das mit sich? Maria von Känel: Der Entscheid wurde von den Trägerorganisationen gefällt. Aber auch der Vorstand empfahl das als die richtige Lösung. Im Co-Präsidium sind verschiedene Lebensrealitäten und Schwerpunkte vertreten. Wir können unsere persönlichen Kompetenzen einsetzen und den Aufwand und die emotionale Belastung teilen. Daniel: Genau, wir ergänzen uns wirklich prima. Und vergessen wir nicht Matthias Erhardt, der als Vizepräsident die Romandie abdeckt und ihre Interessen einbringt sowie die anderen Vorstandsmitglieder, Sabine Weber, Antonia Hauswirth und Jan Müller.
Die Gegner*innen konnten nun eine Entscheidung an der Urne erzwingen: Wie schaut euer Fahrplan aus? Wie gut seid ihr bereits auf diesen Abstimmungskampf vorbereitet? Maria: Unsere Kampagnenleiterin Olga hat jetzt ein Kernteam zusammengestellt, das mit Hochdruck an den Reaktionen auf das Einreichen der Unterschriften gearbeitet hat. Zudem ist das Team daran, die Grundlagen für die Kampagne zu erarbeiten. Dies beinhaltet zum Beispiel wichtige konzeptuelle Arbeiten. Daniel: Dazu kommt, dass wir in der Vorkampagnenphase sind, während der wir die Öffentlichkeit intensiv für unser Anliegen sensibilisieren werden. Sobald das Referendum tatsächlich zustande gekommen ist, können wir den Fahrplan endgültig finalisieren.
Zahlreiche Umfragen deuten auf eine klare Bestätigung des parlamentarischen Entscheids hin. Ist es für euch auch eine klare Sache? Oder könnte es gefährlich sein, wenn man sich bereits zu sicher fühlt? Daniel: In der Politik ist so gut wie nichts klar. Wer meint, die Sache sei gegessen, täuscht sich. Es rächt sich schnell, die Gegner*innen zu unterschätzen. Deshalb braucht es unser volles Engagement. Maria: Zudem gibt uns die Kampagne die Möglichkeit, unsere Community zu präsentieren und Vorurteile abzubauen. Das ist die Chance für mehr Respekt und Akzeptanz, wodurch das Wohlbefinden aller gestärkt wird.
Auf welche Mittel und Argumente der Gegner*innen stellt ihr euch ein? Daniel: Sie werden kämpfen und sie werden alte Argumente aus der Mottenkiste holen wie der Schutz der «traditionellen Ehe». Maria: Wahrscheinlich werden sie auch Angst machen vor dem «Untergang des Abendlandes» und sagen, das Wohl des Kindes stünde auf dem Spiel. Das sind natürlich alles Falschaussagen, die wir widerlegen können. Auf die bisher bekannten Gegenargumente gehen wir auf unserer Website ein.
Wie kann man das Ja-Komitee unterstützen? Maria: Mit Engagement. In einem ersten Schritt kannst du dich auf der Website für den Newsletter eintragen, von dem du auf dem Laufenden gehalten wirst. Auch Sichtbarkeit hilft. Sei das mit Buttons, sei das mit zukünftigen Gadgets oder mit Regenbogenfahnen. Daniel: Man hilft uns auch enorm, wenn man selber als Multiplikator wirkt und unsere Botschaften verbreitet. Dann gewinnen wir. Und natürlich mit Spenden! So ein Abstimmungskampf kostet viel Geld. Auch wenn unsere Trägerorganisationen LOS, WyberNet, Dachverband Regenbogenfamilien, PinkCross und NETWORK Startkapital gegeben haben: Wir brauchen alle Unterstützung, die wir bekommen können. Jede einzelne Spende zählt.
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