50 % der LGBTIQ scheuen Zärtlichkeit in der Öffentlichkeit

Rund 140.000 queere Personen wurden in den Mitgliedstaaten der EU sowie in Nordmazedonien und Serbien befragt

Foto: Jordan McDonald/Unsplash
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Klares Signal zum IDAHOBIT am 17. Mai: Die Ergebnisse der neuen Studie der EU-Grundrechteagentur FRA zur Situation von LGBTIQ zeigen aus Sicht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) einen deutliche Handlungsbedarf.

«Auch in Deutschland verbergen immer noch viele Menschen ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität aus Angst vor Benachteiligung», erklärte der kommissarische Leiter der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Bernhard Franke, am Donnerstag in Berlin.

«Von Erfahrungen mit Diskriminierungen, Belästigungen und Übergriffen wird von Befragten aus Deutschland durchgehend in etwa so häufig berichtet wie im EU-Durchschnitt – zu häufig.» Der Internationale Tag gegen Homo- und Transphobie am 17. Mai müsse auch in der Corona-Krise zum Anlass genommen werden, deutlich auf Missstände hinzuweisen.

«Wenn fast die Hälfte der Befragten angeben, sich aus Angst nicht Hand in Hand in der Öffentlichkeit zeigen zu wollen, und mehr als 20 Prozent ihre Identität am Arbeitsplatz geheim halten, dann muss uns das grosse Sorgen bereiten», sagte er. Franke ergänzte, die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stütze die Forderungen der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA), die in Wien sitzt: Dazu zähle eine angemessene finanzielle und personelle Ausstattung von Gleichbehandlungsbehörden in der ganzen EU, um eine wirksame Unterstützung von Menschen leisten zu können, die Diskriminierung erfahren.

«Höchste Zeit ist es ausserdem, bei dem seit vielen Jahren auf Eis gelegten Entwurf einer weiteren EU-Gleichbehandlungsrichtlinie endlich einen Durchbruch zu erzielen, damit überall in der EU der Schutz vor Diskriminierung über den Arbeitsplatz hinaus gesichert ist», schloss er.

Für die am Donnerstag veröffentlichte Studie Pride versus prejudice: LGBTI people in the EU today wurden fast 140.000 Personen, die sich selbst als lesbisch, schwul, bisexuell, trans- oder intergeschlechtlich beschreiben, in den Mitgliedstaaten der EU sowie in Nordmazedonien und Serbien befragt.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin ist seit über zwei Jahren ohne neue Führung, seit Christine Lüders aus ihrem Amt schied (MANNSCHAFT berichtete).

Österreich auf Platz 3 In Österreich stellt sich laut Umfrage die Situation für LGBTI-Personen im Vergleich etwas positiver dar, erklärte die grüne LGBTIQ-Sprecherin, Ewa Ernst-Dziedzic, am Donnerstag. In Bezug auf die allgemeine Zufriedenheit rangiere das Land hinter den Niederlanden (wo kürzlich ein schwules Paar zum zweiten Mal angegriffen wurde – MANNSCHAFT berichtete) und Dänemark auf Platz drei. So meinten 54 Prozent der Befragten, dass Vorurteile und Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten in Österreich in den letzten fünf Jahren abgenommen hätten. Im EU-Schnitt sagten das nur 40 Prozent über das jeweils betroffene Land. Allerdings gaben 40 Prozent der queeren Österreicher*innen auch an, sie hätten sich in den letzten zwölf Monaten wegen ihrer sexuellen Identität zu mindestens einmal diskriminiert gefühlt.

«Eine Verbesserung im Ranking ist zu begrüssen, heisst aber noch lange nicht, dass wir uns mit der Situation zufrieden geben können», so Ernst-Dziedzic.

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