Mord in München – Das Leben des Modezaren Moshammer
Mit grosser Hingabe ist Thomas Schmauser in der Titelrolle zu sehen
Zeitreise in die 1980er Jahre: Die ARD-Satire «Der grosse Rudolph» entführt in die besten Zeiten der Münchner Schickeria. Mittendrin der Modemacher Rudolph Moshammer.
Der Mord an dem Modezaren Rudolph Moshammer erschütterte Deutschland. 2005 wurde der extravagante Designer in seiner Villa im noblen Münchner Stadtteil Grünwald gefunden, getötet von einem Mann aus der Stricherszene. Die Gesellschaftssatire «Der grosse Rudolph» erzählt an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten aber nicht von diesem traurigen Ende seines Lebens, sondern von seinen vermutlich besten Zeiten im schicken München der 1980er Jahre. Auch in der Mediathek ist der Film zu sehen. (In diesem ARD-Tatort traf es einen schwulen Schokoladenfabrikanten.)
Pelze, Kaschmir, Seide – bei Moshammer musste es schon vom Feinsten sein. Prominente wie Arnold Schwarzenegger, Startenor José Carreras oder Thomas Gottschalk liessen sich in seiner Münchner Edelboutique in der luxuriösen Maximilianstrasse einkleiden. Der Stil: extravagant, elegant und gerne auch mal schrill, so wie der Modemacher selbst. Im Rolls Royce kurvte er durch die Stadt, besuchte angesagte Nobellokale und die Partys der Schickeria, oft mit seiner Yorkshire-Hündin Daisy.
Mit grosser Hingabe spielt Thomas Schmauser in diesem erstmals 2018 ausgestrahlten Film den schillernden Münchner, der seit den 60er Jahren Mode entwarf. Wichtig auch die Rolle von Moshammers Mutter Else, der ihr Sohn mit dem Buch «Mama und ich» ein literarisches Denkmal setzte. Die 2019 gestorbene Hannelore Elsner glänzt in der Rolle der Grande Dame, die im Hintergrund die Fäden zieht und sehr genau weiss, was ihr geliebter Sohn tun und lassen sollte.
Der Film ist sehr amüsant, auch weil Schmauser und Elsner ein wunderbares Paar abgeben. Er der Sohn mit hochfliegenden Träumen, der auch gerne mal wie ein barocker Fürst über den Roten Teppich läuft und mit seiner schwarzen Haarpracht an den legendären Märchenkönig Ludwig II. erinnert. An seiner Seite Elsner als die Mutter, die ihn beständig antreibt und damit trotz aller Liebe auch mal nervt.
Dazu die herrlich karikierten Kunden der Luxusboutique, etwa das Ehepaar Toni (Hanns Zischler) und Gerdi (Sunnyi Melles), das im Geld schwimmt und dem lieben Rudolph finanziell unter die Arme greift, damit sein Laden in Schwung kommt. Und damit er die richtigen Kunden anlockt, etwa die höchst blaublütigen und ziemlich affektierten Grafen von Antzenberg, als Doppelrolle gespielt von Robert Stadlober.
Schön ist, dass die Produktion auch hinter die Fassade des 1940 geborenen strahlenden Modezaren blickt. Denn bei aller Liebe zu Glanz und Ruhm hatte er auch ein Herz für die Ausgestossenen und Armen. Er verteilte warme Decken und Essen an Obdachlose, war in Wirklichkeit oft sehr unsicher und auf der Suche nach wahrer Anerkennung.
«Der grosse Rudolph» zeigt nur einen Ausschnitt. Themen wie etwa seine sorgsam verheimlichte Homosexualität werden nur angedeutet, sein brutaler Tod im Jahr 2005 bleibt ausgespart. Stattdessen gibt es lockere Sprüche und unterhaltsame Einblicke in die Münchner Schickeria mit jeder Menge Taktierereien, Intrigen und Eitelkeiten.
Am Hauptbahnhof hatte Mosmammer damals seinen Mörder kennengelernt: Herish A. (42). Der Iraker erdrosselte sein Opfer in dessen Grünwalder Villa. Der Fall bewegte ganz Deutschland. Wie die tz kürzlich berichtete, könnte der Täter frühestens nächsten Sommer aus der Haft entlassen werden.
Das könnte dich auch interessieren
Polizei
Kritik an Gewerkschafter Wendt: «Abstossende Diffamierung der queeren Szene»
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, dass LGBTIQ anderen ihre Identität anderen «aufdrängen» wollten und «aggressive Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» stellten. Die Vereinigung Better Police kritisiert die Äusserungen scharf.
Von Kriss Rudolph
News
Deutschland
Musik
Unveröffentlichte Beyoncé-Songs bei Einbruch gestohlen
Superstar Beyoncé spielte in den vergangenen Tagen mehrere Konzerte in Atlanta. Vor der ersten Show wurde in ein Auto eingebrochen, bei dem Berichten zufolge wertvolle Beute gemacht wurde.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
People
Ncuti Gatwa erklärt Ausstieg bei «Doctor Who» und Eurovision
Nach seinem Rücktritt als Doctor Who zog sich Ncuti Gatwa im Mai auch als Punktesprecher für Grossbritannien beim ESC zurück. In einer BBC-Sendung legte der offen queere Schauspieler nun seine Beweggründe offen.
Von Newsdesk Staff
Unterhaltung
Serie
Eurovision Song Contest
People
Kretschmer über 40 Jahre Liebe: «Ich wäre ständig schwanger»
Der Modedesigner Guido Maria Kretschmer ist schon sehr lange mit dem Künstler Frank Mutters liiert. Jungen Homosexuellen könne man das fast nicht mehr erzählen, sagt der «Shopping Queen»-Star.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Mode
Liebe
Deutschland