«Wir denken an die Homosexuellen, die unter Nazi-Verfolgung litten»
Am Sonntagnachmittag findet eine Gedenkfeier für die sogenannten Rosa-Winkel-Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald statt, auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Justizminister Dirk Adams (Grüne) nehmen teil.
Nach Schätzungen wurden zur Zeit des Nationalsozialismus rund 10 000 Homosexuelle wegen ihrer sexuellen Orientierung in Konzentrationslager gebracht, etwa 650 von ihnen nach Buchenwald. Dort wurden sie unter anderem für medizinische Experimente missbraucht.
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Auf Einladung der AIDS-Hilfe Weimar & Ostthüringen e. V. wird ab 14.30 Uhr der Rosa-Winkel-Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald gedacht. Ministerpräsident Bodo Ramelow, der die Gedenkrede hält, sagt laut Thüringer Staatskanzlei vorab: «Wir kommen zusammen, um daran zu erinnern, was hier geschehen ist. Wir erinnern an 650 deutsche Homosexuelle, die zwischen 1937 und 1945 im KZ Buchenwald inhaftiert waren. Wir denken an die homosexuellen Frauen und Männer, die unter der Nazi-Verfolgung litten, an die Vielen, die sich in ihrer Verzweiflung das Leben nahmen. Wir gedenken aller Opfer, die geschunden, gefoltert und getötet wurden. Und wir wollen aussprechen, was uns alle eint: dass so etwas nie wieder geschehen darf!»
Auch Rudolf Brazda, der letzte überlebende Rosa-Winkel-Häftling von Buchenwald, habe stets in dem Bewusstsein gelebt, dass die Würde eines jeden Menschen unantastbar und unverhandelbar ist, so Ramelow weiter. «Sein Leben steht beispielhaft für die Verfolgungen, denen Homosexuelle in der Nazi-Zeit ausgesetzt waren, aber auch für den Kampf um ein freies und selbstbestimmtes Leben. Er konnte den von Adolf Hitler entfachten Vernichtungskrieg, die 12-jährige NS-Diktatur, die Verfolgungsmaschinerie der Nazis überleben, weil er nach eigenen Worten ‚immer wieder Glück‘ hatte, aber auch weil er ‚verständnisvoll‘ war und sah ‚was andere an Bösartigkeit in sich tragen‘.
Worte, mit denen Rudolf Brazda die nachgeborenen Generationen aufrufen will, wachsam zu bleiben gegenüber allem Bösen. Worte, die sich an Menschen richten, für die Freiheit und Demokratie ganz selbstverständlich sind: Freiheit der Meinungsäusserung, Religions- und Gewissensfreiheit, Versammlungs- und Koalitionsfreiheit. Für Rudolf Brazda, der das Böse erlebt und überlebt hat, waren diese Rechte zeitlebens von unermesslichem Wert.»
«Der rosa Winkel war einst stigmatisierendes Symbol für gesellschaftliche Aussenseiter, für jede Form von Anderssein“, so der Ministerpräsident. «Heute steht er als Zeichen für den Triumph über Demütigung, Diskriminierung und Tyrannei. Das Zeugnis von Rudolf Brazda, das Schicksal der Rosa-Winkel-Häftlinge und die Geschichte von Buchenwald sind uns Verpflichtung. Sie mahnen uns, dass wir aktiv handeln, um Menschen vor ähnlichen Verbrechen zu bewahren, dass wir mutig bleiben, Benachteiligten in unserer Gesellschaft zu helfen und dass wir sensibel bleiben, um die ‚Bösartigkeit‘ zu erkennen, die andere in sich tragen.»
In eigener Sache: Wir stärken uns für die Zukunft
Bereits am Samstag wurde in der Gedenkstätte Ravensbrück an die homosexuellen Opfer des Männerlagers im KZ in Brandenburg erinnert (MANNSCHAFT berichtete).
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