«Die PrEP funktioniert»
Die Zahl der HIV-Neuansteckungen in der Schweiz gehen weiter zurück
2018 verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit 425 neue HIV-Fälle – 4,5% weniger als im Vorjahr. Für die Aids-Hilfe Schweiz eine Bestätigung, dass sich die Kampagnen und Präventionsmassnahmen in der Community durchsetzen können.
Das Bundesamt für Gesundheit BAG spricht von einem «historischen Tiefstand»: 2018 wurden 425 neue HIV-Infektionen gemeldet, ein Rückgang von 4,5 % gegenüber dem Vorjahr. Als Grund führt das BAG vor allem eine zunehmende Testbereitschaft bei Personen mit hohem Infektionsrisiko auf. Die Präexpositionsprophylaxe PrEP habe «wahrscheinlich» auch eine Rolle gespielt. Schätzungen zufolge benutzen rund 1500 Personen in der Schweiz die PrEP, dabei handle es sich grossmehrheitlich um MSM – Männer, die mit Männern Sex haben.
Für Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, ist die Rolle der PrEP im Rückgang der HIV-Neuinfektionen mehr als nur «wahrscheinlich». «Die PrEP funktioniert und wird angewandt», sagt er gegenüber der Mannschaft. «Vermehrtes Testen ist weiterhin wichtig. Nur so schaffen wir unser Ziel, HIV bis 2030 zu eliminieren».
Für Lehner besonders aussagekräftig ist der kontinuierliche Rückgang von HIV-Frischinfektionen bei MSM (siehe Grafik). «Dies zeigt, dass die Community-Viral-Load sinkt, also weniger HI-Viren in unserer Community sind», sagt er. Das spreche für die Kampagnen der Aids-Hilfe Schweiz der letzten Jahre und die PrEP-Implementierung.
Dieses Jahr startete die Plattform swissPrEPared.ch mit dem Ziel, Menschen mit einem erhöhten HIV-Risiko möglichst gut zu betreuen und neue HIV-Infektionen zu verhindern. Zum einen handelt es sich um ein Programm, welches die Qualität bei der Beratung durch Ärzt*innen und andere Gesundheitsexpert*innen verbessern und einen besseren Zugang zu Medikamenten sicherstellen soll. Zum anderen geht es um eine Studie, die Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko versorgt und betreut.
Die Studie richtet sich an alle Menschen, die ein erhöhtes HIV-Risiko haben, und verzeichnet aktuell bereits über 320 Teilnehmer*innen. «Ziel ist es, mehr Leute unter eine kontrollierte PrEP zu bringen und zu beobachten, welche Einflüsse sie auf die HIV- und STI-Epidemie hat und welche Schwierigkeiten dabei auftauchen», so Lehner. Damit wolle man verhindern, dass Personen die PrEP übers Internet bestellen und ohne ärztliche Aufsicht einnehmen. SwissPrEPared ist bereits an vielen Orten gestartet und wird weiter ausgebaut, damit die Teilnahme in der ganzen Schweiz möglich wird. Test- und Beratungsstellen, die an swissPrEPared teilnehmen, sind auf der Website zu finden.
Zunahme bei Gonorrhoe-Fälle Nebst den neuen HIV-Fällen kommunizierte das BAG auch die neusten Zahlen zu den anderen sexuell übertragbaren Infektionen Gonorrhoe, Chlamydiose und Syphillis. 2018 nahmen die gemeldeten Gonorrhoe-Fälle um 11% auf 3116 zu. «Dieser Anstieg ist vor allem auf ein verstärktes Screening infolge verschiedener Kampagnen bei den Risikogruppen zurückzuführen», schreibt das BAG in ihrer Medienmitteilung.
Die Chlamydiose bleibt mit 11 102 gemeldeten Fällen im Jahr 2018 stabil. Nachdem die Fälle zwischen 2000 und 2016 jährlich auf 11’000 angestiegen sind, stelle die Stabilisierung einen neuen Trend dar.
Seit 2018 zählt das BAG aus methodischen Gründen auch Fälle von Syphilis, die im Labor nicht bestätigt wurden. Dies hat zu einer statistischen Zunahme der gemeldeten Fälle geführt. «Vertiefte Analysen zeigen aber, dass die tatsächliche Anzahl von Neuinfektionen in den letzten drei Jahren stabil geblieben ist», so das BAG.
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