«Rufmord»? Uni Potsdam sieht Vorwürfe am Geiger Kolleg teils bestätigt
Es ging um den Vorwurf sexualisierter Belästigung eines Studenten
Eine Kommission der Universität Potsdam sieht einen Teil der Vorwürfe im Zusammenhang mit der Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg als bestätigt an.
Nicht nachweislich bestätigt hätten sich Vorwürfe der Duldung des Verhaltens sexualisierter Belästigung eines Dozenten, teilte die Universität am Mittwoch bei der Vorstellung eines Berichts mit. Gegenüber dem Kolleggründer Walter Homolka hätten sich bisher die Vorwürfe eines Machtmissbrauchs durch Ämterhäufung, Schaffung problematischer Studien- und Arbeitsverhältnisse und durch Karriereeingriffe bestätigt.
Im Mai waren Vorwürfe sexualisierter Belästigung durch einen Dozenten am Geiger Kolleg, den Ehemann von Homolka, in einem Bericht der Welt öffentlich geworden. Hatte dieser Mann Penis-Bilder an einen Studenten geschickt? (MANNSCHAFT berichtete)
Der Gründer und Rektor des Rabbinerkollegs, Walter Homolka, liess daraufhin seine Ämter ruhen (MANNSCHAFT berichtete). Es ging auch um den Vorwurf des Machtmissbrauchs. Homolka war auch Vizedirektor der School of Jewish Theology der Universität.
Der dpa schrieb Homolka im Frühjahr in einer Stellungnahme, es tue weh, die Vorwürfe lesen zu müssen. Er habe sein gesamtes Leben in den Dienst des liberalen Judentums gestellt und versucht, Möglichkeiten zu fördern, um sich angstfrei mit der jüdischen Tradition auseinanderzusetzen.
Eine fünfköpfige Kommission unter Leitung der Uni-Gleichstellungsbeauftragten Christina Wolff untersuchte die Vorwürfe. Der Zentralrat der Juden in Deutschland lässt parallel die Vorwürfe prüfen.
«Es bleibt etwas hängen» Homolka selbst sprach im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit von Rufmord und einer Kampagne, um ihm zu schaden.
Er sei kein Vertuscher und kein Belästiger, sagte er. «Aber bei solchen schwerwiegenden Vorwürfen gilt, auch wenn sie durch eine Studie entkräftet werden: Es bleibt etwas hängen. Sie ohne Beweise öffentlich zu verbreiten, das war Rufmord.»
Homolka weiter zur Zeit: «Ja, ich war Chef und hatte Macht. Doch Machtgebrauch ist nicht schon Machtmissbrauch.» Über Karrieren hätten stets Gremien entschieden. «Deren Strukturen waren vielleicht nicht ideal und sind nun zu erneuern», sagte Homolka. «Doch mich wundert, dass sich jahrzehntelang niemand daran störte, dass ich viele, meist arbeitsintensive Ämter bekleidete.»
Wahr ist, es gab den Clip
Zur Frage, wie er sich die Häufung von Anschuldigungen erkläre, sagte Homolka: «Alle Vorwürfe gehen letztlich auf einen ersten zurück: Ich hätte vertuscht, dass mein Lebenspartner, der auch am Kollege arbeitete, einen pornografischen Clip an einen Studenten versendet hat. Wahr ist, es gab den Clip.»
Er habe aber erst davon erfahren, als der Student den Vorfall beim Kolleg und bei der Polizei angezeigt habe, so Homolka. Deren Ermittlungen seien wegen Geringfügigkeit eingestellt worden. «Was mein Partner getan hat, war grundfalsch. (…) Dass er nun seine Anstellung verloren hat, wäre ihm nicht passiert ohne mich: Meine Person wird skandalisiert.»
Einer Studie zufolge fördert Gangsta-Rap fördert antisemitische Einstellungen: Die Abwertung von Frauen und Homosexuellen sind zudem Kernelemente dieser Rap-Spielart (MANNSCHAFT berichtete).
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