100 Jahre Truman Capote: «Ich bin schwul. Ich bin ein Genie»
Zeitlebens feierte er rauschende Partys, am Ende seines Lebens war er jedoch einsam
Auch Jahrzehnte nach seinem Tod hat Truman Capote immer noch Millionen Fans weltweit. Viele seiner Kurzgeschichten und Romane sind längst Klassiker. Jetzt wäre der US-Autor 100 Jahre alt geworden.
Text: Christina Horsten, dpa
Masken, Fächer und ausschliesslich schwarze oder weisse Abendroben und Smokings: Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs schmiss Truman Capote, der für seinen damals gerade veröffentlichten Roman «Kaltblütig» von den Medien gefeiert wurde, eine unvergessliche Party in New York. Der «Black & White Ball» im New Yorker Plaza Hotel im November 1966, zu dem unzählige Stars, Politiker und Sportler erschienen, gilt bis heute als «die Party des 20. Jahrhunderts» – und Auslöser des Klatsch-Journalismus.
Mit Capotes Karriere und Gesundheit ging es danach steil bergab, 1984 starb er. Aber auch Jahrzehnte nach seinem Tod hat der US-Schriftsteller, der am Montag (30. September) 100 Jahre alt geworden wäre, Millionen von Fans weltweit und nicht nur «Kaltblütig», sondern auch zahlreiche andere seiner Werke, wie etwa «Frühstück bei Tiffany», sind längst Klassiker.
Von New Orleans nach New York Geboren wurde Capote 1924 als Truman Streckfus Persons in New Orleans. Seine Eltern liessen sich wenige Jahre später scheiden und der Sohn verbrachte einen grossen Teil seiner Kindheit bei seiner Grossmutter im US-Bundesstaat Alabama. Als seine Mutter schliesslich wieder heiratete, nahm ihr Sohn den Nachnamen seines Stiefvaters an und die Familie zog nach New York.
In der Metropole begann Capote für die Schülerzeitung zu arbeiten, begeisterte sich für Theater und bekam schliesslich einen kleinen Job beim Magazin New Yorker. Bald wurden erste Kurzgeschichten von ihm gedruckt und sogar preisgekrönt.
Sein Romandebüt «Andere Stimmen, andere Räume» wurde 1948 von vielen als Sensation gefeiert, von anderen zerrissen – verschaffte ihm aber in jedem Fall den Durchbruch.
Mit «Die Grasharfe», «Frühstück bei Tiffany» und schliesslich «Kaltblütig» folgten weitere literarische Erfolge – auch als Verfilmungen wurden viele seiner Werke zu Klassikern. Capote verfasste auch weiter Kurzgeschichten, journalistische Artikel sowie Drehbücher und arbeitete als Schauspieler.
Seine Asche wurde versteigert Aber der gefeierte Schriftsteller, der lange eine Beziehung mit dem Tänzer Jack Dunphy führte, kämpfte zeit seines Lebens auch immer wieder mit Alkohol- und Drogensucht und gesundheitlichen Problemen. Gegenüber dem Playboy soll er 1968 gesagt haben: «Ich bin Alkoholiker. Ich bin drogenabhängig. Ich bin schwul. Ich bin ein Genie.» Zu seinem «Black & White Ball» waren Stars wie Frank Sinatra, Norman Mailer und Lauren Bacall erschienen, zum Ende seines Lebens aber blieb Capote dann oft einsam.
Am 25. August 1984 starb der Autor in Los Angeles, unter anderem an den Folgen seines Drogenkonsums. Seine Asche wurde 2016 für rund 45’000 Dollar versteigert – wer sie erwarb, wurde nicht bekannt.
Die Bücher und Kurzgeschichten des Autors werden bis heute weltweit gelesen – und hin und wieder tauchen sogar immer wieder noch neue auf. Zuletzt entdeckte beispielsweise im vergangenen Jahr der Chefredakteur des Strand-Magazins, Andrew Gulli, zufällig eine handgeschriebene Capote-Geschichte in einem Notizbuch in der Kongressbibliothek in Washington (MANNSCHAFT berichtete). Nachdem die Nachlassverwaltung des Schriftstellers die Geschichte «Another Day in Paradise» geprüft hatte, bekam das Magazin die Erlaubnis zum Abdruck.
Mehr: Beliebt aus «Sister Act» und «Harry Potter»: Maggie Smith ist tot (MANNSCHAFT berichtete)
Das könnte dich auch interessieren
Mentale Gesundheit
Wenn das Smartphone dein Leben übernimmt
Samuel checkte sein Handy ständig – ohne echten Grund. Grindr, Games, Social Media: alles wurde zum Automatismus. Wie aus Gewohnheit problematisches Verhalten wurde und was ihm geholfen hat, das zu ändern.
Von Greg Zwygart
Soziale Medien
Schwul
Gesundheit
Bühne
«Als Anderssein nicht irritierte, sondern inspirierte»
In seinem neuen Programm «Tanz auf dem Vulkan» taucht Sven Ratzke ein in die verruchten 1920er Jahre der brodelnden Metropole Berlin. An seiner Seite die virtuosen Streicher*innen des renommierten Matangi Quartets.
Von Kriss Rudolph
Geschichte
Queerfeindlichkeit
Musik
News
Dresden erhält Gedenkort nach homofeindlichem Anschlag von 2020
Bei dem Angriff am 4. Oktober 2020 hatte der Täter in Dresden auf zwei schwule Touristen eingestochen, einer der Männer starb kurz darauf. Nun wurde eine Gedenktafel am Tatort eingeweiht.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Politik
Serie
Charlie Hunnam ist Ed Gein – Dieses «Monster» prägte schon Hitchcock
Die neue Staffel der Netflix-Serie «Monster» widmet sich dem Serienmörder Ed Gein – und zeigt, warum seine Geschichte bis heute Horrorklassiker prägt.
Von Newsdesk Staff
Unterhaltung
People