Bulgarien: Homophobe Vandalen zerstören queeres Plakat
Die Kampagne soll für die Rechte der LGBTI-Community werben. In Warna am Schwarzen Meer haben Homophobe von dem Plakat nicht viel übrig gelassen.
«Nichts Schlimmes. Das ist einfach nur Liebe.» steht auf den Plakaten, die in Bulgarien aktuell für LGBTI-Rechte sensibilisieren sollen. Doch in der Küstenstadt Warna am Schwarzen Meer sahen Homophobe das offenbar anders: Sie beschmierten eine Werbetafel und zerstörten das Plakat.
Zwei Männer lehnen aneinander, der eine legt seinen Kopf auf die Schulter des anderen. Die beiden stehen vor dem bulgarischen Parlament, sie wurden von hinten fotografiert. Daneben steht: «Nichts Schlimmes. Das ist einfach nur Liebe.»
Ähnliche Motive gibt es auch mit zwei Frauen. In derselben Pose stehen sie vor dem Nationalen Kulturpalast in Bulgariens Hauptstadt Sofia. Die Kampagne der Stiftung GLAS (Gays and Lesbians Accepted in Society in Bulgaria) will queere Menschen sichtbar machen, für ihre Rechte werben.
«Wir wollen keine Homo- und Gender-Poster»
Eigentlich soll die Kampagne noch bis Ende Januar laufen. Zu der von der Europäischen Kommission unterstützen Aktion gehören auch Workshops mit Politikern sowie öffentliche Vorträge und Lesungen.
In der Küstenstadt Warna haben Homophobe ein Plakat mit dem schwulen Paar Mitte dieser Woche beschmiert und zerstört. Zuvor hatten konservative Gruppen auf Facebook Stimmung gegen die Kampagne gemacht. Man solle bei der Stadtverwaltung anrufen und sich beschweren, berichtet das Online-Magazin «Balkan Insight». «Wir wollen keine Homo- und Gender-Poster», zitiert die Seite aus einer Facebook-Gruppe.
In den zwei Tagen, bevor die Plakatwand zerstört wurde, hat die Stadtverwaltung etwa 80 Beschwerden erhalten. Auch in anderen Städten, in denen die Plakate hängen, haben sich Einwohner beschwert, darunter in Plowdiw, der zweitgrössten Stadt des Landes, sowie in Burgas.
«Ich hoffe, dass das Poster ersetzt wird. Wir warten noch auf eine offizielle Reaktion der Stadtverwaltung», sagt Simeon Vassilev, geschäftsführender Direktor von GLAS gegenüber «Balkan Insight».
Im letzten Jahr fand zum ersten Mal ein Pride in Warna statt
Die Stiftung wolle sich jetzt bei der nationalen Gleichstellungsbehörde beschweren. «Es ist nicht das erste Mal, dass wir so eine Kampagne machen. Aber es ist das erste Mal, dass wir Ziel solch einer Aggression geworden sind», erklärt Simeon Vassilev. Er sei schockiert über die Message, die durch die Zerstörung an die queere Community gesendet wurde. Aber er ist auch froh, dass inner- und ausserhalb der Community viele Menschen den Vandalismus verurteilen.
Laut «Balkan Insight» habe die Stadtverwaltung den Betreiber der Plakatwand über die Zerstörung informiert. Die Stadt bestritt, dass die Kampagne wegen Druck aus der Öffentlichkeit nicht weitergeführt werde, da sie nicht gegen die Richtlinien der Stadt verstosse.
Von den 49 europäischen Ländern belegt Bulgarien im Rainbow-Index von ILGA den 34. Platz. 2017 gab es zum ersten Mal in Warna, wo das Plakat zerstört wurde, einen Pride. Während des Pride Festivals in der Hauptstadt Sofia, das zum zehnten Mal stattfand, wurde auch eine nationalistische Gegendemonstration zugelassen. Schwule und Lesben dürfen in Bulgarien nicht heiraten, das queere Leben findet vor allem versteckt statt.
Das könnte dich auch interessieren
Kurznews
Dresden erinnert an Messerattacke ++ Homophober Übergriff in Berlin ++
LGBTIQ-Kurznews ++ Dresden erinnert an Messerattacke ++ Ermittlungen nach CSD Döbeln ++ Freie Wähler: Selbstbestimmung abgelehnt
Von Newsdesk Staff
Pride
Deutschland
News
TIN
News
Gewalt im Berliner Regenbogenkiez: «Anhaltend viel und beunruhigend»
Der Berliner Regenbogenkiez soll als kriminalitätsbelasteter Ort eingestuft werden. So möchte es zumindest die CDU und fordert mehr Polizeipräsenz. Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo sieht das nur als temporäre Lösung
Von Carolin Paul
Politik
Deutschland
News
Wien: Fünf Queers schaffen es ins Parlament
Fünf queere Politiker*innen ziehen ins Parlament in Wien. Auch der schwule SPÖ-Politiker Mario Lindner hat offebar genügend Vorzugstimmen aus der queeren Community erhalten.
Von Christian Höller
Österreich
News
Drogentod von Matthew Perry: Arzt bekennt sich schuldig
Nach Berichten von US-Medien ist #MatthewPerry im Alter von 54 Jahren verstorben. Die Rolle des Chandler Bing in der Serie «Friends» machte den Schauspieler in den 1990er Jahren berühmt
Von Newsdesk/©DPA
Serie
Drogen