Umfrage: Deutliche Mehrheit gegen WM 2022 in Katar
Das Gay Football Supporter‘s Network hat schon vor Jahren zum Boykott aufgerufen
In einer Spiegel-Umfrage hat sich eine deutliche Mehrheit gegen die Austragung der Fussball-WM 2022 in Katar und für einen Endrunden-Boykott des Deutschen Fussball-Bundes ausgesprochen. Vor allem geht es um den Tod von Tausenden Arbeitern.
Laut der vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage halten 83 Prozent der Befragten die Vergabe des Turniers an das Wüstenemirat grundsätzlich für falsch. Nur sechs Prozent befürworten die WM in Katar.
Ähnlich war das Meinungsbild in Bezug auf eine Teilnahme der DFB-Auswahl vor dem Start in die WM-Qualifikation gegen Island am Donnerstagabend in Düsseldorf. 68 Prozent der Befragten stimmten für einen deutschen WM-Verzicht, lediglich 21 Prozent befürworten eine Teilnahme der Nationalmannschaft.
Eine klare Mehrheit von 65 Prozent will sich die WM-Spiele zum jetzigen Stand auch nicht im TV anschauen. Mehr als 81 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wünschen sich zudem ein grösseres Engagement des Verbandes bei dem Thema. Nur neun Prozent sind der Ansicht, dass der DFB dies bereits ausreichend tue.
Laut dem britischen Guardian sind in Katar seit 2010 mehr als 6500 Arbeiter vor allem aus südostasiatischen Ländern gestorben. Während die Menschenrechtsorganisation Amnesty International von einer «hohen Zahl» an gestorbenen Arbeitern spricht, liegt die Sterberate nach Ansicht von Katars Regierung in einem zu erwartenden Bereich. Wegen der Menschenrechtsverletzungen hatte die Fan-Organisation «ProFans» den DFB bereits Anfang März zum WM-Boykott aufgefordert.
Die Lage der Arbeiter ist die eine Seite, die andere die Situation von LGBTIQ: Das Emirat Katar gibt sich gern weltoffen und modern, zumindest nach aussen. Doch in der regierungsnahen Zeitung Al Sharq wurde im vergangenen Jahr vor einer «warmen Einstellung» zu Homosexualität gewarnt – die Gott bestrafen werde (MANNSCHAFT berichtete).
Nasser al-Khater, Chef des Organisationskomitees der WM in Katar, hatte letztes Jahr erklärt, alle Fans seien willkommen, auch die queeren. Man müsse jedoch die Sitten des Golfstaats respektieren (MANNSCHAFT berichtete).
Schon im Jahr 2010 hatte das Gay Football Supporter‘s Network zum Boykott der Fussball-WM in Katar aufgerufen, da dort Homosexualität immer noch kriminalisiert und bestraft wird. Trotz des augenscheinlich liberalen Gesellschaftsklimas sollte bewusst sein, dass homosexuelle Handlungen und nichtehelicher Geschlechtsverkehr verboten sind und strafrechtlich geahndet würden, teilt das Auswärtige Amt in Berlin mit.
Riku Riski spielt im finnischen Nationalteam und boykottierte vor zwei Jahren das Trainingslager in Katar (MANNSCHAFT berichtete).
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