Berlin-Monitor: 86 % finden Homosexualität völlig normal
Im März und April 2019 wurden 2005 Berliner*innen befragt
«Wir haben noch einiges vor uns», sagte Berlins Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, Dirk Behrendt (GRÜNE), bei der Vorstellung des Berlin-Monitor am Mittwoch Mittag. Am stärksten abgewertet werden in der deutschen Hauptstadt Muslim*innen und Langzeitarbeitslose. Untersucht wurde v .a. Antisemitismus, aber auch Homo- und Transphobie.
Es ist das erste Mal, dass gruppenbezogene Vorurteile und Diskriminierungserfahrungen repräsentativ im Auftrag des Senats abgefragt wurden. Man wollte wissen, wie die Berliner*innen ticken, erklärte Senator Behrendt und schickte vorweg: Er sei froh dass «unser eigenes Weltbild als tolerante und weltoffene Stadt nicht ganz falsch» sei und fügte hinzu: «Ich lebe weiterhin gerne in Berlin.» Behrendt hatte erst im Juli 92 Massnahmen für LGBTIQ vorgestellt.
Auch Prof. Dr. Gert Pickel von der Uni Leipzig sprach bei der Vorstellung des Berlin-Monitors von einer «frohen Botschaft». Es gebe in Berlin eine hohe Zustimmung zum demokratischen System, allerdings auch ein recht verbreitetes Misstrauen gegenüber Politikerin*innen.
Die telefonischen Interviews fanden mehrsprachig statt, wie Behrendt betonte. Was tatsächlich nur für 95 Interviews galt, die grosse Mehrheit der Teilnehmer*innen wurden auf Deutsch befragt. Auch zum Thema LGBTIQ.
Über 50 % fordern Massnahmen gegen LGBTIQ-Diskriminierung Homosexualität ist etwas völlig Normales, finden 86 Prozent. Nur 6 % meinen, es sei eine Krankheit, die geheilt werden kann – bei Berliner*innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind es 13 %. Es seien zwingend Massnahmen gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Bisexuellen nötig, meinen 58 %.
Dass Transsexualität eine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung sei, meinen 9 % – bei Berliner*innen ohne deutsche Staatsbürgerschaft sind es 19 %. Jeder Fünfte (21 %) findet: «Überzogene Forderungen der Gleichberechtigung richten sich gegen die Natur von Frauen und Männern.»
57 % Berliner*innen berichten dem Monitor zufolge von mindestens einer Diskriminierungserfahrung. Gut ein Drittel hat mindestens zwei solcher Erfahrungen gemacht.
Schwerpunktmässig ging es im ersten Berlin-Monitor um Antisemitismus. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) meldete für das Jahr 2018 einen Anstieg bei Bedrohungen und Angriffen auf Menschen jüdischen Glaubens in Berlin.
«Schwule Juden schrecken häufig vor Coming-out zurück»
«Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu gross» – das sagen in Deutschland 7%, in Berlin laut Monitor 6%. «Juden passen nicht so recht zu uns», finden 3 % der Berliner (6 % in Deutschland).
Niedriger Bildungsgrad hat hohen Einfluss auf Vorteile Auch hier gibt es auffällige Unterschiede in den Antworten von Berliner*innen mit Migrationshintergrund und ohne. Dem Satz «Die Gründung Israels war eine schlechte Idee» etwa stimmen eher Deutsche mit Migrationshintergrund zu. Laut Prof. Oliver Decker lässt sich beobachten, dass, je länger Migranten in Berlin leben, auch antisemitische Einstellungen zurückgehen – oder wie Decker es nennt: die «Offenbarungsbereitschaft» solcher Einstellungen. Zudem konnte man bei den Befragungen feststellen, dass ein niedriger Bildungsgrad einen hohen Einfluss auf Vorteile hat.
Die Leiterin der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung, Eren Ünsal, nannte als Massnahmen gegen die vorhandenen Vorurteile, seien sie judenfeindlicher oder homophober Art: mehr Sichtbarmachung und Empowerment für Vereine und Organisationen.
Homofeindlicher Vandalismus am Magnus-Hirschfeld-Ufer
Klarer Handlungsauftrag an den Senat «Der Berlin-Monitor zeigt Licht und Schatten», so der Senator. «Nach den jüngsten antisemitischen Übergriffen in der Hauptstadt untermauert die Einstellungsbefragung den klaren Handlungsauftrag an den Senat. Gleichzeitig zeigen auch die islamfeindlichen Einstellungen und die Abwertung von Langzeitarbeitslosen, dass wir uns der Bekämpfung von gruppenbezogenen Vorurteilen weiter zuwenden müssen. Das hohe Mass an zivilgesellschaftlichem und politischen Engagement zeige, dass die Berliner*innen mehrheitlich die Demokratie zu verteidigen bereit seien.»
Alle Ergebnisse des Berlin-Monitor stehen hier. In zwei Jahren soll die nächste Befragung stattfinden.
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