Zürcher Gay-Sauna «Moustache» schliesst – Vorwürfe an die Stadt
Trotz guter Geschäfte ist Ende Jahr definitiv Schluss
Nach über 40 Jahren muss die Gay-Sauna «Moustache» am 31. Dezember für immer schliessen. Gemäss Besitzer sei auch die Stadt Zürich schuld am vorzeitigen Ende dieser Ära.
Anfang der 80er-Jahre öffneten in den Schweizer Städten erstmals zahlreiche Betriebe, die sich explizit an LGBTIQ wandten: 1982 beispielsweise die Gay-Sauna «Sundeck» in Bern (MANNSCHAFT berichtete) – aber auch das Zürcher Pendant «Moustache». Die Nachfrage war gross: An Sonntagen seien die Kunden bis ins Treppenhaus angestanden, erzählt der ehemalige Moustache-Besitzer Hanspeter Steger in einem Interview mit Watson.
ZKB hat andere Pläne 2010 kaufte Robert Zbinden zusammen mit seinen beiden Geschäftspartnern das Moustache und liessen es sanieren. Der Anfang vom Ende kam dann vor drei Jahren, als die Eigentümer des Gebäudes, in dem das Moustache eingemietet ist, das Haus verkaufen wollten.
Das Moustache und die anderen Geschäfte wollten das Gebäude gemeinsam kaufen, wurden jedoch letztlich von der Zürcher Kantonalbank überboten, wie Watson schreibt. Die ZKB lässt die Immobilie im kommenden Jahr renovieren und darin Wohnungen sowie Büros einrichten. Für das Stück Schweizer Schwulengeschichte mit Schnauz bleibt da kein Platz mehr.
Nicht genug «Quartierbezug» Wie der geschäftsführende Partner Zbinden gegenüber Watson berichtet, habe er seither vergeblich nach einer neuen Mietfläche in Zürich gesucht. Das Problem waren die Preise – aber auch Bedenken seitens der Vermieter*innen: Die Schwulensauna könnte zu viel Lärm machen. Das sei «Quatsch», so Zbinden. Das Moustache sei ein leiser Betrieb ohne Partys und habe noch nie irgendwelche Nachbar*innen gestört.
2022 entdeckte er dann einen 800 Quadratmeter grossen Raum mit Dachterrasse auf dem ehemaligen Koch-Areal, welcher der Stadt Zürich gehört. Obwohl das Moustache mit seiner Dienstleistung (Gastronomie) ins Konzept der Besitzerin gepasst hätte, blitzten Zbinden und seine Partner wieder ab. Die Gay-Sauna habe nicht genug «Quartierbezug». Für Zbinden mit Blick auf die 40-jährige Geschichte des Betriebs im Kreis 4 ein Affront.
Auf Nachfrage von Watson heisst es bei der Stadt, dass unter «quartierbezogenen Dienstleistungen» nicht solche verstanden werden, die es schon zuvor im Quartier oder der Umgebung gegeben hätte. Vielmehr sei damit gemeint, dass die Anwohner*innen davon direkt profitieren würden.
Und das trifft für eine Gay-Sauna also nicht zu? Die Stadt weicht nach dieser Nachfrage aus: Es sei keine Entscheidung gegen das Moustache gewesen, sondern für einen anderen Betrieb, der besser ins Konzept passe. Der Fokus liege auf Handwerksbetrieben.
Keine Hoffnung mehr Seine Suche nach der passenden Location hat Zbinden mittlerweile aufgegeben. Damit ist am 31. Dezember 2023 endgültig Schluss.
Auch MANNSCHAFT wollte mit Zbinden über die Schliessung sprechen. Wir erhielten jedoch trotz mehrerer Anfragen über einen längeren Zeitraum keine Auskunft.
Im Mai sorgte der Besuch einer vermeintlichen trans Frau in einer Damensauna in Wien für Aufregung. Hinter der Aktion steckte allerdings ein Satire-Troll – die ganze Story gibt’s hier.
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