Édouard Louis über die Scham seiner Mutter für sein Schwulsein

Der französische Schriftsteller hat sein neues Buch «Die Freiheit einer Frau» auch auf Deutsch veröffentlicht

«Sie hat ihre Träume nicht verwirklicht. Sie hat, was sie als Abfolge von Unfällen sah, aus denen ihr Leben bestand, nicht reparieren können», schreibt Édouard Louis über seine Mutter Monique. «Die Freiheit einer Frau» ist das bisher emotionalste Buch des jungen französischen Star-Schriftstellers, dessen Werk stark autobiografisch geprägt ist.

Auf kaum 100 Seiten beschreibt er in messerscharfen, berührenden Worten das traurige Leben seiner Mutter, einer Frau aus der Arbeiterklasse, die bescheidene Ambitionen hegte, sich dann aber durch eine Reihe von Fehlentscheidungen die Zukunft verbaute.

Sie wird früh schwanger, wählt die falschen Männer und erleidet in ihrer Ehe mit einem Alkoholiker Stumpfsinn, Armut und Gewalt. Sie wird eingeschnürt von einem erstickenden Alltag, aus dem es keinen Ausweg zu geben scheint.

Der Sohn schämt sich für seine Mutter, sie schämt sich für sein Schwulsein. Am Ende aber kann sie sich – fast wie im Märchen – auf wundersame Weise aus ihren Abhängigkeiten befreien. (MANNSCHAFT berichtete über die teils toxische Scham schwuler Männer.)

Ein unter die Haut gehendes, leider viel zu kurzes Buch, das auf seine vorangegangenen Bestseller «Das Ende von Eddy» (MANNSCHAFT berichtete über eine Bühnenadaption in Basel), «Wer hat meinen Vater umgebracht» und «Im Herzen der Gewalt» folgt.

 

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