«Alice Weidel soll bloss hinter den Bergen bleiben!»

Die (später dementierte) Nachricht, dass die AfD-Fraktionschefin nach Berlin zieht, sorgte am Freitag bei den Hauptstadtlesben für wenig Jubel

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel (Foto: Facebook)
AfD-Fraktionschefin Alice Weidel (Foto: Facebook)

Die AfD-Bundestags-Fraktionschefin Alice Weidel gibt ihre Wohnung im schweizerischen Biel auf, wo sie bisher mit ihrer Lebenspartnerin und zwei Söhnen gewohnt hat. Einen Vormittag lang sah es so aus, als würde sie nach Berlin ziehen. Eine entsprechende Meldung wurde aber im Laufe des Tages dementiert.

Laut Schweizer Zeitung «Tages-Anzeiger» wolle die AfD-Fraktionschefin nach Berlin ziehen – das wurde aber nun von ihrem Sprecher dementiert. Bisher lebt die Familie in Biel – einem multikulturellen Ort im Kanton Bern, wo sie sich immer wieder in der linken Kulturszene zeigte.

Dass sich Weidel, die aktuell wegen einer Spendenaffäre unter Druck steht, Biel ursprünglich als Wohnort ausgesucht hatte, sei nicht besonders erstaunlich, schreibt die Zeitung. Denn: «Ihre Frau und ihre Kinder sind dunkelhäutig, in Biel fallen sie überhaupt nicht auf. Im Gegenteil.» Weidels Partnerin stammt aus Sri Lanka.

Vielleicht ist es nicht schlecht, dass sie wegziehen

Der «Tages-Anzeiger» hat sich in der Nachbarschaft der Regenbogenfamilie umgehört, wo man die Politikerin wohl nicht vermissen wird. «Seit ich weiß, wo Alice politisch steht, würde ich sie nicht mehr einladen» wird ein Nachbar zitiert. Früher habe er das lesbische Paar und seine modern eingerichtete Wohnung cool gefunden. «Aber vielleicht ist es nicht schlecht, dass sie jetzt wegziehen», so der Nachbar.

Dass es nicht Berlin wird, erklärte Weidels Sprecher Daniel Tapp am Mittag. Er fügte hinzu: «Es ändert sich an der Wohnsitz-Situation von Frau Weidel in Deutschland nichts.» Sie bleibe ihrem Kreisverband am Bodensee erhalten.

Nach Berlin kommt sie also nicht. So richtig scharf war die lesbische Community auch nicht auf den Zuwachs. Wir haben bei einigen Vertreterinnen nachgefragt.

Frauke Oppenberg (Foto: Facebook)
Frauke Oppenberg (Foto: Facebook)

«Ich freu mich, dass sie endlich Steuern zahlt», sagte die rbb-Moderatorin Frauke Oppenberg. «Das Finanzamt Kreuzberg ist übrigens laut Stiftung Warentest das härteste in Deutschland. Und für sie hoffe ich, dass sie in unserer großartigen, vielfältigen Stadt lernt, was Offenheit und Toleranz sind.»

Sigrid Grajek (Foto: Jörn Hartmann)
Sigrid Grajek (Foto: Jörn Hartmann)

«Um Himmels Willen: Sie soll bloß hinter den Bergen bleiben!», seufzte die Berliner Kabarettistin Sigrid Grajek, die im Juli als eine von drei Nominierten den Preis für lesbische Sichtbarkeit erhalten hatte. «Ich habe sie letztens bei einer Veranstaltung im Bundestag mit dem Fahrstuhl an mir vorüberziehen sehen. Da ist mir körperlich richtig übel geworden. Das hat mir völlig gereicht und das möchte ich in freier Wildbahn gar nicht erleben. Vermutlich würde ich ihr vor die Füße kotzen. Solche Reaktionen haben ich nur ganz selten bei Menschen. Bei dieser hasserfüllten, verachtenden, überheblichen Person versagt meine Toleranz total.»

Mit diesem GIF antwortete uns Jenny, die seit vielen Jahren im SchwuZ an der Bar steht.



Die lesbische Aktivistin Mahide Lein versuchte der Sache etwas Positives abzugewinnen: «Na klasse! Dann kann sie sich gleich mal meine Ausstellung im Schwulen Museum ansehen und beim nächsten Event mithelfen.» Das Schwule Museum ehrt die Aktivistin aktuell mit einer Sonderausstellung, die noch bis Februar 2019 zu sehen ist.

Mahide Lein (Foto: Mad Fox)
Mahide Lein (Foto: Mad Fox)

Wo es Familie Weidel nun genau hinzieht, ist nicht ganz klar. Ganz ohne Berlin geht es jedenfalls nicht. Dort hat die Bundestagsabgeordnete für die Sitzungswochen eine Dienstwohnung.

Unterstütze LGBTIQ-Journalismus

Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!

Das könnte dich auch interessieren