10 queere Artists für deine Playlist
Schwul, lesbisch und genderneutral: Diese Künstler*innen sorgen für Vielfalt in der Musikbranche
Gestern Sonntag war Mannschaft-Redaktor Greg Zwygart zu Besuch bei Gayradio in Bern und stellte zehn queere Musikschaffende vor.
Greg Zwygart, Chefredaktor Schweiz bei Mannschaft Magazin, war gestern Gast in der Sendung «Wir und die Anderen» bei Gayradio. Mit Moderator Alex Post plauderte er über die allererste Ausgabe des Magazins und über die Motivation, die hinter der Gründung der MANNSCHAFT steckte. Die Sendung gibt es unter dem folgenden Link zum Nachhören. Anmerkung für unsere deutschen Leser*innen: «Wir und die Anderen» ist auf Schweizerdeutsch!
Zur musikalischen Untermalung brachte Greg zehn Songs von queeren Künstler*innen mit, die aufgrund der begrenzten Sendezeit leider nicht alle abgespielt werden konnten. Deshalb gibt es die schwulen, lesbischen und genderneutralen Musikschaffenden jetzt hier zum Abspielen:
1. Sakima – «Daddy» Der englische Sänger Sakima schlug einen lukrativen Plattenvertrag aus, weil er lieber unabhängig bleiben wollte. Zu seinen bekanntesten Songs gehören unter anderem «Daddy». «Die Bezeichnung hat für mich weniger etwas mit dem Alter zu tun, sondern mit einem Mann, der dich im Bett verwöhnt und bei dem du dich dabei in Sicherheit weisst», sagte Sakima in einem Interview mit der MANNSCHAFT. Schwuler Sex könne für viele Männer Stress verursachen, besonders wenn man passiv sei. «Ein Daddy ist bestimmend, aber fürsorglich. Für viele queere Männer hat das einen Reiz. Das sagt so einiges über die homosexuelle Psyche aus.»
2. The Internet – «Cocaine» Die lesbische Rapperin Syd ist Frontfrau der Band The Internet. In ihren Texten verwendet sie gerne das Wort «Girl», wenn sie die Liebe thematisiert und verhilft Frauen liebenden Frauen so zu mehr Sichtbarkeit im Rap. Im Musikvideo zu «Cocaine» zeigt sie sich als Badgirl, indem sie eine andere Frau zum Drogenkonsum verführt. Das Drogenthema ist ironisch gemeint. Als Anfängerin im Musikgeschäft habe man ihr immerzu Kokain angeboten, so Syd in einem Interview.
3. MNEK – «Tongue» Der Brite MNEK – Uzoechi Osisioma «Uzo» Emenike – begann im zarten Alter von sieben Jahren mit dem Schreiben eigener Gedichte und tüftelte mit Produktionssoftware herum, die es kostenlos zum Download gab. In Kontakt mit der Musikindustrie kam er über diverse Featurings und Kollaborationen, unter anderem ist er auf Gorgon City’s «Ready For Your Love» und auf Zara Larssons «Never Forget You» zu hören. 2015 arbeitete er mit Madonna für ihr Album «Rebel Heart» zusammen. 2018 erschien dann endlich MNEKs erstes Sololabum «Language», inklusive der Single «Tongue».
4. Rhea Litré – «Lovergirl» Rhea Litré ist eine Dragqueen, DJane und Singersongwriterin und ein Fixstern im Nachtleben von West Hollywood. Gemeinsam mit William Belli nahm sie mit «Let’s Have a Kaikai» eine Parodie des Songs «Let’s Have a Kiki» auf. «Lovergirl» ist ein Cover des gleichnamigen Lieds von Teena Marie von 1984.
5. Years & Years – «Hallelujah» Der Titel des zweiten Albums der britischen Synthopopband lautet «Palo Santo» und ist der Name einer fiktiven Welt, in der konventionelle Auffassungen von Geschlecht und sexuelle Orientierung nicht existieren. Der Song «Hallelujah» ist eine Ode an die Magie der Tanzfläche, wo Fremde sich finden und gehen lassen können bis ihre Körper «Hallelujah singen».
Wenn Schokolade wirklich Sünde ist
6. Love Affair und Mashrou’Leila – «Are You Still Certain?» Hamed Sinno, Leadsänger der libanesischen Band «Mashrou‘ Leila», ist offen schwul. Doch die Offenheit hat einen teuren Preis: Die Familien der Bandmitglieder haben schon Todesdrohungen erhalten, immer wieder werden Konzerte im Nahen Osten willkürlich abgesagt oder verboten. Nachdem an einem Konzert Regenbogenfahnen im Publikum zu sehen waren, wurden über 30 Konzertgänger*innen verhaftet. «Die Erfahrung hat meine mentale Gesundheit belastet, ich habe zwölf Kilo zugenommen», sagte Hamed im Interview mit der MANNSCHAFT letztes Jahr. Noch heute sei die ganze Band traumatisiert. «Wir wussten, dass wir eines Tages aufgrund unserer Texte und unserer Offenheit Probleme kriegen würden. Wir rechneten aber nicht damit, dass unser Publikum die Konsequenzen tragen müsste. Es ist wie eine schallende Ohrfeige.»
Die Zusammenarbeit mit Hercules & Love Affair – das Projekt des offen schwulen DJs Andrew Butler – ist eine einfühlsame Ballade
7. Tami T – I Have Never Loved (Remix) Tami T aus Schweden lässt gerne die Grenzen zwischen Geschlecht und Geschlechtsidentität verschwimmen und weigert sich, das eigene Geschlecht zu labeln. Tami T betreibt engagierten LGBTIQ-Aktivismus und Feminismus und gibt oft Konzerte in der queeren Szene Stockholms und Berlins. In den Songs geht es um Sex («I Have Never Loved», das Patriarchat («It’s Not Your Right To Know» oder «Disgusted») und Transgeschlechtlichkeit («Trans Femme Bonding»).
8. Leo Kalyan – «Focus» Der Londoner ist bekannt für seine träumerischen, von R&B und Soul angehauchten Tracks. Der 30-Jährige hat sich oft als Aussenseiter gefühlt, sowohl im Islam als schwuler Mann als auch in Grossbritannien als muslimischer Inder. Der Song «Fucked Up» ist sein persönlicher Coming-out-Song. Kalyan will mit der Zeit gehen, indem er regelmässig neue Tracks produziert, statt über längere Zeit an einem Album arbeitet.
9. Bronze Avery – «Want 2» Die Musikindustrie sieht in einem schwarzen Mann gerne einen R&B-Sänger, doch Bronze Avery lässt sich nicht schubladisieren. «Ich mag R&B und höre es auch oft, aber das bin einfach nicht ich», sagte er in einem Interview mit Billboard. Avery bezeichnet sich als Popsänger durch und durch. «Es ist frustrierend, in eine Schubalde gesteckt zu werden, aus der man nicht ausbrechen darf – eine Welt, in der schwarze Menschen nichts anderes tun dürfen, als die Dinge, in denen sie angeblich gut sind.» Im Musikvideo zu «Want 2» sehen wir Avery als Schüler einer Tanzstunde, der sich in den Lehrer verguckt.
10. Kelela – Blue Light Während mehrerer Jahre arbeitete Kelela an kleinen Produktionen, unter anderem mit Solange oder Gorillaz. 2017 folgte ihr erstes Soloalbum. Die 36-Jährige sieht sich als R&B-Sängerin, experimentiert aber auch gerne mit elektronischen Beats, die ihren sanften Gesang zur Geltung bringen. Ihre Mühe mit den Erwartungen, die Plattenlabels an schwarze Künstler*innen hegen, hat auch Kelela. «Meine queeren schwarzen Freundinnen halten mich davon ab, komplett durchzudrehen», sagte sie in einem Interview mit dem Magazin Dazed.
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