Bischof in Uganda äussert sich kritisch über neues Anti-LGBTIQ-Gesetz
Man müsse die Sünde bekämpfen und nicht den Sünder, findet Bischof Paul Ssemogerere
Die Katholische Kirche in Uganda nimmt erstmals Stellung zum neuen Anti-LGBTIQ-Gesetz. Paul Ssemogerere, Erzbischof von Kampala, deutete an, dass er mit den vorgesehenen Strafen nicht einverstanden ist.
Das ugandische Parlament hatte Ende März ein drakonisches Anti-Homosexuellengesetz verabschiedet (MANNSCHAFT berichtete). Homosexuellen, die sich «schwerer Vergehen» schuldig machen, droht im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Auch Personen, die wissentlich homosexuelle Menschen beherbergen, medizinisch versorgen oder ihnen Rechtsbeistand leisten, können mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Die US-Regierung kündigte als Reaktion auf das Gesetz an, wirtschaftliche Sanktionen gegen das ostafrikanische Land zu erwägen (MANNSCHAFT berichtete).
Nun nahm erstmals die Katholische Kirche Stellung zu dem, was manche LGBTIQ-Aktivist*innen als das wohl «homophobste Gesetz der Welt» bezeichnen. Wie die katholische Newsplattform ACI Africa berichtet, äusserte sich der Erzbischof von Kampala, Paul Ssemogerere, an einem Anlass zum Amtsjubiläum von Papst Franziskus vergangener Woche.
Sünde statt Sünder bekämpfen Zunächst schien es, als wollte Ssemogerere der Frage ganz diplomatisch ausweichen: Man müsse erst auf das endgültige Gesetz warten. «Sobald uns der gesamte Gesetzesentwurf vorliegt, werden wir als Väter der katholischen Kirche zusammenkommen, um ihn zu diskutieren und den Standpunkt der Katholischen Kirche in Uganda darzulegen», so der Erzbischof.
«Wir sollten nicht dulden, was die Kirche als böse ansieht; so sind homosexuelle Tendenzen und Handlungen nach der Lehre der Katholischen Kirche sündhaft und Jesus kam, um die Sünde zu bekämpfen.»
Dann liess Paul Ssemogerere durchblicken, was die Kirche von den grausamen Strafen für Schwule hält: «Wenn wir die Unmoral bekämpfen, ist das in Ordnung, aber Sie sollten wissen, dass Jesus gekommen ist, um die Sünde zu bekämpfen – nicht, um den Sünder zu bekämpfen.»
Onlinepetition gestartet Das Anti-LGBTIQ-Gesetz benötigt jetzt nur noch die Unterschrift von Präsident Yoweri Museveni, um Realität zu werden. Eine Onlinepetition von Let’s Walk Uganda will das verhindern. Darin appelliert die LGBTIQ-Organisation an die deutsche Bundesregierung, «jede diplomatische Möglichkeit inklusive zielgerichteter Sanktionen» einzusetzen, um Ugandas Präsident von der Unterzeichnung abzuhalten.
Weiter soll Deutschland eine offizielle Verurteilung des Gesetzesvorschlags in internationalen Gremien wie dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen initiieren und LGBTIQ-Organisationen in Uganda unterstützen. Auch das Organisieren und Finanzieren sicherer Fluchtmöglichkeiten für Personen in Gefahr fordert die Petition.
Ausserdem veröffentlichte Let’s Walk Uganda einen Hilferuf auf der Spendenplattform GoFundMe. Die Spendengelder sollen vor Ort Aktivismus, Rechtsberatung und Fluchthilfe ermöglichen.
Let’s Walk Uganda ist eine LGBTIQ-Menschenrechtsorganisation aus der ugandischen Hauptstadt Kampala. Es war die erste Organisation des Landes, die sichere Unterkünfte für obdachlose LGBTIQ-Personen eingerichtet hat. Gemeinsam mit anderen Menschenrechtsorganisationen setzt sie sich für die Community in Uganda ein.
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