Deutscher Bundestag soll auch homosexueller NS-Opfer gedenken
Es ist eine jahrelange Tradition, im Bundestag auch an einzelne Opfergruppen zu erinnern
Zum bevorstehenden Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag appellieren die Grünen an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), ein Gedenken an homosexuelle NS-Opfer noch in dieser Legislaturperiode möglich zu machen.
Am Montag wurde in Deutschland der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen (MANNSCHAFT berichtete). Am Mittwoch nun findet auch im Bundestag eine Gedenkveranstaltung statt.
Stolpern wider das Vergessen
Ulle Schauws MdB und Sven Lehmann MdB, Sprecherin und Sprecher für Queerpolitik der Grünen Bundestagsfraktion erklären: «Wir verneigen uns vor allen Opfern der unmenschlichen NS-Politik: vor den sechs Millionen Jüdinnen und Juden, die in deutschen Konzentrationslagern ermordet wurden, vor allen Menschen in den Ländern, die im Krieg gelitten haben, vor den verfolgten Sinti, Roma, Homosexuellen, vor den Euthanasie-Opfern und den Menschen, die als sog. „Asoziale“ ausgegrenzt und ermordet wurden.»
Homosexuelle NS-Opfer nicht immer nur «mitmeinen»! Die jahrelange Tradition, an diesem Tag im Bundestag auch an einzelne Opfergruppen zu erinnern, sei ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte und der demokratischen Gedenkkultur. An dieser Tradition wolle man festhalten. «Die jahrzehntelang vergessene Gruppe der homosexuellen Opfer darf nicht mehr nur mitgemeint werden. Viel zu lange wurden sie in beiden deutschen Staaten weiter kriminalisiert und verfolgt.
Viel zu lange wurde dieses Unrecht totgeschwiegen. Deshalb sind wir ihnen schuldig, auch ihres Schicksals und ihres Leids zu gedenken. Wir appellieren an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, dies noch in dieser Legislaturperiode möglich zu machen.»
Im kommenden Jahr soll der Bundestag am Holocaust-Gedenktag zum ersten Mal explizit auch der homosexuellen NS-Opfer gedenken: Das fordert eine Petition an das Bundestagspräsidium, initiiert von dem Historiker Lutz van Dijk. Doch danach sieht es nicht bisher nicht aus, auch wenn die erste Petition schon 2018 gestartet wurde. Wolfgang Schäuble ist als Bundestagspräsident für die Ausrichtung des Gedenktages zuständig.
Der Deutsche Bundestag gedenkt am Mittwoch in einer Sonderveranstaltung der Opfer des Nationalsozialismus. Anlass ist der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen am 27. Januar 1945. Nach einer Begrüßungsansprache von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Präsident des Staates Israel, Reuven Rivlin, die Gedenkreden halten. Die Gedenkstunde beginnt um 11 Uhr im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes.
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Die Gedenkstunde wird ab 11 Uhr live im Parlamentsfernsehen und im Internet auf www.bundestag.de übertragen.
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