Vatikan lenkt im Streit um homofreundlichen Rektor ein

Ansgar Wucherpfennig bleibt nach umstrittenen liberalen Äußerungen zu Homosexuellen und der Rolle der Frau in der Kirche Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen

Ansgar Wucherpfennig (Foto: Hochschule für Philosophie/Christoph Sachs)
Ansgar Wucherpfennig (Foto: Hochschule für Philosophie/Christoph Sachs)

Ansgar Wucherpfennig bleibt nach seinen umstrittenen liberalen Äußerungen zu Homosexuellen und Frauen in der Kirche Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt. Er hat die notwendige Unbedenklichkeitserklärung des Vatikans nun doch noch bekommen.

Das sogenannte «Nihil obstat» habe die Bildungskongregation in Rom jetzt erteilt, teilte die Deutsche Provinz der Jesuiten am Donnerstag in München mit. Der Geistliche habe eine Erklärung abgegeben, in der er betonte, dass er «als Ordensmann und Priester dem authentischen Lehramt der Kirche verpflichtet sei».

Der Fall hatte in Deutschland für Debatten und viel Kritik gesorgt: Wegen liberaler Äußerungen in einem Interview im Jahr 2016 zu Homosexualität und Frauen in der Kirche hatte der Vatikan Wucherpfennig monatelang die notwendige Lehrerlaubnis verweigert. In einem Interview mit der Frankfurter Neuen Presse hatte Wucherpfennig u. a. gesagt, zum Thema Homosexualität gebe es«missverständlich formulierte» Bibelstellen.

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Der Lehrerlaubnis war der Deutschen Provinz der Jesuiten zufolge eine Erklärung Wucherpfennigs vorausgegangen: Wo es seine Ämter verlangten, lege er die Lehre der Kirche über die Möglichkeit der Weihe von Frauen und von Segnungsfeiern für homosexuelle Paare vollständig und verständnisvoll dar, erklärte der Pater. Die Fragen, die er als Seelsorger und Wissenschaftler an diese Lehre richte, werde er auch in Zukunft als seine persönliche Auslegung kennzeichnen. Zu den beiden Themen soll Ansgar Wucherpfennig nun Artikel veröffentlichen und die Ergebnisse seiner Forschung vorstellen.

Wir haben in der Kirche einen „Point of no Return“ erreicht und müssen über alles ohne Tabus reden

Wucherpfennig selbst erklärte am Donnerstag laut einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers (Freitag), er stehe trotz der Kritik Roms zu seiner Hoffnung auf Reformen: „Wir haben in der Kirche einen „Point of no Return“ erreicht und müssen über alles ohne Tabus reden. Das gilt auch für päpstliche Lehrschreiben oder Verlautbarungen römischer Behörden.“

Zahlreiche Theologen, Pfarrer und Bistumsvertreter hatten sich in der Auseinandersetzung hinter Wucherpfennig gestellt und seinen Verbleib im Amt gefordert. Nach Bekanntwerden der Einigung reagierten viele erleichtert. „Diese Entscheidung habe ich zusammen mit vielen anderen erhofft und erwartet“, sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing laut Agentur dpa. Aus der Erklärung, die Wucherpfennig abgegeben habe, gehe hervor, dass er sich als theologischer Lehrer selbstverständlich der Lehre und Tradition der Kirche verpflichtet wisse.

Dankbar für Unterstützung Auch der Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Johannes Siebner, zeigte sich erleichtert und dankbar für die breite Unterstützung, die Ansgar Wucherpfennig und die Hochschule St. Georgen in den letzten Wochen erfahren hat.

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