Bundestag soll am Holocaust-Gedenktag erstmals an LGBTIQ erinnern
Das Ziel ist 2021. Eine Forderung für 2019 hatte Schäuble im Vorjahr abgelehnt
Am Dienstag wird offiziell eine aktualisierte Petition an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble übermittelt, in der die Forderung bekräftigt wird, dass am 27. Januar in der Gedenkstunde im Bundestag auch erstmals eine Erinnerung an homosexuelle Opfer und andere sexuelle Minderheiten zum Thema stattfindet.
Das Ziel ist 2021. Eine Forderung für 2019 hatte Schäuble im Vorjahr abgelehnt.
Seit 1996 gilt der 27. Januar 1945 – der Tag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee – als offizieller Gedenktag in Deutschland. Die UNO erklärte ihn im Jahr 2005 weltweit zum „International Holocaust Remembrance Day“.
Nun setzen sich Dutzende Holocaust-Überlebende, Wissenschaftler und LGBTIQ-Aktivisten – allen voran der LGBTI-Aktivist, Historiker und Schriftsteller Lutz van Dijk – dafür ein, dass der Bundestag 2021 den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im übernächsten Jahr den homosexuellen Verfolgten widmen soll.
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Bereits am ersten Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, 1996, sprach der damalige Bundespräsident Roman Herzog sowohl von den jüdischen Opfern der NS-Barbarei, als auch von lange öffentlich nicht anerkannten anderen Opfergruppen, wie den Sinti und Roma, Behinderten und Homosexuellen:
„Weil sie… vom willkürlich festgelegten Menschenbild abwichen, bezeichnete man sie als ‚Untermenschen‘, ‚Schädlinge‘ oder ‚lebensunwertes Leben‘ – Juden, Sinti und Roma, Schwerstbehinderte, Homosexuelle… Die Wirkungen dieser Politik waren vor allem deshalb so furchtbar, weil sie sich wohldosiert in das öffentliche Bewußtsein einschlichen, ja… den Gehirnen infiltriert wurden.“
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Die Petition werde von mittlerweile 117 Repräsentanten aller im Bundestag vertretener politischer Parteien (ausser der AfD), von international anerkannten Historiker*innen aus dem In- und Ausland und Sprecher*innen zahlreicher anderer ehemaliger Opfergruppen wie dem Internationalen Auschwitz-Komitee oder dem Landesverband deutscher Sinti und Roma unterstützt. Auch zahlreiche Vertreter*innen jüdischen Lebens heute in Deutschland unterstützen die Petition. Außerdem trügen sie alle grösseren bundesweiten LGBTIQ-Organisationen, Stiftungen und Verbände mit. Nicht zuletzt danke man vier Holocaust-Überlebenden aus Dänemark, den Niederlanden und Deutschland für ihre Unterstützung.
In der Botschaft vom Internationalen Auschwitz Komitee Christoph Heubner (Geschäftsführender Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Berlin) heisst es etwa:
„Im Internationalen Auschwitz Komitee sind seit Jahrzehnten jüdische und nicht-jüdische Überlebende von Auschwitz im gemeinsamen Engagement als Zeitzeugen in vielen Ländern versammelt: Sie berichten über ihr eigenes Schicksal, über das Schicksal ihrer Familien und über das Leiden aller Opfergruppen, die von den deutschen Nationalsozialisten ausgegrenzt, gedemütigt und ermordet wurden. Sie würden es außerordentlich begrüssen, wenn am 27. Januar des Jahres 2021 in der Gedenkveranstaltung des Deutschen Bundestages die homosexuellen Opfer dieses menschenverachtenden Systems geehrt und vor neuer Ausgrenzung von Minderheiten und neuem Haß gewarnt werden würde. Wir wären dem Präsidenten des Deutschen Bundestages dankbar, wenn er sich hierfür mit seiner Autorität einsetzen würde.“
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Zudem wisse man um die Zustimmung der eindeutigen Mehrheit im Bundestagspräsidium, heisst es in einer Mitteilung von van Dijk. Vier der fünf Bundestags-Vizepräsident*innen (Frau Roth/Grüne, Frau Pau/Linke, Herr Kubicki/FDP und Herr Oppermann/SPD) unterstützen unser Anliegen einer Gedenkstunde für homosexuelle Opfer am 27. Januar 2021. Einzig Herr Dr. Friedrich (CSU) hat auf mehrfache Anfrage (bestätigt durch sein Büro) bis heute nicht reagiert. „Es wäre fraglos spannend zu erfahren, warum Bundestagspräsident Dr. Schäuble trotzdem weiter eine Entscheidung verschieben möchte.“
Dieses Jahr wird in der Gedenkstunde im Bundestag der renommierte israelisch-amerikanische Historiker und Holocaust Überlebende Prof.Dr. Saul Friedländer (ausnahmsweise am 31. Januar) reden, am 27. Januar 2020 Bundespräsident Steinmaier.
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