Nach Verabredung über Grindr: Mann in Katar verurteilt
Menschenrechtler*innen sprechen von einem «mehr als unfairen» Verfahren
Besitz und Konsum von Drogen – dafür wird ein Mann in Katar verurteilt. Dessen Familie sagt dagegen, er sei über eine schwule Dating-App in eine Falle gelockt worden.
In Katar ist ein Mann nach einer Verabredung über die Dating-App Grindr, die vor allem von Homosexuellen genutzt wird, festgenommen und zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Zudem muss er eine Geldstrafe von umgerechnet rund 2500 Euro zahlen. Wie mehrere Menschenrechtsorganisationen mitteilten, wurde er im Februar in seiner Unterkunft in Doha festgenommen, kurz nachdem er sich über Grindr mit einem anderen Mann zu einem Treffen verabredet hatte (MANNSCHAFT berichtete). Bei dem Treffen im Eingangsbereich zu seiner Wohnung sei er von Sicherheitsleuten in zivil überrascht worden, sagte James Lynch, Mitvorsitzender der britischen Organisation FairSquare, am Donnerstag.
Ein Vertreter Katars erklärte, der Mann mit britischer und mexikanischer Staatsbürgerschaft sei «ausschliesslich wegen des Besitzes illegaler Substanzen» festgenommen worden. Menschenrechtler*innen sprachen am Mittwoch von einem «mehr als unfairen» Verfahren. Katarische Sicherheitsleute hätten den Mann zu einem Geständnis gezwungen.
Der Mann werde Katar nach Zahlung der Geldstrafe verlassen können, teilte das Aussenministerium in Mexiko mit. Katarische Staatsanwälte haben nach der Verkündung des Strafmasses aber 30 Tage Zeit, um dieses anzufechten. Deshalb kann der 44-Jährige nicht unmittelbar ausreisen.
Die Familie geht davon aus, dass der Mann über die App Grindr in eine Falle gelockt wurde. FairSquare und weitere Organisationen teilten mit, die Behörden wollten Angehörige der LGBTIQ-Gemeinde mit dem Urteil ausgrenzen und zu Straftätern machen.
Im Golfemirat Katar ist gleichgeschlechtlicher Sex verboten und kann mit einer Höchststrafe von sieben Jahren Haft belegt werden.
Thailand gilt in puncto Homosexualität als extrem liberal und ist bei queeren Menschen aus aller Welt beliebt. Jetzt soll die Ehe für alle legalisiert werden – in Asien hat das Seltenheitswert (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
USA
Pronomen-Streit in Wyoming: Frau misgendert Politiker und geht viral
Ein Video aus dem Senat von Wyoming sorgt für viele Klicks: Eine Anwohnerin spricht den Vorsitzenden mit «Madame» an. Der US-Bundesstaat hatte zuvor beschlossen, dass man auf bevorzugte Pronomen nicht mehr Rücksicht nehmen müsse.
Von Greg Zwygart
Gendern
News
Politik
International
Österreich
Selbstbestimmung statt rechtem Kulturkampf: «Grund zu feiern»
Mario Lindner ist SPÖ-Sprecher für Gleichbehandlung, Diversität und LGBTIQ im Nationalrat und Bundesvorsitzender der queeren Soho. In seinem Gastbeitrag für MANNSCHAFT erklärt er den Erfolg der Koalitionsvereinbarung.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
TIN
Ungarn
Orbán verbietet Budapest Pride in der Öffentlichkeit
«Zum Schutz der Kinder» soll die Budapest Pride nicht mehr in ihrer gewohnten Form stattfinden dürfen. Menschenrechtsorganisationen fordern die EU zum Handeln auf.
Von Newsdesk Staff
News
International
Pride
Fussball
UEFA sperrt umstrittenen schwulen Referee Coote
Der englische Schiedsrichter David Coote ist durch eine Schmähung gegen Jürgen Klopp bekanntgeworden und outete sich später. Nach einem weiteren Video trifft die UEFA nun eine Entscheidung.
Von Newsdesk/©DPA
Coming-out
Schwul
News