Der Rio-Reiser-Platz in Berlin kommt später
Beschlossen wurde die Umbenennung 2019 von der zuständigen Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg
Berlin bekommt einen Rio-Reiser-Platz. Aber nicht wie geplant im September 2020. Die Verschiebung ergibt sich durch die Corona-Pandemie.
Der offen schwule Musiker Rio Reiser («König von Deutschland», «Junimond») war 1950 in der heutigen Hauptstadt geboren worden und ist am 20. August 1996 in Nordfriesland verstorben. Nun soll zwar Kreuzberg einen Rio-Reiser-Platz bekommen, dafür wird der Heinrichplatz nahe des Clubs SO36 umbenannt.
Allerdings passiert das nicht wie geplant im September. Wie MANNSCHAFT von der Pressesprecherin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Sara Lühmann, erfuhr, finden Umbenennung und die drumherum geplanten Events später statt. «Das ist aktuell nicht machbar», so Lühmann.
«Rio Reiser und Ton Steine Scherben haben Rockgeschichte und die Geschichte Kreuzbergs geprägt», erklärte das Bezirksamt im vergangenen Herbst. An den Musiker zu erinnern, sei im Sinne der Diversität. «Schwulsein war für ihn in den 70ern selbstverständlich, während es damals in weiten Teilen der Gesellschaft und auch in der linken Szene noch lange nicht als gängig galt.»
Der Heinrichplatz liegt an der Oranienstrasse in Kreuzberg. Der Platz soll durch eine Gedenkinstallation oder ein Gedenkzeichen ergänzt werden. Geplant ist die Umbenennung im September des nächsten Jahres. 2020 wäre Reiser nämlich 70 Jahre alt geworden, die Gründung der Band Ton Steine Scherben liegt dann 50 Jahre zurück. Die Band sollte im SO36 zwei Jubliäumskonzerte geben, aber die sind bereits auf Juni 2021 verschoben.
Es hat lange gedauert: Pascal Meiser, Linke-Politiker aus Friedrichshain-Kreuzberg, lud schon vor drei Jahren zu einer symbolischen Platzumbenennung an den Mariannenplatz. Nun wurde es also der Heinrichplatz, ein paar Hundert Meter weiter. Seit 1849 trägt der Platz den Namen Heinrichs Prinz von Preussen.
Umfrage zu Rio-Reiser-Platz 2018 hatte der Bezirk eine Befragung in 5000 Haushalten durchgeführt, immerhin jeder fünfte antwortete. Ein Viertel sprach sich dafür aus, einen Teil des Mariannenplatzes in Rio-Reiser-Platz umzubenennen. Mehr aber, nämlich 33 Prozent, befürworteten den Heinrichplatz.
Kritik an der Umbennenung hatte es im Vorfeld aus der CDU gegeben. Kurt Wansner aus dem Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg erklärte vor einem Jahr, er sehe keinen Grund, nach Herrn Reiser irgendetwas in Kreuzberg umzubenennen. «Er hat für den Bezirk nichts getan», so der CDU-Mann. Zur Berliner Morgenpost sagte Wasner damals, man müsse aufpassen, «dass der Bezirk nicht zur Beute linksradikaler Kreise» werde.
Eigentlich hatte die Bezirksverordnetenversammlung vor ein paar Jahren beschlossen, dass erstmal Frauen bei neuen Strassennnamen zu berücksichtigen seien – es gebe nämlich einen Männerüberschuss. Für Rio macht man aber nun eine Ausnahme.
Marianne Rosenberg erzählte anlässlich ihres 65. Geburtstages im Frühjahr, dass sie einst in Rio Reiser verliebt war (zum MANNSCHAFT-Interview).
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