Corona und Polizeigewalt stressen LGBTIQ-Jugendliche besonders
Das zeigt eine Umfrage in den USA
Eine neue Umfrage im Auftrag von The Trevor Project zeigt, wie drastisch sich die jüngsten Ereignisse auf die LGBTIQ-Jugend ausgewirkt haben. Das Zusammentreffen der Corona-Pandemie mit der verbreiteten Polizeigewalt in den USA sind ein grosser Stressfaktor für Jugendliche.
The Trevor Project, die weltweit grösste Selbstmordpräventions- und Kriseninterventionsorganisation für LGBTIQ-Jugendliche, hat die Ergebnisse einer Befragung zur aktuellen Lage veröffentlicht. Sie ergab, dass Corona und Polizeigewalt die Lebenssituation vieler Queers belastet und ihre Fähigkeit, sie selbst zu sein und ihre Unterstützungssysteme zu kontaktieren, eingeschränkt hat.
Über 40 Prozent der queeren Jugendlichen gaben an, dass sich die Pandemie auf ihre Fähigkeit, ihre Identität auszudrücken, ausgewirkt hat. Besonders betroffen sind trans und nichtbinäre Jugendliche, die dem zu 56 Prozent zustimmten.
An den Umfragen, die von Morning Consult durchgeführt wurden, nahmen sowohl heterosexuelle cis Jugendliche wie auch junge Queers zwischen 13 und 24 Jahren teil. Etwa 1200 Personen wurden einbezogen, darunter 175 schwarze LGBTIQ-Jugendliche und 196 schwarze heterosexuelle cis Jugendliche.
4 von 10 LGBTIQ-Jugendlichen in den USA erwägen Selbstmord
Die meisten jungen Menschen unterstützen die Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung – 68 Prozent aller Befragten drückten ihre Zustimmung aus. Bei den LGBTQ-Jugendlichen war die Zustimmung mit 82 Prozent noch einmal höher. Eine Mehrheit beider Gruppen gab an, dass die «jüngsten Nachrichten, Bilder und Videos über Gewalt gegen Schwarze in den Vereinigten Staaten» bei ihnen Stress oder einen negativen psychischen Zustand ausgelöst haben.
59 Prozent der trans und nicht-binären Jugendlichen hatten kein Vertrauen in die Polizei, und 47 Prozent der jungen, queeren People of Color gaben die gleiche Antwort. Nur 8 Prozent der schwarzen LGBTIQ-Jugendlichen stimmten der Aussage deutlich zu, dass die Polizei in ihrer Nachbarschaft sei, um sie zu beschützen, so The Trevor Project.
Das mag daran liegen, dass queere Jugendliche von der Polizei eher Misshandlungen, Belästigungen oder Brutalität ausgesetzt sind als heterosexuelle cis Jugendliche. 20 Prozent der LGBTIQ-Jugendlichen berichteten über Misshandlungen durch die Polizei, im Vergleich zu 14 Prozent der heterosexuellen cis Jugendlichen.
Eine weitere aktuelle Umfrage untersuchte das Wahlverhalten von jungen amerikanischen Queers. Demnach würden nur 17 Prozent Donald Trump die Stimme geben. Drei von vier Personen wollen laut der Befragung der queeren Organisation GLAAD mit grosser Sicherheit Joe Biden wählen. Der bemüht sich im Wahlkampf auch besonders um die Stimmen der LGBTIQ-Community (MANNSCHAFT berichtete). Die Werte von Donald Trump sind hingegen nicht verwunderlich, er wollte u. a. die trans Rechte im Gesundheitssystem einschränken (MANNSCHAFT berichtete).
Auch die Pandemie wirkt sich stark auf das Wohlbefinden der Jugendlichen aus. Über die Hälfte aller befragten LGBTIQ-Jugendlichen haben seit dem Ausbruch des Coronavirus Symptome von Angst und Depressionen verspürt. Noch höher liegen die Werte bei trans und nicht-binären Jugendlichen, von ihnen äussern 66 Prozent Angstsymptome und 69 Prozent Depressionen.
Zu schaffen machte den LGBTIQ-Jugendlichen der verringerte Zugang zur psychosozialen Versorgung und dass sie ihre Identität nicht mehr im gleichen Masse ausdrücken können. Ein Drittel aller queeren Jugendlichen gab an, dass sie zu Hause nicht in der Lage seien, sie selbst zu sein, und fast ein Drittel der trans und nicht-binären Jugendlichen fühlte sich seit Beginn von COVID-19 in ihrer Lebenssituation unsicher. Einer von drei queeren People of Color (32 Prozent) gab an, dass ihre Lebenssituation durch die Corona-Pandemie «viel stressiger» geworden sei als zuvor. Auch Mobbing im eigenen Umfeld macht den amerikanischen Jugendlichen zu schaffen (MANNSCHAFT berichtete).
«Dieses Jahr war für alle schwierig», sagte Amit Paley, CEO des Trevor Projects, «aber es war eine besondere Herausforderung für LGBTIQ-Jugendliche, insbesondere für junge schwarze Queers, die sich am Scheideweg mehrerer zunehmender Tragödien befanden.»
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