Disziplinarverfahren und Petition gegen Bremer Hassprediger
Olaf Latzel macht mit frauenfeindlichen und homophoben Aussagen auf sich aufmerksam
Der evangelische Pastor bezeichnete CSD-Teilnehmer*innen als «Verbrecher» und verweigerte einer Pastorin, in seiner Kirchengemeinde zu predigen. Nun läuft ein Disziplinarverfahren, und eine Online-Petition fordert, den Hassprediger abzusetzen.
Olaf Latzel ist evangelischer Pastor in der St. Martini-Gemeinde in Bremen. Seit Jahren fällt er mit abfälligen Äusserungen gegenüber Frauen, anderen Religionen und Homosexuellen auf. 2008 sorgte Pastor Latzel bereits bundesweit für Schlagzeilen, als er einer Pastorin verwehrt hatte, von der Kanzel zu sprechen, weil man Frauen im Pfarramt ablehne.
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In einer seiner Predigten von 2015 sagt er über andere Religionen unter anderem: «Es gibt nur einen wahren Gott. Wir können keine Gemeinsamkeit mit dem Islam haben. Das ist Sünde, das darf nicht sein, davon müssen wir uns reinigen. Der Islam gehört nicht zu Deutschland.» Und erst letztes Jahr ätzte er: «Überall laufen diese Verbrecher rum von diesem Christopher Street Day, feiern ihre Partys, bringen Dinger raus, auf unserem Rathaus wird die Regenbogenfahne gehisst halt. Das sind bewusst anti-christliche, anti-biblische Dinger halt, die ganz klar gesetzt werden, mit denen die Ehe torpediert wird.»
Zudem sprach er von einer «teuflischen Homo-Lobby», die Einfluss auf die Gesellschaft und Kirche nehme. Auf Grund der homophoben Äusserungen ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen ihn (MANNSCHAFT berichtete). Und die evangelische Kirche eröffnet ein Disziplinarverfahren gegen ihren umstrittenen Pastor. Das habe der leitende Kirchenausschuss am Donnerstagabend laut Agentur epd einmütig beschlossen, teilte eine Sprecherin mit.
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Mittlerweile hat sich auch eine Gegenbewegung formiert, die fordert, dass ihn die bremische evangelische Kirche nicht suspendiert (MANNSCHAFT berichtete). Als er sah, dass hier über 14.000 Unterschriften zusammengekommen waren, war für Bastian Melcher klar: Er muss etwas tun, sagte er gegenüber MANNSCHAFT.
So hat er nun die Petition «Keine Hasspredigten – Setzen Sie Latzel ab!» gestartet. Der homosexuelle und gläubige Christ will damit ein Zeichen setzen, «dass Religionsfreiheit nicht die Freiheit bedeutet, andere Religionen oder Menschen diffamieren zu dürfen.» Er hat sich aus eigener, schlechter Erfahrung auch für das Verbot von Konversionstherapien eingesetzt, das vergangene Woche beschlossen wurde (MANNSCHAFT berichtete).
«Pastor Olaf Latzel verbreitet Hass auf einzelne Menschengruppen und andere Religionen. Ich empfinde dies als religions- und homosexuellenfeindlich», schreibt Melcher in seiner Petition. Als Pastor einer evangelischen Kirche trage Latzel eine Verantwortung gegenüber den Gläubigen. Seine Aussagen seien gefährlich, ethisch verwerflich und gegebenenfalls strafrechtlich relevant, so Melcher.
Bisher haben über 2000 Personen die Petition unterschrieben ständig werden es mehr. Das neue Ziel sind 2500 Unterschriften. Gerichtet ist der Aufruf an die Bremische Evangelische Kirche und an die Staatsanwaltschaft Bremen.
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