Basketball-Profis der Boston Celtics erinnern an inhaftierte Griner
Die 31-Jährige sitzt seit über 100 Tagen in einem russischen Gefängnis
Mit einer T-Shirt-Aktion haben Spieler der Boston Celtics an die in Moskau inhaftierte US-Basketballerin Brittney Griner erinnert.
Im Training für das zweite Playoff-Finale in der NBA bei den Golden State Warriors trugen mehrere Profis der Celtics am Samstag (Ortszeit) T-Shirts mit der Aufschrift «Wir sind BG».
Die offen lesbische Griner befindet sich seit mehr als 100 Tagen in einem russischen Gefängnis. Die zweimalige Olympiasiegerin und Starspielerin des WNBA-Teams Phoenix Mercury war am 17. Februar wegen des Vorwurfs des Drogenbesitzes am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen worden (MANNSCHAFT berichtete). Ihr drohen fünf bis zehn Jahre Haft. Das US-Aussenministerium stuft die Verhaftung der 31-Jährigen als unrechtmässig ein. Nur US-Präsident Joe Biden könne Griner zurückbringen, sagte ihre Ehefrau Cherelle zuletzt (MANNSCHAFT berichtete).
Die T-Shirt-Aktion sei eine gemeinsame Aktion der Spielergewerkschaften der NBA und der amerikanischen Frauen-Liga WNBA, erklärte Celtics-Profi Grant Williams. Er ist auch einer der Vizepräsidenten der Spielervereinigung der Männer-Liga. «Wir hoffen, sie bald zurück in den USA und vereint mit ihrer Familie zu haben, damit sie tun kann, was sie liebt», sagte Williams. NBA-Chef Adam Silver ergänzte, Griner werde illegal festgehalten. Man arbeite gemeinsam mit der US-Regierung und externen Experten daran, ihre Freilassung voranzutreiben.
Der letzte veröffentlichte Stand aus Russland ist eine Entscheidung von Mitte Mai, als die Untersuchungshaft um einen Monat verlängert wurde. Wann es zu einer Verhandlung kommt, ist ebenso offen wie die Frage, ob es tatsächlich nur um einen Drogenverstoss geht oder ob die russische Führung nicht doch auch politische Absichten verfolgt – und Griner beispielsweise als Faustpfand für einen Austausch russischer Gefangner in den USA einsetzen möchte. Das US-Aussenministerium jedenfalls stuft Griners Verhaftung als unrechtmässig ein, ist bei Auskünften zu ihrem Fall aber sehr zugeknöpft und allgemein.
Griner spielte wie zahlreiche andere WNBA-Profis für zusätzliche Einnahmen monatelang in Europa – so wie Sabally bis vor wenigen Wochen noch in der Türkei aktiv war und dort mit Istanbul die Meisterschaft holte. «Sie ist eine professionelle Spielerin in der WNBA und sollte genug Geld verdienen, um überhaupt niemals nach Europa gehen zu müssen. Aber das ist eine Sache, die wir machen müssen, sage ich immer in Anführungszeichen», erklärte Sabally. «Wir wollen uns weiterentwickeln und nicht grosse Teile des Jahres rumsitzen und gutes Geld auf dem Tisch liegen lassen.» Die WNBA-Saison in den USA geht meist nur grob von Mai bis September.
Insbesondere Angebote von russischen Vereinen könne man aus finanzieller Sicht gar nicht ablehnen, berichtete die 24 Jahre alte Berlinerin. «Zu Russland kann man nicht nein sagen. Jetzt gerade ist das umstritten, auch mit dem Krieg. Aber wäre alles normal, würde ich nach Russland gehen», sagte Sabally trotz der russischen Invasion in die Ukraine.
Das ist eine Sache, die nicht der Fall wäre, wäre sie ein Mann.
Sie selbst verdiene in ihrer dritten Saison bei den Dallas Wings etwa 80 000 US-Dollar. «Es würde reichen, aber für was für einen Lebensstil als Profispielerin? Plus, wir haben nur zehn oder 15 Jahre, das ist nichts, das wir 40 Jahre lang machen können», erklärte Sabally. «Und da ist dann halt die Frage, nimmt man nur die 80 000 oder spielt man weiter Basketball und verdient noch was dazu. Das Viel-, Viel-, Vielfache noch dazu. Auf jeden Fall in Russland.»
Mit nichts davon müssen sich die Basketballer in der NBA beschäftigen – und keiner von ihnen sässe nach so langer Zeit noch immer in russischer Untersuchungshaft, glaubt Sabally. «Das ist eine Sache, die nicht der Fall wäre, wäre sie ein Mann und ein NBA-Spieler meiner Meinung nach.» Wie viele andere WNBA- und NBA-Profis hatte sich die deutsche Nationalspielerin vor kurzem den Aufrufen angeschlossen, mehr Druck auszuüben auf die US-Regierung.
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