Über Dating-App gefunden? Mord an zwei Schwulen in Irland
Die Polizei geht von homophoben Hassverbrechen aus
Innerhalb von 24 Stunden wurden in der irischen Stadt Sligo zwei schwule Männer in ihrem eigenen Zuhause ermordet. Nun konnte ein Tatverdächtiger festgenommen werden.
Am vergangenen Montag wurde der 42-jährige Aidan Moffitt ermordet in seiner Wohnung in der irischen Stadt Sligo aufgefunden. Am nächsten Tag entdeckten zwei Nichten von Michael Snee ihren Onkel tot in seiner Wohnung, kaum zwei Kilometer vom ersten Tatort entfernt. Der 58-Jährige war wie das erste Opfer schwul und lebte allein. Wie irische Medien berichten, gab es an beiden Leichen deutliche Spuren massiver Gewalteinwirkung.
Freund*innen und Familienmitglieder beschreiben Aidan Moffitt als warmherzigen, witzigen und grosszügigen Mann. Er war im Immobiliensektor und als lokaler Peace Commissioner tätig. Michael Snee sei eine ruhige und hilfsbereite Person gewesen, sagte ein von der Tat schockierter Anwohner gegenüber dem Irish Independent. «Er war immer da, wenn man ihn gebraucht hat.»
22-jähriger Verdächtiger Gemäss dem Irish Independent ging die Polizei rasch von einem homophoben Hassverbrechen aus und verknüpfte die beiden Morde miteinander. Ausserdem kam es vergangene Woche in Sligo zu einer Attacke auf einen Mann, dem schwere Gesichtsverletzungen zugefügt wurden. Auch hier könnte es sich um denselben Täter handeln.
Am gestrigen Mittwoch konnte die irische Polizei nun die Verhaftung eines Tatverdächtigen verkünden. Es handelt sich dabei um einen 22-jährigen Mann, der keine Vorstrafen aufweist. Er wurde bereits in der Nacht auf den gestrigen Mittwoch verhaftet, als eine bewaffnete Einheit das Gebiet nahe dem Tatort durchforstete.
Inzwischen glauben die Ermittler*innen sogar, dass der Verdächtige geplant hatte, noch mehr Schwule in Sligo zu ermorden. Derzeit prüfen sie seine Internetaktivitäten, um weitere Rückschlüsse ziehen zu können.
Warnungen an Community Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder auf einer Dating-App gezielt nach schwulen Opfern gesucht hat. Sie mahnte gleichzeitig die Bevölkerung zu Vorsicht beim Onlinedating. Man solle immer ein Bild des Gesichts der Person haben, die man treffen möchte. Ausserdem müsse man sich in Acht nehmen vor neuen Profilen mit wenigen Posts. Darüber hinaus wäre es eine gute Idee, Freund*innen über die Dating-Pläne zu unterrichten.
Die Organisator*innen der Sligo Pride wandten sich ebenfalls mit einer Warnung an die lokale Community – denn am kommenden Wochenende sind zwei Pride-Events geplant. «Wenn möglich, gehe nicht zu Fuss nach Hause», schreibt Sligo Pride auf Twitter. «Falls du dir kein Taxi leisten kannst, gib bitte jemandem Bescheid, wenn du den Treffpunkt verlässt und wenn du zuhause angekommen bist.»
In den 50er und 60er Jahren gab es in Zürich mehrere Morde an schwulen Männern. Eine neue Podcast-Serie geht auf Spurensuche (MANNSCHAFT berichtete).
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